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Erektile Dysfunktion nach radikaler Prostatektomie

Die Erektionsprobleme (Erektile Dysfunktion) nach einer radikalen Prostatektomie (Prostataentfernung) stellen trotz verbesserter Operationsmethoden nach wie vor - neben der (vorübergehenden) Inkontinenz (Harnverlust) – eine unerwünschte Nebenwirkung dar. In der postoperativen Therapie gibt es verschiedene, teils individuelle Behandlungsschemata. Neben PDE - 5 - Hemmern (Viagra®, Levitra®, Cialis®, Vivanza®) kommen Selbstinjektionstherapien (SKAT) mit gefäßaktiven Substanzen und auch andere Hilfsmittel (Vakuumpumpen) zur Anwendung.

Radikale Prostatektomie (Prostatakrebsoperation)

Bei einer radikalen Prostatektomie wird die Prostata samt ihrer Kapsel mit Anteilen der Samenstränge und der Samenblasen entfernt. Es gibt mehrere operative „Zugangswege“: perinealer Zugangsweg (Dammschnitt zwischen After und Hodenansatz), retropubischer (offener Unterbauchschnitt) und der endoskopische (Schlüssellochchirurgie) Zugangsweg. Je nach Operationssitus und onkologischer Situation (histologische Untersuchung, PSA Wert) kann eine erektionserhaltende Operationstechnik angestrebt werden. Die für die Erektion verantwortlichen Gefäße und Nerven (Bündel) werden durch schonendes Präparieren versucht zu erhalten (Gefäß- Nervenerhalt). Dies ist nicht immer möglich, teilweise kommt es trotz „anatomischen“ Nerven-/Gefäßerhaltes zu einer schwerwiegenden Funktionseinschränkung.

Gefäß- Nervenerhalt

Die beidseits neben der Prostata verlaufenden Gefäß- Nervenbündeln können bei entsprechend vor der Operation erhaltener Potenz (erektile Funktion) und entsprechender onkologischer Ausgangssituation (Histologie, PSA Wert) operativ geschont werden. Diese Gefäße/Nerven verlaufen seitlich entlang der Prostatakapsel. Gelingt es operativ diese Strukturen entsprechend zu schonen, so kann es dennoch bis zu zwei Jahre dauern, bis die optimal mögliche Funktionalität erreicht ist.

Medikamentöse Unterstützung

Um diese Funktionalität rascher zu erlangen, gibt es mehrere Möglichkeiten der Unterstützung. Einerseits findet das sogenannte Kieler Konzept Anwendung, anderseits kommen individuelle Behandlungsschemata zum Einsatz. Es gibt sehr unterschiedliche Angaben in der Literatur zu den Erfolgsraten/Erhaltungsraten der Erektionsfähigkeit. Viele vielversprechende Daten basieren auf einer ungenauen Angabe der medikamentösen Unterstützung, die erforderlich ist, um wieder eine entsprechende Erektion zu erlangen.
(fehlende Angabe über die gleichzeitige Verwendung von PDE 5 Hemmern, bzw. SKAT). Es gibt aber jedenfalls gute Möglichkeiten mit medikamentöser Unterstützung wieder eine entsprechend erfüllende Sexualität leben zu können.

Kieler Konzept

Das Kieler Konzept wurde als Behandlungskonzept der Erektilen Dysfunktion nach radikaler Prostatektomie entwickelt, um schon frühzeitig nach der Operation mit dem „Training“ zu beginnen. Das Konzept umfasst auch einen Test der nächtlichen Erektionen, um zu entscheiden, ob ein medikamentöser Therapieversuch mit PDE 5 Hemmern ausreichend ist, bzw. regelmäßige Schwellkörperselbstinjektionen erforderlich sind. In Anlehnung an das Kieler Konzept gibt es sehr viele verschiedene, individuell an den Betroffenen angepasste Behandlungsschemata. Bei erhaltenen Gefäß- Nervenbündeln wird zunächst der Therapieversuch mit PDE-5-Hemmern (Viagra®, Levitra®, Cialis®, Vivanza®) eingeleitet. Führt dies nicht zum erwünschten Erfolg, so stehen weitere Schritte wie die Verwendung von Vakuumpumpen oder aber die Schwellkörper- Selbstinjektionstherapien (SKAT) mit gefäßaktiven Substanzen zur therapeutischen Verfügung. Somit haben Betroffene mehrere Möglichkeiten in einem Stufenkonzept zur Wiedererlangung der Erektion und zur Erhaltung der sexuellen Möglichkeiten.

PDE 5 Hemmer

Bei den PDE 5 Hemmern (Phospodiesteraseinhibitoren) handelt es sich um gefäßwirksame Substanzen, die auf die Bereitstellung von NO (Stickstoffmonoxyd) im Schwellkörper wirken und so eine Verbesserung der Erektion bewirken, bzw. die relaxierende Wirkung des NO im Corpus cavernosum (Penis Schwellkörper) verstärkt. Wichtig ist die Beachtung der Kontraindikationen, wie zum Beispiel bestimmte Herzmedikation („Nitrate“).

Selbstinjektionstherapie (SKAT (SchwellKörperAutoinjektionsTherapie))

Medium

Bei der Selbstinjektionstherapie handelt es sich um in den Schwellkörper injizierbare Substanzen (Alprostadil), die die Schwellkörpermuskulatur relaxieren und so eine „künstliche“ Erektion bewirken. Hierbei handelt es sich um eine therapeutische Möglichkeit, die eine über 90%-ige Wirksicherheit besitzt (nur ganz wenige Therapieversager), stellt aber eine „invasive“ Therapieform dar. Nach Einschulung durch den betreuenden Urologen kann der Patient diese Injektionstherapie selbständig durchführen. Wichtig zu beachten ist, dass die Erektion nicht zu lange besteht (Priapismus). Falls eine Erektion über mehrere Stunden bestehen bleibt, müssen entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, da es sonst zu einer dauerhaften Schädigung der Schwellkörper und zu einem dauerhaften Erektionsverlust kommen kann.

Weiterführender Artikel

Einen Überblick zum Thema finden Sie im Artikel Erektionsstörungen

Autor

Dr. Michael Lamche (Januar 2015)