Auswirkungen der Multiplen Sklerose (MS) auf Partnerschaft und Beziehung
Ms ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystem und die häufigste neurologische Erkrankung des frühen Erwachsenenalters zwischen den 20. und 40. Lebensjahr. Es können aber auch Kinder erkranken und ältere Menschen.
Frauen sind 3x so häufig betroffen. Man rechnet mit einer Neuerkrankungsrate von etwa 250 Menschen pro Jahr in Österreich.
Man unterscheidet zwischen von Anfang an fortschreitenden und schubhaften Verläufen der Multiplen Sklerose. Dabei sind mit 75% die schubhaften Verläufe weitaus öfter anzutreffen.
Unter einer schubhaften Verschlechterung versteht man ein Symptom, dass sich innerhalb von 24 Stunden neu entwickelt oder eine bestehende Problematik, die sich weiter verschlechtert.
Symptome der MS sind vielfältig. Sie können das Spüren, die Kraft, das Gleichgewicht oder das Sehen betreffen. Seltener kann auch das Sprechen betroffen sein.
Auch ein einseitiger Gesichtsschmerz als erstes Symptom einer MS sind möglich.
Es gibt viele Untersuchungen, dass sich das Denken oder die Merkfähigkeit im Laufe der Erkrankung verschlechtern können.
Damit vergesellschaftet können auch Stimmungsschwankungen auftreten. Ein häufig auftretendes Problem ist eine allgemein reduzierte Belastbarkeit - Faitgue genannt.
Körperliche aber auch geistige Anstrengung führt zu einer raschen Ermüdung. Deshalb sind über den Tag verteilt Pausen notwendig.
Je nach Lokalisation und Anzahl der Entzündungsherde kann es zu einer Einschränkung der Sexualität oder der Blasenfunktion kommen.
In Österreich sind derzeit ca. 9000 Menschen an Multiple Sklerose erkrankt.
Hinter dieser Zahl stehen Menschen, deren Schicksal, Lebenspläne, Familiengefüge, Partnerschaften, sich durch die Diagnose verändert.

Einfluss auf die Partnerschaft
Meist richtet sich unsere Aufmerksamkeit darauf, wie sich das Leben der Betroffenen selbst ändert.
In einer Partnerschaft hat doch immer jede Veränderung im Leben des einen, Auswirkungen auf das Leben des anderen, auf die Partnerschaft insgesamt.
Betroffene erzählen, dass sich ihre ursprüngliche Rolle in einer Beziehung verändert hat. Zum Beispiel - dass man als Ehefrau kann nicht mehr den Haushalt vollständig führen kann und der Partner ihren Anteile der Arbeit übernehmen muss.
Oder der Ehemann kann nicht mehr ausreichend das Familienbudget erwirtschaften. Das heißt in einer Beziehung muss ich Partnerschaft neu definieren.
Chronische Erkrankungen schaffen neue Voraussetzungen.
Auswirkungen auf die Sexualität
MS kann auch die Sexualität betreffen. Durch die veränderte Nervenversorgung kann es zu verminderter Durchblutung der Genitale kommen, was zu Erektionsstörungen beim Mann und zu Erregungsstörungen der Frau oder zu verminderter Befeuchtung der Vaginalschleimhaut führen kann. Es können aber auch Gefühlsstörungen am Genital auftreten, Ejakulationsstörungen und Lustlosigkeit.
Zum anderen kann es auch zu Blasenfunktionsstörungen mit häufigem Harndrang aber auch einer teilweisen Inkontinenz kommen. Harnwegsinfekte treten gehäuft auf. Sehr selten kommt es zu einem plötzlich auftretenden Stuhldrang, was sich auch sehr irritierend auf die Sexualität auswirken kann.
Somit betrifft die Erkrankung wesentliche Komponenten einer Partnerschaft und reicht auch an gesellschaftliche Tabuthemen heran.

Passender Umgang mit neu auftretender - chronischer - Erkrankung
Mit Auftreten der ersten Symptome ist die beste Strategie, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich vom betreuenden Neurologen genau über die Erkrankung und deren möglichen Konsequenzen und Gegenstrategien aufklären zu lassen.
Maximale Information hilft sich der Situation zu stellen. Gerade bei MS können die Schwierigkeiten, die durch die Erkrankung entstehen ganz unterschiedlich sein.
Jeder Patient hat seine speziellen Symptome und daraus resultierend seine eigene Symptomatik und Problematik.
Somit brauche jeder ein EIGENES Konzept gegen die Erkrankung und die gehört mit einem MS-Spezialisten erarbeitet und besprochen.

Umgang mit Partnerschaftsproblemen
Partnerschaften sind von Dauer, wenn Ehrlichkeit zwischen den Partnern bestehen. Wenn man von einer chronischen Erkrankung betroffen ist, schafft man es nicht auf Dauer diese zu verheimlichen.
Eine dauerhafte Partnerschaft hängt auch sehr von Fähigkeit miteinander Probleme zu bewältigen ab. MS ist primär natürlich das Problem der/des Betroffenen, aber es ist auch das gemeinsame Problem, das GEMEINSAM gelöst werden muss.

Sexualstörungen verhindern
Es zeigt sich, dass die beste Methode Sexualstörungen zu verhindern eine rasche und effektive Therapie der Erkrankung ist. Dadurch verhindere ich alle möglichen Folgeerkrankungen am besten.
Sollten sich aber Sexualstörungen eingestellt haben, so kann gleich der betreuende Neurologe um Hilfe gebeten werden, eine Lösung auch dafür zu finden.
MS wirkt sich allerdings nicht immer negativ auf die Sexualität aus, denn zum Glück sind ganz andere Faktoren für die sexuelle Zufriedenheit ausschlaggebend, wie eine groß angelegte deutsche Studie aufzeigen konnte.
Ausschlaggebend ist die partnerschaftliche Zufriedenheit, eine gute partnerschaftliche Kommunikation und Austausch von Zärtlichkeit und Gemeinsamkeiten.
Diese Faktoren erzeugen Nähe und das Bedürfnis nach Intimität, das wiederum die Beziehung stärkt.
Gespräch und Therapie
Miteinander reden und eine gute Therapie der Grunderkrankung sind wichtigsten Grundvoraussetzungen, um mit den Herausforderungen der Erkrankung umgehen zu können.
Falls das Paar alleine nicht mit den Veränderungen und Belastungen zu recht kommt, ist es ratsam, nicht zu lange die Probleme anstehen zu lassen.
Es gibt Hilfe!
Für neurologische Themen wendet man sich am besten an ausgewiesene MS-SpezialistInnen.
Hilfe bei partnerschaftlichen Problemen findet man bei Paar- oder SexualtherapeutInnen.
