Feigwarzen und Sexualität
So weit verbreitet sie sind, sind sie doch noch immer ein Tabuthema: Feig-, Genital- oder Feuchtwarzen (Condylomata acuminata). Dabei handelt es sich um gutartige Wucherungen an den Geschlechtsteilen und im Anusbereich. Hauptsächlich werden sie durch Geschlechts- und Oralverkehr übertragen.

Definition
Feigwarzen sind eine der am häufigsten übertragenen sexuellen Erkrankungen. Es handelt sich dabei um gutartige Gewebswucherungen an Geschlechtsteilen, After oder Enddarm. Die Warzen haben eine weißliche oder gräuliche Färbung und sind in der Größe unterschiedlich: von Stecknadelkopfform bis zu knollenartigen Wucherungen. Sie neigen zur Beetbildung bei der sich konfluierende (sich vereinigende) Warzengruppen ausbilden können.
Gelegentlich entstehen sehr große Tumoransammlungen, welche als Condylomata gigantea bezeichnet werden. Diese können unbehandelt auch aufbrechen und stark bluten. Insgesamt ist diese Erkrankung selbst unbehandelt nicht tödlich, kann jedoch erheblichen negativen Einfluss auf die (sexuelle) Lebensqualität erlangen.

Häufigkeit
Etwa ein bis zwei Prozent der sexuell aktiven Erwachsenen im Alter von 15 bis 45 Jahren leiden unter sichtbaren Genitalwarzen. Das bedeutet für Österreich zwischen 36.000 und 72.000 Betroffene.
Darüber hinaus weisen etwa fünf Prozent der Bevölkerung subklinische HPV-assoziierte Läsionen im Genital- und Analbereich auf, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind und in der Regel nicht diagnostiziert werden.

Ursachen
Erreger der Feigwarzen sind humane Papillomviren, kurz HPV (meist Niedrigrisikotypen [z. B. 6 und 11], seltener Hochrisikotypen [z. B. 16 und 18]). Während Niedrigrisikotypen kaum ein Entartungspotenzial aufweisen, kann eine anhaltende Infektion mit Hochrisikotypen das Risiko für bestimmte Krebsformen (vor allem Gebärmutterhalskrebs, in seltenen Fällen aber auch für Peniskrebs, Analkrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum) erhöhen.
Die Krankheitserreger werden am häufigsten durch Kontakt- bzw. Schmierinfektion beim Geschlechtsverkehr sowie beim Oralverkehr übertragen. Bei engem Hautkontakt mit einer erkrankten Person gelangen die HPV in die obere Hautschicht und vermehren sich dort. Schon kleinste Verletzungen der Haut reichen für eine Übertragung aus.
Besonders gefährdet für eine Infektion sind Personen mit geschwächter Immunabwehr. Häufig wechselnde Sexualpartner und ungeschützter Geschlechtsverkehr steigern das Risiko einer Erkrankung.
Bei Auftreten von Condylomata acuminata bei Kleinkindern im Genital- und Analbereich sollte auch an Kindesmissbrauch gedacht werden, obwohl vereinzelt dokumentierte Fälle über eine nicht sexuelle Übertragung vorliegen.

Symptome
Oft werden Feigwarzen nicht als solche erkannt, da sie im frühen Stadium meist klein und flach sind. Unbehandelt können sie jedoch mehrere Zentimeter groß werden, zu karfiolartigen Wucherungen führen und den Scheiden- sowie Analeingang verengen.
Klinisches Erscheinungsbild beim Mann
Feigwarzen finden sich meist im Bereich der Kranzfurche (Sulcus coronarius), des inneren Vorhautblattes (Präputialblatt), sowie des Vorhautbändchens (Frenulum). Seltener kommt es zum Befall der Eichel selbst oder des Harnröhrenausganges inklusive der Urethralschleimhaut. Im Analbereich werden die Feigwarzen seitlich gepresst und sind oftmals hahnenkammartig.
Klinisches Erscheinungsbild bei der Frau
Bei der Frau sind meist die großen und kleinen Genitallippen (Labien) bis zum Scheideneingang (Introitus vaginae) betroffen, mit klinisch oft beetartigen bzw. blumenkohlartigen Läsionen. Gelegentlich treten die Warzen auch in der Scheide selbst oder am Muttermund (Ausgang des Gebärmutterhalskanals = Portio vaginalis uteri) auf.

Auswirkungen auf die Sexualität
- Juckreiz, Blutungen, Ausfluss oder Brennen sind häufige Begleiterscheinungen von Feigwarzen. All diese Faktoren können das Sexualleben negativ beeinträchtigen.
- Zudem sind Feigwarzen hoch ansteckend, auch mit Kondom ist kein sicherer Schutz vor einer Übertragung auf den Partner/ die Partnerin gewährleistet!
- Neben den physischen Beschwerden kann es auch zu psychische Beeinträchtigungen wie Scham oder Angst vor Genital- oder Analkrebs kommen. Auch diese Faktoren können sich negativ auf das Sexualleben der Betroffenen auswirken und zu Sexualstörungen führen.
- Die Tabuisierung der Erkrankung kann überdies eine Therapieverzögerung bewirken, da sich Betroffene aus Scham nicht behandeln lassen.

Diagnose
Aufgrund des charakteristischen Erscheinungsbildes handelt es sich in der Regel um eine Blickdiagnose. Bei unklarem klinischem Bild stehen weitere diagnostische Maßnahmen zur Verfügung.
Essigsäure-Test:
Drei- bis fünfprozentige Essigsäure färbt die betroffenen Areale weißlich, wobei klinisch unauffällige Zellveränderungen sichtbar gemacht sowie deren Ausbreitung besser beurteilt werden können. Allerdings ist der Essigsäure-Test unspezifisch und wenig genau, d.h. sich verfärbende Areale sind nicht zwingend HPV-assoziiert.
Histologische Untersuchung:
Eine Gewebeprobe kann im Labor histologisch untersucht werden. Dabei können typische, virusinduzierte Veränderungen im Bereich der obersten Hautschicht (Epidermis) nachgewiesen werden.
Direkter Virusnachweis:
Mittels PCR kann HPV- DNA nachgewiesen werden. Dies ermöglicht auch eine nähere Typisierung und Unterscheidung zwischen Niedrig- und Hochrisikotypen.

Lösungsansätze
Der Gang zum Arzt/ zur Ärztin (am besten zu einer/einem GynäkologenIn, DermatologenIn oder UrologenIn) und eine ehest mögliche Behandlung sind unbedingt notwendig, nicht zuletzt um eine Übertragung auf andere Personen zu verhindern. Leider suchen die meisten Betroffenen jedoch aus Scham erst einen Arzt/ eine Ärztin auf, wenn bereits mehrere Hautpartien von den Feigwarzen betroffen sind.
Mit Offenheit, Aufklärung und guten Medikamenten kann jedoch für Betroffene ein Ausweg aus dieser schambesetzten Situation gefunden werden.
Die Art der Behandlung richtet sich nach Warzentyp, Anzahl der Warzen, Größe und Lokalisation.
Hier finden Sie Patienteninformationen als PDF.
Rezeptpflichtige Medikamente
Epigallocatechingallat: Eine lokal aufzutragende 10% Salbe, welche die Gewebsvermehrung hemmt, immunmodulierend und antioxidativ wirkt.
Podophyllin bzw. Podophyllotoxin: Dabei handelt es sich um ein lokales Zytostatikum, das in verschiedenen Konzentrationen (Podophyllotoxin 25 %ig, Podophyllin 1 %ig) zur lokalen Anwendung kommt.
Fluorouracil: Lokales Zytostatikum, das in 0,5 %iger Konzentration appliziert wird.
Imiquimod: Dabei handelt es sich um eine in Creme-Form applizierte Substanz, die das Immunsystem der Haut aktiviert, damit es selbst gegen die Viren ankämpft.
Interferon: ist ein körpereigenes Gewebshormon, das vor allem von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gebildet wird und eine immunstimulierende Wirkung entfaltet. Es kommt speziell bei ausgedehnten Warzen als direkte Injektion in die Läsionen (intraläsional) zur Anwendung.
Operative Behandlung
Je nach Ausdehnung der Läsionen können diese in Lokal- oder Vollnarkose mittels eines scharfen Löffels abgetragen werden, mit der Diathermieschlinge verkautert oder einer Laserbehandlung zugeführt werden.
Unabhängig von der gewählten Therapieart sind engmaschige klinische Kontrollen erforderlich, da eine hohe Rezidivneigung der Läsionen besteht. Es sollte außerdem eine Kontrolle der Partnerin/ des Partners und gegebenenfalls auch hier eine Behandlung durchgeführt werden.

Vorbeugende Maßnahmen
Seit 2006 steht ein Impfstoff gegen die Niedrigrisiko-HPV-Typen 6 und 11 sowie die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 zur Verfügung. Dieser Vierfach-Impfstoff (sogenannter „Tetravalent-Impfstoff“) wird vor allem für Mädchen vor dem ersten Sexualkontakt empfohlen.
Da sich HPV in erster Linie durch Hautkontakt und nicht durch Körperflüssigkeiten überträgt, bieten Kondome keinen zuverlässigen Schutz. Eine Studie zur Schutzwirkung von Kondomen vor HPV hatte aber zum Ergebnis, dass sich durch konsequenten Kondomgebrauch im Laufe eines Jahres ca. 70 % aller HPV-Infektionen verhindern lassen. Auch das konsequente Verwenden eigener Handtücher kann die Ansteckungsgefahr vermindern.
