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Erektionsstörungen: Rezeptpflichtige Therapie: Schwellkörperautoinjektionstherapie –SKAT (Potenzspritze)
Wenn Potenzmedikamente zum Schlucken nicht zielführend sind (mögliche Gründe dafür weiter unten) besteht die Möglichkeit, sich selbst mit Hilfe einer Spritze direkt in den Penisschaft zu einer befriedigenden Erektion zu verhelfen. Diese Methode wird als Schwellkörperautoinjektionstherapie (SKAT) bezeichnet.
Mit einer sehr dünnen Nadel wird ein Wirkstoff direkt in die Penis-Schwellkörper gespritzt. Die Erektion tritt nach ungefähr zehn Minuten ein.
Für viele ist der Gedanke, sich selbst in das „Lustorgan“ zu stechen, unvorstellbar, ja sogar abschreckend. Wer immer es aber auch angewendet hat (anwenden musste) ist über die Einfachheit der Anwendung verwundert und kann über seine überzogenen Ängste vor dem befürchteten Schmerz beim Stechen nur schmunzeln.

Gründe für SKAT
Für manche Patienten ist die Anwendung von Potenzmedikamenten zum Schlucken (PDE5-Hemmer: Cialis®, Levitra®, Viagra®, Vivanza®) limitiert.
Gründe dafür:
- Durch Operationen oder Unfälle wurde die Nervenversorgung zum Penis unterbrochen.
- Durch die Schwere der Grunderkrankung reicht die Wirkung der PDE5-Hemmer nicht mehr für eine ausreichende Erektion aus.
- Aufgrund anderer Medikamente dürfen PDE5-Hemmer nicht eingenommen werden.
Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass deswegen schon alle Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind.

Gründe für Abklärung beim Urologen/Andrologen
- Bevor eine Therapie begonnen wird, muss IMMER die Ursache der Erektionsstörung (ED) abgeklärt werden.
- Der/die Spezialist/in muss die passende Dosis der Substanz mit einer Testinjektion herausfinden (zu wenig bedeutet keine effektive Erektion, zu viel kann eine nicht erwünschte, schmerzhafte Dauererektion bedeuten).
- Sie müssen unter Anleitung lernen, wie Sie SKAT richtig und unkompliziert anwenden können. Die ersten Spritzen werden vom Arzt verabreicht. So kann man langsam die richtige Dosis finden, und der Patient wird mit der Technik des Spritzens vertraut gemacht.
- Die verwendete Substanz ist verschreibungspflichtig.
Dosisfindung
Falls beim Erstbesuch nicht gleich eine ausreichende Erektion erreicht wird, seien Sie nicht beunruhigt. Es wird immer mit einer relativ geringen Dosis des Medikamentes begonnen, um im Laufe der Ordinationsbesuche die geringste wirksame Dosis zu finden.

Wirksamkeit
In neun von zehn Fällen erreicht man mit SKAT eine Erektion, mit der ein Geschlechtsverkehr problemlos möglich ist. Eine Langzeit-Studie zeigt sogar auf, dass die Erfolgsrate weiter ansteigt, je vertrauter der Patient mit der Anwendungsmethode wird. 1

Inhaltsstoffe
Als sogenannte vasoaktive Substanzen werden
- Prostaglandin oder
- eine Kombination aus Papaverin und Phentholamin eingesetzt.
Die bei uns am meisten verwendete Substanz PGE1 (Alprostadil) ist seit langem bekannt. Verwendung fand sie zuerst in der Therapie von Gefäßverschlusserkrankungen. Erste Berichte über ihren Einsatz bei der Behandlung von Erektionsstörungen finden sich 1986. Pionierarbeit auf diesem Gebiet leistete unter anderen der österreichische Urologe, Prof. Dr. Walter Stackl.
- Papaverin/Phentholamin wird als Androskat® vertrieben.
- Alprostadil ist zum Beispiel als Caverject® erhältlich; (Caverject dual®: Diese Fertigspritze enthält entweder 20 µg oder 10 µg des oben beschriebenen Wirkstoffes PGE1).

Alprostadil (Caverject®)
Wirkungsweise
PGE1 ( Caverject dual®) wirkt nur direkt im Schwellkörper, indem es dort die die Blutgefäße umgebenden glatten Muskelzellen entspannt und so ermöglicht, dass
- sich die Blutgefäße erweitern und prall mit Blut füllen
- dadurch die abführenden Blutgefäße durch die starre Bindegewebshülle des Penis abgeklemmt werden,
- und es deswegen zu einem Blutrückstau kommt, der eine Erektion bewirkt.
Wann darf eine erneute Anwendung frühestens erfolgen?
Frühestens nach 24 Stunden. Insgesamt sollte das Arzneimittel nicht öfter als dreimal pro Woche angewendet werden.
Wie lange dauert es, bis nach der Injektion eine Erektion auftritt?
Etwa zehn bis 15 Minuten.
Wie lange hält die Wirkung an?
Die Dosis sollte so eingestellt sein, dass die Erektion nicht länger als eine Stunde anhält.
Was tun, wenn die Erektion länger als drei bis vier Stunden anhält? [2]
Eine verlängerte und meist schmerzhafte Erektion ist nicht erwünscht, da es auf Grund des Blutstaus im Penis zu einer Unterversorgung des Penis mit arteriellem Blut und in der Folge zu Umbauprozessen kommt. Falls Ihre Erektion also länger als 3 Stunden anhält, nehmen Sie bitte Kontakt mit Ihrem Andrologen/Urologen auf oder fahren Sie in eine urologische Notfallambulanz. Es wird dann ein Gegenmedikament verabreicht, wodurch die Erektion wieder nachlässt.
Nebenwirkungen
Häufiger
- Schmerzen an den Einstichstellen
Selten
- Rötung an der Einstichstelle
- Blutergüsse
Sehr selten
- Verlängerte Erektion: 3 – 4 Stunden, Priapismus 6 – 8 Stunden
- Schmerzhaftes Ziehen im Hoden
- Narbige Veränderungen am Penis
Kontraindikationen
PGE1 darf nicht angewendet werden bei
- Allergie gegen PGE1 (Alprostadil)
- Penisprothesen
- Erkrankungen, die zu verlängerten Erektionen neigen (Sichelzellanämie, Thalassämie (Mittelmeeranämie), Polyzythämie ,Multiples Myelom, Leukämie, Plasmozytom, verschiedene Tumoren)
- Patienten, denen keine sexuelle Aktivität zu empfehlen ist (Bsp.: schwere Herz-Kreislauf –Erkrankung und alle anderen schweren Erkrankungen)

Papaverin/ Phentholamin (Androskat®)
Eine Kombinationstherapie aus Papaverin und Phentolamin ist unter Androskat® am Markt. Ebenso wie Alprostadil wird das Medikament direkt in den Penisschwellkörpern gespritzt, wo es seine erektionsfördernde Wirkung entfaltet.
Androskat® war lange Zeit die führende SKAT Therapie Kombination, bis sie von Alprostadil wegen ihres Nebenwirkungsprofils abgelöst wurde (höheres Risiko eines Priapismus, Fibrosierung und Transaminasenerhöhung).
Geschätzt wird Androskat® allerdings noch immer in der Therapie von Erektionsstörungen in der ersten Phase nach einer radikalen Prostatektomie. Unter dieser Therapie werden weniger schmerzhafte Reaktionen beobachtet als unter Alprostadil.
Weiters wird Androskat® in Kombination mit Alprostadil als sogenannte „Trimix-Lösung“ bei Patienten angewendet, die bei einer Dosis von 20µg Alprostadil keine zufriedenstellende Erektion erreichen können.

Risikopatienten
Als Risikopatienten gelten Patienten unter gerinnungshemmenden Substanzen (z.B. Marcoumar, Aspirin).
Eine laufende Behandlung mit gerinnungshemmenden Substanzen stellt in der Regel keine Kontraindikation gegen SKAT dar. 3 Wie bei allen Patienten, wird auch hier die Indikationsstellung und erste Injektionen (Testdosis) Ihr Urologe/Androloge für Sie übernehmen.

Diabetiker
Ein Diabetes mellitus – heute die häufigste Ursache einer Erektionsstörung – stellt keine Kontraindikation gegen SAKT dar.

Studien zum Weiterlesen
1 Porst et al, 1998, results of a long term European study, Int J Impotence Res 10, 225 – 231
2 Stief C.G. et al., Dtsch. Ärzteblatt 97, C370, 2000
3 Limoge, J.P. et al: Minimally invasive therapies in the treatment of erectile dysfunction ind anticoagulated cases, J Uro 155, 1277-1279, 1996

Weiterführende Artikel
Mehr Informationen zu rezeptpflichtiger Therapie bei Erektionsstörungen
Einen Überblick über Definition, Häufigkeit, Ursachen, Diagnose und Lösungsansätze finden Sie im Artikel Erektionsstörungen
