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Erektionsstörungen: Behandlung nach dem Kieler Konzept

Das an der Klinik für Urologie und Kinderurologie der Kieler Universitätsklinik entwickelte Kieler Konzept wurde als Behandlungskonzept der Erektilen Dysfunktion nach radikaler Prostatektomie entwickelt, um frühzeitig nach der Operation mit einem „Erektions-Training“ zu beginnen.

Schwellkörpertraining

Ein regelmäßiges Training der Schwellkörper ist notwendig, um ihre Funktionsfähigkeit zu erhalten. Beim gesunden Mann geschieht dieses Training automatisch durch die natürlichen Spontanerektionen, die jede Nacht einige Male im Schlaf auftreten. Dabei wird das Schwellkörpergewebe mit Sauerstoff versorgt, wodurch einerseits ein Abnehmen der Muskulatur, andererseits eine Zunahme des die Erektion beeinträchtigendes Schwellkörper-Bindegewebes verhindert wird.

In den Monaten nach einer Prostata-Operation gehen die nächtlichen Spontanerektionen oft stark zurück, auch dann, wenn nervenerhaltend operiert wurde. Durch den Ausfall des Schwellkörper-Trainings kann dieser dauerhaft zu Schaden kommen.

Behandlungsprogramm

Das Kieler Konzept beginnt schon ein bis zwei Wochen nach der OP mit einem Test der nächtlichen Erektionen, um zu entscheiden, ob ein medikamentöser Therapieversuch mit PDE-5-Hemmern ausreichend ist, bzw. regelmäßige Schwellkörperselbstinjektionen erforderlich sind.

In Anlehnung an das Kieler Konzept gibt es viele verschiedene, individuell an den Betroffenen angepasste Behandlungsschemata, die sich in Test- und Behandlungsphasen aufteilen.

  • Bei erhaltenen Gefäß- Nervenbündeln wird zunächst der Therapieversuch mit PDE-5-Hemmern (Viagra®, Levitra®, Cialis®, Vivanza®) eingeleitet.
  • Führt dies nicht zum erwünschten Erfolg, so stehen weitere Schritte wie die Verwendung von Vakuumpumpen oder aber die Schwellkörper- Selbstinjektionstherapien (SKAT) mit gefäßaktiven Substanzen zur therapeutischen Verfügung.

Somit haben Betroffene mehrere Möglichkeiten in einem Stufenkonzept zur Wiedererlangung der Erektion und zur Erhaltung der sexuellen Möglichkeiten.

Sollte die Behandlung nicht zum Erfolg führen, kann es dafür noch verschiedene andere Ursachen geben. Der behandelnde Arzt/ die behandelnde Ärztin wird in solchen Fällen nach den Ursachen suchen und die Therapie dem endsprechend adaptieren.

Autor

Dr. Elia Bragagna (Januar 2012)