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Kopf der Woche: Sigrid Ofner

Dr. Sigrid Ofner ist Biolog... 

Sie ist seit vielen Jahren für die Öffentlichkeitsarbeit der Aids Hilfe Wien zuständig, plant Kampagnen, informiert über neue Zahlen, Daten und Fakten zum Thema Aids und ist auf Veranstaltungen rund um das Thema Aids ständig präsent. Ihr Einsatz und ihre unermüdliche Arbeit haben nicht zuletzt in Österreich für ein ständig verbessertes Wissen über die Immunschwächekrankheit Aids gesorgt. Deshalb ist Dr. Sigrid Ofner unser „Kopf der Woche“.

Wer ist Sigrid Ofner?

Eine Frau, die das Leben genießt, auch wenn es manchmal anders kommt als man denkt.

Warum beschäftigen Sie sich mit Sexualität und Erkrankungen?

Sexualität ist ein wichtiger Bestandteil im Leben jedes Menschen, so auch in meinem. Momentan gilt das verstärkt für meine Rolle als Mutter eines 15-jährigen Sohnes, der glücklicherweise mit vielen Fragen zu mir kommt. Dabei sind natürlich auch Safer Sex und sexuell übertragbare Krankheiten häufig ein Thema.

Darüber hinaus beschäftige ich mich beruflich seit beinahe elf Jahren mit Sexualität, HIV/AIDS und sexuell übertragbaren Erkrankungen. Ich mache seit 2006 die Öffentlichkeitsarbeit für die Aids Hilfe Wien, davor war ich ab1999 für die medizinische Information und Dokumentation zuständig.

Welches sind Ihre Lieblingsthemen?

Ich finde die Auseinandersetzung mit Tabuthemen, wie es Sexualität, Krankheit und Tod immer noch sind, sehr spannend. Ich möchte vielleicht ein bisschen etwas in der Gesellschaft mitverändern können, das ist das, was ich durch die Öffentlichkeitsarbeit gerne erreichen würde.

Zu den bereichernsten Momenten in meinem Arbeitsalltag zählen jene, die ich mit Menschen, die mit HIV/AIDS leben, teile. Zu sehen, wie viele dieser Frauen und Männer ihr Leben meistern, an ihren Problemen wachsen und unheimlich stark im Leben stehen, ist unglaublich beeindruckend.

Was ist für Sie in Ihrer täglichen Arbeit besonders wichtig?

Ich möchte Menschen den Zugang zum Thema HIV/AIDS zu erleichtern. Für viele ist es wichtig zu erkennen, dass man Vorurteile und Ängste erst abbauen und überwinden kann, wenn man sich eingesteht, dass man diese hat.

Wo sehen Sie nach wie vor große Probleme?

Bezogen auf HIV/AIDS und sexuell übertragbare Krankheiten sehe ich mehrere große Probleme. Erstens wollen sich die meisten Menschen mit diesen Themen nicht beschäftigen. Lieber gehen sie davon aus, dass solche Erkrankungen nur die anderen bekommen. Zweitens wird das Wissen, wie man sich etwa vor einer HIV-Infektion schützen kann, das durchaus bei vielen Leuten vorhanden ist, wenn es darauf ankommt, nicht umgesetzt. Theorie und Praxis klaffen da leider sehr weit auseinander.

Das dritte Problem, das vor allem für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit eine große Herausforderung ist, stellt die Stigmatisierung dar, die mit sexuell übertragbaren Erkrankungen verbunden ist. So lange betroffene Menschen Gefahr laufen, ausgegrenzt zu werden, von ihren PartnerInnen, ihren FreundInnen und ihren Familien im Stich gelassen zu werden, wenn sie offen mit ihrer Krankheit umgehen, werden diese Menschen im Geheimen bleiben. Das ist einerseits eine wahnsinnige Belastung für die Betroffenen und andererseits entsteht in der Öffentlichkeit das Bild, es gebe keine Betroffenen, also etwa Menschen, die mit HIV/AIDS leben.

Leider ist unsere Gesellschaft noch nicht so weit, dass wir von der Aids Hilfe Wien Betroffenen guten Gewissens raten könnten, öffentlich zu ihrer Infektion zu stehen. Es wäre einer meiner größten Wünsche für die Zukunft, dass sich da massiv etwas ändert. Ich wünsche mir, dass HIV-negative Menschen keine Angst mehr vor dem Umgang mit HIV-positiven Menschen haben und diese daher offen mit ihrer Krankheit leben können ohne diskriminiert zu werden.

Wie wird sich die Sexualität in den nächsten zehn Jahren verändern?

Ich denke, dass sich die Freizügigkeit und der oberflächlich lockere Umgang insbesondere in den Medien noch ein wenig verstärken werden. Ob sich dadurch auch für jede und jeden einzelnen im Umgang mit dem eigenen Körper, der eigenen Sexualität und der Offenheit anderen gegenüber viel ändern wird, bin ich nicht sicher. Eher ist zu befürchten, dass der Druck, vor allem auf junge Menschen, anwächst einem gewissen Bild – sowohl physisch als auch im Verhalten - zu entsprechen.

Was ist Ihr Lieblingsbuch in Bezug auf Sexualität?

Ich würde an dieser Stelle lieber ein Buch zum Thema Selbstliebe erwähnen, die meiner Ansicht nach ein wichtiger Schritt zur erfüllten Sexualität ist. Es ist von der Wiener Autorin und klinischen Psychologin Sabine Standenat, heißt „Lerne dich selbst zu lieben“ und ist wunderbar informativ und anschaulich geschrieben.

Was ist Ihr privates Lieblingsbuch?

Sehr schwer zu beantworten. Es gibt so viele wunderbare Bücher! Als erstes fallen mir Franz Werfels „Der veruntreute Himmel“ und „Eat, Love Pray“ von Eilzabeth Gilbert ein.

Was tut Sigrid Ofner, wenn sie nicht arbeitet?

Viel mit meinem Sohn unternehmen, so lange er auch noch Spaß dran hat, mit der Mama z.B. angeln oder Kanu fahren zu gehen. FreundInnen und Familie treffen, plaudern, ins Theater, Kino oder zu Konzerten gehen. Raus in die Natur, wandern, spazieren gehen oder einfach an einem Bach oder Tümpel sitzen. Je nach Jahreszeit schwimmen oder Ski fahren. Lesen, Musik hören, manchmal auch malen. Ein herrlicher Ausgleich zur Arbeit sind auch Reiki, Kinesiologie und Yoga. Es tut gut hie und da auf dem Kopf zu stehen und alles aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten!

Was ist Ihre Lieblingsfarbe und warum?

Alle Töne von blau, weil ich Wasser in allen Formen liebe und mich diese Farben ans Meer erinnern.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Dort wo ich weiterhin mit meinen Möglichkeiten etwas bewirken kann. Und ich denke das Leben sorgt dafür, dass wir dort landen, wo wir unsere Fähigkeiten optimal einsetzen können.

Autor

Sabine Fisch
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