Die Vagina ist ein muskulöser Schlauch, der vom Scheideneingang bis zum Muttermund reicht und etwa zehn Zentimeter lang ist. Sie ist mit einer dicken Schleimhaut ausgekleidet, die eine ganze Reihe von Funktionen aufweist. Die wichtigste Funktion ist der Schutz vor Pilzen und Bakterien. Deshalb ist das Scheidengewebe, die Schleimhaut dicht mit Bakterien besiedelt. Diese Bakterien können auch als “gute” Geister bezeichnet werden. Sie sorgen dafür, dass das Gleichgewicht in der Scheide aufrecht erhalten werden kann.
Saures Umfeld
Damit die Scheide gesund bleibt, braucht sie ein saures Milieu, denn in einem solchen sauren Milieu (pH-Wert unter 4,5) können “böse” Bakterien und Pilze nicht gut gedeihen.
Die Schleimhautbesiedelung mit Bakterien wird als Vaginal- oder Scheidenflora bezeichnet. Rund 100 Millionen Keime pro Millimeter Scheidengewebe weist eine gesunde Scheide auf. Der überwiegende Anteil der die Scheide besiedelnden Bakterien sind Milchsäurebakterien.
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In den Zellen des Vaginalgewebes wird Zucker produziert. Für die Einlagerung dieses Zuckers benötigt der Organismus einen ausreichend hohen Spiegel des Sexualhormons Östrogen. Dieses Glykogen brauchen die Milchsäurebakterien als Nahrung und für ihre Arbeit. Sie verwandeln den Zucker nämlich in - nomen est omen - Milchsäure. Diese Milchsäure wiederum sorgt für das saure Klima in der Scheide, das für eine gesunde Scheidenflora unerlässlich ist.
Wundertätige Bakterien
Daneben produzieren die Milchsäurebakterien auch noch Wasserstoffperoxid und antibiotisch wirkende Substanzen. Diese dienen dazu, Bakterien, die sich in der Scheide ansiedeln möchten aber dort nicht hingehören, zu bekämpfen. Ist die Scheidenflora intakt, gelingt dies im Regelfall gut.
Dennoch existieren auch in einer gesunden Scheidenflora andere Bakterien, die unter Umständen Krankheiten auslösen können - dies ist allerdings, solange die Scheidenflora intakt ist - äußerst unwahrscheinlich. So können etwa Streptokokken und Staphylokokken oder auch Enterobakterien in der Scheidenflora zu finden sein. Eine Besiedlung mit diesen Keimen ohne Krankheitszeichen wird als “vorübergehende Keimbesiedelung” bezeichnet.
Klimaschwankungen
Die Dicke der Schleimhaut in der Vagina sowie die Zusammensetzung der Scheidenflora unterliegen Veränderungen. So hat der Monatszyklus ebenso Einfluss auf die Vaginalflora wie etwa das Lebensalter (vorpubertäre Mädchen weisen zum Beispiel einen pH-Wert von 5,5 in der Scheide auf, weil sie noch kein Östrogen produzieren - dies entspricht etwa dem pH-Wert der menschlichen Haut. Nach der Menopause verändert sich die Zusammensetzung der Vaginalflora ebenfalls - weil der Östrogenspiegel, der maßgeblich für eine gesunde Scheidenflora ist - stark absinkt.
Auch hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille können die Scheidenflora negativ beeinflussen. Das ist der Grund, warum manche Frauen unter Einnahme der Pille häufiger unter Pilzinfektionen leiden.
Und auch während einer Schwangerschaft verändert sich das Scheidenmilieu. Es kommt zu einem Anstieg des pH-Werts, wodurch die Gefahr von Vaginosen und Pilzinfektionen stark erhöht wird.
Exkurs: Scheidenflora und Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft verändert sich die Scheidenflora nicht grundsätzlich. Es kann jedoch zu einem Anstieg des pH-Wertes kommen, sodass Entzündungen und Pilzinfektionen leichter entstehen können.
Derartige Entzündungen und Pilzinfektionen können für die Schwangerschaft sehr gefährlich sein, auch dann, wenn die Schwangere gar nicht bemerkt, dass sie an einer Pilzinfektion oder an einer bakteriellen Vaginose leidet.
Derartige Infektionen können Frühgeburten auslösen. Deshalb sollten Schwangere regelmäßig von ihrer Frauenärztin/ihrem Frauenarzt (schmerzlose) Scheidenabstriche durchführen lassen, um - im Falle einer Entzündung oder einer Pilzinfektion - diese rasch behandeln zu können.
Blinder Kämpfer Antibiotikum
Aber nicht nur die Sexualhormone und der Lebenszyklus können die Scheidenflora beeinträchtigen. Auch eine Behandlung mit einem Breitbandantibiotikum kann maßgeblich zu einer Verschlechterung des Scheidenklimas führen.
Die Ursache dafür ist einfach: Antibiotika bekämpfen Bakterien. Und zwar alle Bakterien. Wenn Sie also beispielsweise unter einer bakteriellen Mandelentzündung leiden und Ihr Arzt/Ihre Ärztin Ihnen ein Breitbandantibiotikum verordnet, so “killt” dieses zwar die Streptokokken in Ihrem Hals - und Sie werden wieder gesund; unglücklicherweise sind Antibiotika aber blinde Kämpfer - sie zerstören auch die “guten” Bakterien in Ihrem Körper - also in der Scheidenflora und im Darm.
Deshalb ist eine Sanierung der Scheidenflora nach einer antibiotischen Behandlung sehr sinnvoll, um rasch wieder ein saures Klima in der Vagina herstellen und die dezimierten Milchsäurebakterien wieder “aufforsten” zu können.
Störfaktor übertriebene Hygiene
Ein weiterer Einfluss, der die Scheidenflora massiv stören und so zu bakteriellen Vaginosen und Pilzinfektionen führen kann, ist übertriebene Hygiene. Die Werbung redet Frauen gerne ein, sie würden im Vaginalbereich schlecht riechen und müssten daher unbedingt mit Seifen, Lotionen und Sprays jeglichen Geruch abtöten.
Dazu ist folgendes zu sagen: Eine gesunde Scheide riecht nicht. Sie verströmt einen Duft, den übrigens viele Männer viel lieber mögen als eine Wolke künstlichen Duftsprays!
Die tägliche Reinigung der Scheide sollte nur äußerlich, mit Wasser oder einem sehr milden Reinigungsmittel und grundsätzlich von vorne nach hinten erfolgen. Das reicht für die Hygiene vollkommen aus. (Mehr dazu erfahren Sie am Ende des Artikels unter dem Titel “Tipps für eine gesunde Scheidenflora”)
Zu intensives Waschen mit Seifen oder gar antibakteriellen Reinigungsmitteln trocknet die Schleimhaut der Vagina aus und tötet die nützlichen Milchsäurebakterien ab. Die Folge: “Böse” Bakterien nisten sich ein, Pilzinfektionen und Vaginosen sind an der Tagesordnung.
Empfindliches Gleichgewicht
Ist die Scheidenflora gesund, so ist auch der Ausfluss geringfügig, klar und geruchlos. Allerdings weisen sehr viele Frauen immer mal wieder zu wenig Milchsäurebakterien in ihrer Scheide auf, sodass Pilzinfektionen und bakterielle Vaginosen leichtes Spiel haben.
Die Ursachen für einen Mangel an Laktobazillen (so werden Milchsäurebakterien von Fachleuten bezeichnet) können vielfältig sein und reichen von den bereits beschriebenen Zuständen über Stress, häufigen Geschlechtsverkehr (Sperma weist einen pH-Wert von rund 7,0 - 7,8 auf - und kann daher das Gleichgewicht in der Scheidenflora verschieben) bis hin zu Tampons.
Futter für die Milchsäurebakterien
Ist die Scheidenflora durch irgendeines der beschriebenen Ereignisse irritiert, braucht sie Unterstützung beim “Wiederaufbau”. Scheidenkapseln, die Milchsäurebakterien enthalten, unterstützen diesen “Wiederaufbau”. Sie werden entweder unmittelbar nach einer Infektion oder einer antibiotischen Behandlung über einen Zeitraum von sieben Tagen abends in die Scheide eingeführt oder - als Unterstützung über einen längeren Zeitraum - ein bis zweimal pro Woche abends.
Auch eine gesunde Lebensweise mit viel frischem Obst und Gemüse unterstützen eine gesunde Scheidenflora.
In einer Studie, die am Wiener AKH durchgeführt wurde, wurden Scheidenkapseln mit Milchsäurebakterien bei Frauen nach der antibiotischen Behandlung einer bakteriellen Vaginose eingesetzt. Das Ergebnis war sehr positiv: Nach siebentägiger Behandlung wiesen 83 Prozent der Studienteilnehmerinnen eine normale Scheidenflora auf. In der Kontrollgruppe, das waren ebenfalls Frauen, die eine antibakterielle Behandlung wegen einer bakteriellen Vaginose hinter sich hatten, wurden keine probiotischen Scheidenkapseln verwendet. Hier wiesen zum selben Zeitpunkt nur 35 Prozent eine normale Scheidenflora auf.
Ergebnisse der Candiflore Beobachtungsstudie
Die vaginale Verabreichung des Probiotikums Gynophilus® (LCR35) wird sehr gut vertragen und führt zu einer Verringerung der Anzahl von wiederkehrenden Pizinfektionen bei gleichzeitiger Steigerung der Lebensqualität. Die präventive Behandlung mit Gynophilus® konnte die Begleitbeschwerden bei wiederkehrenden Pilzinfektionen wie z.B. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Gefühl des Brennens, Rötung u.ä. im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich verbessern.
Diese Behandlung ist damit eine vielversprechende Zusatztherapie bei Patientinnen, die schlecht auf die klassische Pilzbehandlung ansprechen und die keine wiederholten Therapien mit diesen Präparaten vertragen.
Quelle: A. M. Kern, J. M. Bohbot, J. M. Cardot: ‘Präventive Behandlung der rezidivierenden vulvovaginalen Candidose mit dem Probiotikum Gynophilus® (LCR35®)’, deutsche Übersetzung der Studie aus La Lettre du Gynécologue 2012; 370 : 35 - 7