Ängste und sexuelle Schuldgefühle
Viele Frauen mit Orgasmusproblemen berichten von Angstgefühlen verschiedenster Art. Am häufigsten sind wohl die Ängste, sich während des Orgasmus zu „verlieren“, d.h. die Kontrolle über sich und das sexuelle Geschehen zu verlieren.

Psychoanalytische Sichtweise
Die Angst, sich in der intensiven Nähe mit dem Partner während des Orgasmus zu verlieren, kann aus psychoanalytischer Sicht von einer zu wenig erlebten, gefühlsmäßig nahen Mutter-Tochter-Bindung herrühren, in der die Tochter die Nähe der Mutter als angenehm und steuerbar hätte erleben können. Oft findet man die „Angst vor Selbstverlust“ aber auch bei Frauen, die sich in ihrer Persönlichkeit unsicher fühlen oder Schwierigkeiten haben, Grenzen zu setzen und ihre Bedürfnisse einzubringen.
Die Angst vor Kontrollverlust zeigt sich aus psychoanalytischer Sicht, wenn die Frau in den regressiven Momenten von Hingabe und Loslassen in der Sexualität die körperlichen Reaktionen im Übermaß kontrolliert, den Erregnungslevel beobachtet und dadurch die Erregungssteigerung behindert.

Ärger, Ekel und Schuldgefühle
Neben Angstgefühlen können auch Ärger- und Ekelgefühle sowie sexuelle Schuldgefühle Ursache von Orgasmusschwierigkeiten sein. Oft sind diese Gefühle das Ergebnis aus früheren gefühlsmäßigen Beziehungen zu den Eltern oder auch das Ergebnis der Vermittlung von bestimmten Einstellungen zur Sexualität seitens der frühen Bezugspersonen.
Aus lerntheoretischer Sicht entsteht ein Orgasmusproblem eher dann, wenn das sexuelle Verhalten mit unangenehmen Gefühlen wie Angst oder Schmerz in Verbindung gebracht wird. Dies kann durch sexuell unangenehme Erfahrungen im Verlauf von Partnerschaften, infolge mangelnder Bestätigung im Zusammenhang mit sexuellen Verhaltensweisen oder auch durch schwere sexuelle Traumatisierungen geschehen sein. Unangenehme Gefühle während sexueller Aktivitäten können aber auch bei einem angenehmen sexuellen Kontakt wieder reaktiviert werden.
