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Herpes labialis und Herpes genitalis

Die Herpes simplex-Virusinfektion ist sehr häufig und wird durch zwei unterschiedliche, eng miteinander verwandte Viren hervorgerufen.

Definition

Nach einer Faustregel ruft

  • Herpes-simplex-Virus 1 Infektionen oberhalb der Gürtellinie und
  • Herpes-simplex-Virus 2 Infektionen unterhalb der Gürtellinie hervor.
  • In 10 % der Fälle kommt es aber zu einer Infektion an der “falschen” Stelle. Herpes-simplex-Virus 1 ruft dann genitale Infektionen und Herpes-simplex-Virus 2 Infektionen an den Lippen hervor.

Häufigkeit

Genitale Herpesinfektionen sind die häufigste Ursache genitaler Ulcerationen weltweit.

  • Die Durchseuchung mit Herpes-simplex-Virus 1 ist abhängig vom Lebensalter und erreicht mit dem 30. Lebensjahr 70 - 100 % der Bevölkerung.
  • Die Durchseuchung mit Herpes-simplex-Virus 2 steht ebenfalls mit dem Lebensalter und mit dem Sexualverhalten im Zusammenhang. Die Seroprävalenz schwankt zwischen 10 und 60 % der Bevölkerung. Wie bei anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen ist die Rate der Herpes-simplex-Virus 2-Infektionen für Frauen höher als für Männer.

Übertragung

In den meisten Fällen sind Personen, die einmal eine Herpes-simplex-Virus 1 oder Herpes-simplex-Virus 2 Infektion hatten, asymptomatisch, d.h. sie weisen keine Symptome auf. Trotzdem können diese asymptomatischen Personen das Virus übertragen. Es wird geschätzt, dass rund 70 % der Herpes-simplex-Virus 2-Infektionen von asymptomatischen Herpesvirusträgern verursacht werden.

Aufgrund ihrer Lipoproteinhülle sind Herpes-simplex-Viren empfindlich gegen Austrocknung und Desinfektionsmittel sowie Seifen. Herpes-simplex-Viren werden deshalb nur durch direkten Kontakt übertragen und nicht durch unbelebte Gegenstände.

Symptome

Klinisch finden sich bei Herpes-simplex-Infektionen juckende oder brennende, in Gruppen stehende kleine Bläschen auf geröteter Haut. Im Laufe der Tage verkrusten die Bläschen und trocknen ab.

Diagnose

Die Diagnose einer Herpes-simplex-Infektion wird klinisch gestellt. Mithilfe einer Herpes-PCR kann die Diagnose bestätigt werden.

Lösungsansätze

Viele Herpes-simplex-Virusinfektionen benötigen keine systemische Therapie. Es genügt, die Infektionsstelle trocken und rein zu halten und zu warten, bis die Infektion von selbst abheilt.

Die systemische Behandlung mit oralen Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir verkürzt die Heilungszeit und führt zu einem raschen Abklingen der Symptome sowie zu einer Verringerung der Virusausscheidung.

Die Behandlung von wiederkehrenden Herpes-simplex-Infektionen mit systemischen antiviralen Medikamenten kann ebenfalls sinnvoll sein. Vor allem häufig rezidivierende, schwere Herpesinfektionen sind für die Patienten eine große Belastung. In diesen Fällen kann eine Rückfallsprophylaxe mit Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir durchgeführt werden. Diese steht bereits in einer kontinuierlichen Verabreichung eines antiviralen Medikaments über einen längeren Zeitraum. Auch eine intermittierende Suppression kurz oder nach der Zeit erhöhter Rückfallsgefahr (Krankheit, Urlaub) ist möglich.

Rückfallsrate

Bei der primären Infektion kommt es am Ort der Ansteckung zur Virusreplikation, die zum klinischen Bild der Herpesinfektion führt. Das Virus verbreitet sich schnell und infiziert sensorische Nervenendigungen. Von dort wandert es zurück in die Ganglien. Bei einem Teil der Patienten kommt es zu einer latenten Infektion. Bei Reaktivierung kommt es zur Virusreplikation und zum anterograden axonalen Transport an die Haut- oder Schleimhautoberfläche.

Die HSV-1-Viren wandern meist aus den trigeminalen Ganglien ein. Die HSV-2-Viren wandern von den sakralen Ganglien zur Haut oder Schleimhaut. Die Rate der Reaktivierung wird durch die Quantität der latenten viralen DNA in den Ganglien beeinflusst. Auch typenspezifische Sequenzen des Herpes simplex-Virus haben Einfluss auf die Rezidivrate.

Die Rückfallsrate wird vor allem von körpereigenen Faktoren stark beeinflusst. In Tierexperimenten konnte nachgewiesen werden, dass UV-Exposition, Hyperthermie und lokale Traumen zu einer Reaktivierung der Herpesvirusinfektion beitrugen.

  • 20-50 % der Personen mit HSV-1-Infektionen
  • und 70-90 % der Personen mit HSV-2-Infektionen haben innerhalb des ersten Jahres erneute Episoden der Herpesinfektion.
  • 20 % der Patienten mit Herpes simplex-Virusinfektion haben mehr als zehn Episoden pro Jahr.

Autor

Univ.-Prof. Dr. Andreas Steiner (Januar 2012)