Die Entwicklung der weiblichen Genitalien
Die weiblichen Sexualorgane - ein unbekanntes Land! Sie mögen diese Aussage vielleicht übertrieben finden, denn jedes Kind kennt heute schon die Begriffe Klitoris und Vagina; jeder Jugendliche glaubt zu wissen, dass die Klitoris stimuliert werden muss, um einen Orgasmus auszulösen.
Doch sind diese Organe die alleinigen Lustspender der Frau und ist das alles, was wir darüber wissen? Wie kommt es denn, dass viele Männer sich zwar der Klitoris widmen, um der Frau sexuelle Freude zu bereiten, sie ihn jedoch verzweifelt stoppt, weil es ihr wehtut, statt angenehm zu sein?
Ich bleibe also dabei: Die weiblichen Lustorgane sind uns weitgehend unbekannt, deshalb wundert es mich nicht, dass wir unser Potenzial nicht zur Gänze nutzen können.
Dass viele Frauen nur wenig über ihre Vagina wissen, zeigt eine Studie mit über 9000 Teilnehmerinnen. Jede zweite Frau gab an, die Vagina sei der Körperteil, über den sie am wenigsten Bescheid wisse. 90% glauben aber auch, es sei sehr wichtig für ein erfüllteres Sexualleben, mehr über die Vagina zu wissen.
Das Wissen über die Klitoris ist noch geringer. Man ist erst dabei, dieses Organ zu entdecken. Doch was wir bisher darüber erfahren haben, wirft viele Glaubenssätze über den Haufen.

So unterschiedlich und doch so gleich – die männlichen und weiblichen Genitalien
Die weiblichen und männlichen Embryos haben bis zur 8. Schwangerschaftswoche gleich angelegte Geschlechtsdrüsen. Ab dieser Zeit beginnen sie, je nach genetischer Anlage, männliche (Hoden) oder weibliche Geschlechtsstrukturen (Eierstöcke) zu entwickeln.
Ab der 11. Schwangerschaftswoche entwickeln sich die inneren Geschlechtsorgane.
Beim männlichen Foetus sind dies
- Nebenhoden,
- Samenleiter,
- Samenblasen,
- Prostata und
- Cowpersche Drüsen;
beim weiblichen Foetus
- Gebärmutter,
- Eileiter,
- Vagina,
- weibliche Prostata und
- Bartolinsche Drüsen.
Zwischen der 12. und 16. Schwangerschaftswoche entwickeln sich aus den Ur-Genitalanlagen die äußeren Genitalorgane:
aus dem Geschlechtshöcker
- beim männlichen Foetus Eichel und Schaft des Penis;
- beim weiblichen Foetus Klitorisspitze und Klitoriskörper.
Aus den Genitalwülsten entwickeln sich
- beim männlichen Foetus der Hodensack und
- beim weiblichen Foetus die äußeren Genitallippen.
Die Geschlechtsfalten
- verschmelzen beim männlichen Foetus zu einer sichtbaren Naht über Penis und Hoden bis zum Anus,
- beim weiblichen Foetus entwickeln sie sich zu den inneren Genitallippen.
Aus dem Gewebe unter den Geschlechtsfalten entstehen
- beim männlichen Foetus der Schwell- und Schwammkörper des Penis;
- beim weiblichen Foetus Strukturen des Klitoriskörpers, der Klitorisschenkel und Klitorisschwellkörper.

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Sind Ihnen diese Gemeinsamkeiten bewusst gewesen? Das ist allerdings erst der Beginn der Reise in unseren Körper. Bleiben Sie neugierig, und Sie werden immer besser verstehen, warum manches Ihre Sinnlichkeit eher anstachelt und manches sie eher dämpft.

Quellenangabe
Dieser Text ist, mit freundlicher Genehmigung des Verlages, dem Buch Weiblich, sinnlich, lustvoll von Dr. Elia Bragagna, 2010 erschienen im Ueberreuter Verlag, entnommen.
