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Burnout und psychovegetative Störungen

Wenn die innere und äußere ... 

Die Anforderungen, die an uns gestellt werden, steigen ständig, zugleich steigen die Anforderungen, die wir an uns selber stellen. Die Folge: Stress als Dauerzustand, ein Leben im Alarmzustand. Wenn man den Kopf voll hat, etwa mit Problemen im Job oder anderem, ist es kaum möglich, sich auf Zärtlichkeiten einzustellen. Stress und Überlastung führen nicht nur zu vegetativen Störungen wie Schlafstörungen, Herz-, Kreislaufproblemen, Tinnitus, erhöhtem Muskeltonus u.Ä., sondern auch zum Verlust sexuellen Verlangens.

Beispiele

Herbert (48): Nach Umstrukturierungen im Betrieb, verlangten sie noch und noch Überstunden von mir. Ich habe meine Frau und meine Kinder kaum noch gesehen, und wenn, war ich nur gereizt und meistens hundemüde, sodass ich auf der Coach beim Fernsehen eingeschlafen bin. Ich hatte auf nichts mehr Lust, auch nicht auf Sex. Es ging dann auch nichts mehr. Und das mir, wo mir ein lebendiges Sexualleben immer so wichtig war.

Eva (38): Job, Haushalt, zwei Kinder und mein Mann, der sich nur mehr seiner Karriere widmete. Langsam wurde mir das alles zu viel. Es ging schleichend. Irgendwann war auch Sex für mich nur mehr eine lästige Pflicht, fast ein Jahr lang habe ich dann mit meinem Mann keinen sexuellen Kontakt mehr gehabt.

Definition

Burnout bezeichnet sowohl den Prozess des Ausbrennens über Monate oder über Jahre als auch den Endzustand von totaler Erschöpfung und chronischer Müdigkeit, eben ausgebrannt sein - wenn nichts mehr geht. Man wird chronisch emotional und körperlich erschöpft, man wird zynisch und den Anforderungen des Arbeitsalltags zunehmend weniger gerecht. Burnout ist ein Maßstab für die Diskrepanz zwischen dem Wesen eines Menschen und dem, was er in seiner Arbeit tun muss.

Häufigkeit

Treffen kann es Männer und Frauen, in allen Berufsgruppen und Lebenssituationen, die um jeden Preis funktionieren wollen und dabei häufig über ihre eigenen Grenzen gehen - bis es zu chronischer Überlastung und zu Erschöpfungssymptomen kommt. In Österreich sind ungefähr 500.000 betroffen, eine Million Menschen sind stark burnoutgefährdet, die Tendenz ist steigend. (Business Doctors Studie, branchenübergreifend von 2006-2008 vom ÖGB in Auftrag gegeben)

Ursachen

Burnout stellt eine Folgereaktion anhaltender innerer und äußerer aufgabenbezogener Belastungsfaktoren dar, denen nicht genügend Ressourcen entgegengesetzt werden können.

Zu den inneren Risikofaktoren zählen unter anderem:

  • Idealisierung der Arbeit
  • (unrealistisch) hohe Leistungsansprüche und Ziele (Perfektionismus)
  • ungünstiges Bewältigungsverhalten in Stresssituationen (Schwierigkeit, Grenzen zu setzen, „runterschlucken“ von Ärger, Verdrängen eigener Bedürfnisse).
  • Geringes Selbstwertgefühl

Zu den äußeren Faktoren zählen:

  • die Zunahme von Arbeitsüberlastung und Zeitdruck
  • Mangel an Kontrolle und Beeinflussungsmöglichkeiten durch starre Strukturen oder „Firmenchaos“ im Sinne unklarer Rollen- und Aufgabendefinitionen bzw. widersprüchlicher Vorgaben
  • Mangel an Anerkennung/Belohnung, fehlende Rückmeldung über Erfolg bzw. Misserfolg
  • fehlende Gemeinschaft (stabile Beziehungen zu KollegInnen, Austausch und Unterstützung)
  • Wertekonflikte: (Missverhältnis zwischen Anforderungen der Arbeit und eigenen Prinzipien bzw. unklare Werte seitens der Organisation (vgl. Maslach/Leiter: „Die Wahrheit über Burnout“ 2001).
  • Zusätzliche Verpflichtungen (Pflege von Angehörigen ect.)

Gleichzeitig lassen soziale, kulturelle und ökonomische Entwicklungen wie eine zunehmende Reiz-/ Informationsüberflutung, steigende Tempo- und Komplexitätsanforderungen und eine einseitige Betonung von Fortschritt, Individualismus und Leistung die Anforderungen an das Individuum wachsen. Arbeits- und Privatleben entgrenzen sich durch neue Arbeitsmodelle, Orientierungsmarken (gelebte Spiritualität, Werte, Vorbilder) wie auch soziale Unterstützungssysteme (stabile Paar - Beziehungen, Kollegen) gehen immer mehr verloren. Durch die steigenden Anforderungen im Privat- und Arbeitsbereich bleibt immer weniger Zeit für Reflexion und für den Aufbau und Erhalt von Ressourcen.

Symptome

Warnsymptome der Anfangsphase

  • Hyperaktivität
  • Freiwillige, unbezahlte Mehrarbeit
  • Gefühl der Unentbehrlichkeit
  • Gefühl, keine Zeit zu haben
  • Zurückstellen eigener Bedürfnisse
  • Verdrängung von Enttäuschungen und Misserfolg
  • Beschränkung sozialer Kontakte auf das berufliche Umfeld

Symptome im Verlauf

Im Bereich der Gefühle:
  • Verlust der Freude an früher als angenehm erlebten Aktivitäten
  • vorherrschen emotionaler Erschöpfung
  • Ängstlichkeit oder Angstzustände
  • Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Empfundene Ohnmacht und Hilflosigkeit in Bezug auf eigene Beeinflussungsmöglichkeiten des Umfelds

Im Bereich der Gedanken:

  • Verlust von Interesse, Kreativität und Phantasie
  • Perspektivenlosigkeit
  • Wertverlust, Gefühl der Sinnlosigkeit
  • Zynismus
  • Probleme der Konzentration, quälendes Gedankenkreisen
  • deutliche Abnahme der Leistungsfähigkeit und der Fähigkeit, in Alternativen zu denken

Im Bereich des Verhaltens:

  • Rückzug aus der Umwelt
  • Fehlleistungen
  • Entscheidungen bzw. klare Anweisungen fallen schwer
  • Aufgeben von Hobbys
  • Erhöhter Konsum von Alkohol, Aufputschmitteln bzw. anderen Substanzen

Im Bereich des Antriebs:

  • Sexuelle Funktionsstörungen
  • Antriebslosigkeit
  • Ständige Müdigkeit und anhaltende Erschöpfung
  • Regenerationszeiten sind deutlich verlängert

Häufige körperliche Symptome:

  • Schlafstörungen
  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • Zyklusstörungen
  • Muskelschmerzen und –beschwerden
  • chronische Kopfschmerzen
  • Bluthochdruck
  • Herzrasen
  • Bandscheibenvorfall
  • Gastritis
  • Magen-Darm-Erkrankung
  • Abhängigkeitserkrankung
  • Tinnitus
  • Herzinfarkt

Lustlosigkeit und Partnerschaft

Man hat für nichts mehr Energie. Die meisten von Burnout Betroffenen leiden an sexueller Lustlosigkeit. Der Dauerstress senkt den Spiegel der weiblichen und männlichen Sexualhormone und „raubt" die sexuelle Kraft.

Viele verdrängen und tabuisieren ihre Sexualstörung, trotz quälender Schuldgefühle dem Partner gegenüber - und verschlimmern dadurch die Situation noch. Ihr Verhalten bringt Unsicherheit, Eifersucht und Misstrauen in die Beziehung. Vor lauter Scham verharmlost man auch die Situation und vertröstet auf stressfreiere Zeiten.

Man kann sich leicht ausmalen, was der Zustand des Burnouts für eine Partnerschaft bedeutet. Burnout ist ein dauerhafter Lustkiller, sowohl auf der organischen als auch auf der psychischen Ebene, insgesamt nimmt die Lebensqualität des Paares rapide ab. Man geht kaum noch aus, trifft sich kaum noch mit Freunden – alles viel zu anstrengend.

Verlauf

Burnout entwickelt sich typischerweise über Monate bis Jahre in Stufen in einem fortlaufenden Prozess der physischen, emotionalen und mentalen Verausgabung. Dabei kann es immer wieder zu Phasen der Besserung und Erholung kommen. Der fließende Übergang von der normalen Erschöpfung zu den ersten Stadien des Burnouts wird nicht erkannt sondern als „normale“ Entwicklung akzeptiert. Findet jedoch weder in Bezug auf die inneren noch die äußeren Bedingungen eine deutliche Änderung statt, besteht die Gefahr einer sehr ernsten Erkrankung.

Es kommt zu einer kreisförmigen, gegenseitigen Verstärkung der einzelnen Komponenten (z.B. emotionale Erschöpfung führt zu geringerem Selbstwertgefühl, welches durch verstärkte Kompensationsbemühungen weiter zu emotionaler Erschöpfung führt).

Diagnose

Burnout ist bislang ein Begriff, aber keine Diagnose im Sinne der klinischen Klassifikationen. Im ICD-10 findet sich Burnout unter Z 73.0 „Erschöpfungssyndrom“ (Burn-out Syndrom) angeführt, berechtigt mit dieser Kennzahl jedoch nicht zur Verrechnung mit der Krankenversicherung. Als formal korrekte, systemkonforme Diagnosekategorien bleiben solche aus den ICD-Subkapiteln der affektiven Störungen und der neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen, da es Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) mit Burnout gibt.

Bei offensichtlichen Anzeichen von Burnout ist es das Beste, sich in kompetente Hände zu begeben. Sprechen Sie mit einem Arzt, einer Ärztin Ihres Vertrauens oder instituten wie i b o s wo ein Ineinandergreifen der Disziplinen von Medizin, Psychotherapie und Coaching ein modulares Behandlungs- und Begleitungsprogramm ermöglichen.

Einen Online-Test darüber, ob Sie Burnout-gefährdet sind, finden Sie hier

Lösungsansätze

Der Gang zum Arzt, zur Ärztin ist der erste Schritt, danach zu einer/m Psychotherapeutin/en, um grundlegende Muster und Verhaltensweisen nach und nach zu verändern, die einem in die Erschöpfung geführt haben, damit man wieder zur eigenen Lust gelangt.

Tipps zur Selbsthilfe und Vorsorge

Manchmal können aber auch schon einige Selbsthilfemaßnahmen dienen, die auch präventiv für mehr Energie sorgen können.

Energiequellen für den Körper

Das oberste Prinzip ist Wärme: Gönnen Sie sich regelmäßig ein warmes Bad oder einen Saunabesuch.

Lichttherapie: Gehen Sie so oft wie möglich spazieren, fahren Sie auf den nächsten Berggipfel, buchen Sie, wenn möglich, einen Kurzurlaub in der Sonne. Kontakt mit der Natur, frische Luft und viel Tageslicht unterbrechen nachgewiesenermaßen den Kreislauf negativer Gedanken.

Richtig frühstücken: Morgens Tee (Kräuter oder Früchte) trinken und warm essen. Kochen Sie sich einen Milchreis oder einen Brei aus Dinkelgrieß (je nach Geschmack mit Rosinen, Zimt und Walnüssen) und süßen Sie ihn mit Honig oder Ahornsirup. Wer lieber salzig beginnt, kocht sich eine Suppe (besonders gut: Kraftsuppe mit Huhn und Gemüse oder Linsensuppe) Schon nach einer Woche werden Sie spüren, wie Ihre Energietanks sich wieder auffüllen

Appetit holen: Wenn Ihnen der Stress den Magen zuschnürt, müssen Sie sich das Gefühl für den Körper gezielt zurückholen: Gehen Sie auf einen Markt, genießen Sie die Farben und Gerüche dort und kaufen Sie bewusst einige Zutaten, die Sie wirklich ansprechen. Sorgen Sie für wenigstens eine entspannte Mahlzeit am Tag.

Bewegung: Beginnen Sie mit leichten Bewegungsformen wie Spazieren, Radfahren oder laufen, bei denen ihr Puls nicht über 140 gehen sollte! Wichtig: kein Leistungs- und Überforderungsprogramm, das kostet mehr als es bringt.! Jedes 3. Mal können Sie ihre Strecke um ca. 10% steigern.

Reinigung: Chronische Stressbelastung führt häufig dazu, zu wenig Wasser und zu viel Kaffee und Schwarztee bzw. Alkohol zu sich zu nehmen. Wenn Sie dies nicht ganz vermeiden können, sorgen Sie dafür, jedes Mal wenigstens die 1,5 fache Menge Wasser dazu zu trinken!

Atem: die leichteste Form der Energiearbeit! Im Stress neigen fast alle Menschen dazu, flach zu atmen und den Brustraum durch Anspannung eng zu halten. Das Gegenmittel: legen Sie sich flach auf den Boden. Atmen Sie dann voll in den Bauch, bis er sich hebt, dann in die Brust. Langsam wieder ausatmen- Pause. Machen Sie das jedes Mal für 2 Minuten, wenn Sie ein Energietief kommen spüren.

Entspannungstechniken: Wenn Sie bereits irgendeine Technik beherrschen, verordnen Sie sich regelmäßige Übungszeiten. Ansonsten empfiehlt es sich, eine einfache Form der Entspannung zu lernen (z.B. Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Yoga ect.)

Energiequellen für die Seele

Ressourcen mobilisieren: Welche Bedürfnisse haben Sie in letzter Zeit vernachlässigt? Was hat Ihnen früher Freude gemacht? Was tut Ihnen gut? Was war die Lieblingsmusik, ein Buch, dass Sie berührt hat? Welche kreativen Ausdrucksmöglichkeiten gab es? Was davon ließe sich am leichtesten wieder aktivieren? Reservieren Sie dafür Zeit.

Kreisläufe unterbrechen: Schreiben Sie sich die Gedanken auf, wenn Sie der Grübelzwang befällt. (häufig sind dies Sätze wie: „Es liegt nur an mir“; „Ich schaffe das nicht“; „das ist noch nicht gut genug“) Notieren Sie dann Sätze, die Sie stärken. („ Ich erledige diese Aufgabe, so gut ich kann“, „ich werde es schaffen wie andere vor mir“; „Ich kann um Unterstützung bitten“; „ Es ist genug“)

Tagträumen: Erlaubt und erwünscht sind alle Erinnerung an gute Zeiten und Erlebnisse. Gehen Sie in Ihrer Fantasie an Orte, in Situationen und zu Menschen, die für Sie angenehm und stärkend sind.

Psychohygiene: Seien Sie achtungsvoll mit sich selbst. Schauen Sie sich genau an, welche Situationen oder Menschen Sie hinunter ziehen. Meiden Sie Energiefresser jeglicher Art, auch wenn sie dadurch (vermeintliche) Freunde brüskieren. Umgeben Sie sich mit Menschen und Dingen, die Sie mit Leichtigkeit, Freude und Spaß assoziieren.

Auf dem Weg zum eigenen Original: „Burnout ensteht, wenn wir nicht in den eigenen Schuhen gehen“. Nehmen Sie sich Zeit für den inneren Dialog und setzen Sie sich Prioritäten: Was ist mir wirklich wichtig? Was entspricht mir? Meinen Werten? Welche Aktivitäten oder Interessen will ich vertiefen? Welche Rollen will ich einnehmen, welche nicht?

Neuorientierung: Fantasieren Sie vor sich hin: Worauf möchten Sie zum Zeitpunkt Ihrer Pensionierung zurückblicken? Was möchten Sie von sich selbst denken? Was sollen andere über Sie denken? Welche Weichenstellungen sind jetzt wichtig, um dorthin zu gelangen? Gehen Sie in kleinen Schritten vor. Lieber ein kleines Ziel erreichen, als einem großen hinterherlaufen.

Suchen Sie sich aus all den Anregungen einen bis drei Punkt(e), um zu beginnen: Wo lässt sich mit dem besten Aufwand/Nutzen – Verhältnis vor allem ein Stück Autonomie – also Freiheit für sich selbst wieder gewinnen? (Nach dem alten Sinnspruch: Das Leben beginnt vor dem Tod!)

Weiter Infos

i b o s – Institut für Burnout und Stressmanagement www.ibos.co.at
Gerstnerstr. 3
1150 Wien
Tel. 01/4065716 begin_of_the_skype_highlighting              01/4065716      end_of_the_skype_highlighting
info@ibos.co.at

Autorin

Medium
Dr. Lisa Tomaschek-Habrina,... 

Dr. Lisa Tomaschek-Habrina, Jahrgang 1969, Leitung des Instituts i b o s für Burnout und Stressmanagement, Vorstand der origo-Gruppe, Lehrbeauftragte für Coaching der European Systemic Business Academy E.S.B.A., Psychotherapeutin (Psychodrama), system. Coach, Trainerin, Moderatorin ,
Vortrags-, Trainings- und Workshoptätigkeit zu den Themen Burnout, Stress, Konflikt- und Kommunikationskultur, Depression und Angst, Autorin von Fachpublikationen, seit 20 Jahren verheiratet , zwei Kinder;

Autor

Dr. Lisa Tomaschek-Habrina