Impressum

Kopf der Woche: Christian Fiala

Medium
Dr. Christian Fiala ist Gyn... 

Er setzt sich seit Jahrzehnten für sichere und wirksame Verhütungsmittel ein. Und er ist ein Kämpfer für das Recht der Frau, eine ungewollte Schwangerschaft unter besten medizinischen Voraussetzungen abzubrechen. Vor einigen Jahren hat er das europaweit erste Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch in Wien gegründet – das erst kürzlich mit dem “Kenneth Hudson Preis” des Europäischen Museumsforums ausgezeichnet wurde. Christian Fiala ist Gynäkologe und diesmal unser „Kopf der Woche“:

Wer ist Christian Fiala? Zur Person.

Ich bin Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und möchte dazu beitragen, dass die Menschen sich in ihrer Sexualität besser schützen, damit es zu weniger „Verhütungsunfällen“ und unangenehmen Überraschungen kommt. Und ich setze mich für einen positiven Umgang mit der Sexualität ein.

Warum beschäftigen Sie sich mit Sexualität und Erkrankungen?

Sexualität ist – nach dem Bedürfnis nach Nahrung – das zweitwichtigste Bedürfnis im Leben von Menschen. Leider kommt es immer wieder zu sehr negativen Folgen oder Ereignissen als Konsequenz einer nicht achtsam gelebten Sexualität. Eine dieser Folgen ist eine ungewollte Schwangerschaft. Als Arzt habe ich die Aufgaben, den Menschen zu helfen, entweder vorzusorgen, damit keine ungewollten Schwangerschaften passieren oder – wenn etwas passiert ist – die Folgen medizinisch bestmöglich behandle. Deshalb war es naheliegend, dazu beizutragen, dass sich die Menschen besser schützen, besser verhüten und damit die Rate ungewollter Schwangerschaften zu verringern. Und wenn eine Frau ungewollt schwanger wird, möchte ich ihr einen lege artis durchgeführten Schwangerschaftsabbruch ermöglichen. Es soll nicht so wie früher sein, als ungewollt schwangere Frauen zu Engelmacherinnen gehen mussten und sehr häufig an den Folgen eines illegalen Abbruchs elendiglich verstorben sind.

Welches sind Ihre wichtigsten Themen?

Ich möchte Menschen unterstützen, damit sie Verantwortung für ihr Leben und ihre Sexualität übernehmen können. Denn eine zufriedene Sexualität ist eine der Grundvoraussetzungen für ein zufriedenes Leben.

Was ist Ihnen in Ihrer Arbeit besonders wichtig?

Der Respekt vor dem Anderen. Der gegenseitige Respekt der Menschen – das ist ganz wichtig, und wird häufig nicht wirklich wahrgenommen. Dieser Mangel an gegenseitigem Respekt führt zu vielen negativen Konsequenzen, ja teilweise zu Katastrophen. Dies ließe sich bei gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Akzeptanz leicht vermeiden. Ganz besonders gilt dies, meiner Ansicht nach, im Verhältnis zwischen PatientIn und Arzt/Ärztin.

Wo sehen Sie nach wie vor große Probleme?

Das größte Problem in Bezug auf Sexualität ist die katholische Tradition in Österreich. Die Trennung von Kirche und Staat ist ja nur in Ansätzen erfolgt. Die menschenverachtende Sexualmoral der katholischen Kirche und die Tabuisierung der Sexualität sind hierzulande noch immer sehr weit verbreitet. Stichworte dazu sind: mangelnde Sexualaufklärung, weder Verhütungsmittel noch Schwangerschaftsabbruch werden von den Krankenkassen bezahlt. Sehr viele Frauen müssen für einen späten Schwangerschaftsabbruch ins Ausland fahren. Weder Ärzte und Ärztinnen noch LehrerInnen werden in Bezug auf Sexualaufklärung und Sexualerziehung ausgebildet.

In Bezug auf Sexualität wird bei uns der Mensch nach wie vor nicht als Individuum wahrgenommen, vielmehr wird die Gesellschaft einer immer noch ideologisierten Sexualmoral unterworfen. Das ist historisch bedingt und geht auf die Monarchie aber auch auf die Zeit des Nationalsozialismus zurück. Kriegsführende Länder brauchen keine Individuen – sie brauchen Familien, die Kinder bekommen – Nachschub für die Front sozusagen. Das wirkt auch heute noch nach. Denken wir etwa an die häufig erhobene Forderung, dass Frauen wegen der Sicherung der Pensionen wieder mehr Kinder bekommen sollen.

Wo sehen Sie Sexualität und Sexualmedizin in zehn Jahren?

Es ist immer schwierig zu beurteilen, wie sich Tendenzen weiter entwickeln werden. Aber insgesamt beobachte ich in den vergangenen Jahrzehnten eine extrem positive Entwicklung. Es hat eine massive Machtverschiebung stattgefunden, von den Machthabern hin zu den einzelnen Menschen. Der einzelne Mensch ist heute sehr frei, sehr selbstbestimmt – auch und gerade in der Sexualität.

Aktuelle Entwicklungen, wie die Einführung des Internets haben diesen Prozess massiv verstärkt, ich gehe davon aus, dass die Menschen weiterhin ihre Sexualität eigenständig und selbstständig gestalten wollen, und das wird immer selbstverständlicher werden. Man wird sich immer weniger rechtfertigen müssen, wie und wann man mit Jemandem zusammen ist und wie man verhütet. Und der Zugang zu Verhütungsmitteln wird noch einfacher werden. Ich hoffe, dass wir auch in Österreich soweit kommen, dass wir die Prävention und die medizinische Versorgung ungewollter Schwangerschaften auf Kassenkosten bekommen, in fast allen entwickelten Ländern ist das bereits selbstverständlich. Ich teile auch diesen Pessimismus nicht der da lautet: Die Gesellschaft wird immer mehr sexualisiert. Natürlich gibt es Veränderungen, und die Menschen müssen erst lernen mit diesen Veränderungen umzugehen. Aber generell sehe ich die Entwicklung der letzten Jahrzehnte als extrem befreiend für den einzelnen Menschen.

Was ist Ihr Lieblingsbuch zum Thema Sexualität?

Was mich stark beeinflusst hat, war „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ von John Irving. Auch weil ich ähnliche Situationen, wie sie im Buch beschrieben werden, sehr häufig selbst erlebt habe während meiner Auslandsaufenthalte in Asien und Afrika

Was ist Ihr privates Lieblingsbuch?

Ich habe einen Lieblingsfilm. Er ist von Monty Python und heißt: Das Leben des Brian.

Was tut Christian Fiala, wenn er nicht arbeitet?

In die Natur gehen, Sport machen, in andere Länder reisen

Was ist Ihre Lieblingsfarbe und warum?

Blau – warum das so ist, kann ich aber nicht sagen.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Da wo ich jetzt bin.

Autor

Sabine Fisch
g