Kopf der Woche: Walter Stackl
Bild: Nina Krok
Wir präsentieren Persönlichkeiten, deren Einsatz und Innovationsgeist das Gebiet der Sexualmedizin maßgeblich beeinflussen.
Diese Woche: Prim. Univ.-Prof. Dr. Walter Stackl. Walter Stackl war weltweit einer der ersten Urologen, der Studien zur erektilen Dysfunktion und zur Behandlung derselben mit Schwellkörperinjektionen durchgeführt und veröffentlicht hat. Intensiv hat sich Stackl außerdem mit dem Thema „weibliche Sexualität“ auseinandergesetzt und kann auch hier weltweit als einer der führenden Köpfe bezeichnet werden.
Inhaltsangabe
- Wer ist Walter Stackl?
- Was interessiert Sie an Sexualität und Erkrankungen?
- Was sind Ihre beruflichen "Lieblingsthemen"?
- Was ist für Sie in Ihrer täglichen Arbeit besonders wichtig?
- Welche Probleme sehen Sie in der Medizin?
- Wie wird sich die Sexualität in den nächsten zehn Jahren verändern?
- Wohin wird sich die Sexualmedizin in den nächsten zehn Jahren entwickeln?
- Was macht Walter Stackl, wenn er nicht arbeitet?
- Lieblingsfarbe?
- Lieblingsbuch?
- Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Wer ist Walter Stackl?
Geboren am 5. Mai 1948. Seit 1990 Vorstand der urologischen Abteilung am Krankenhaus Rudolfstiftung in Wien. Die wichtigsten beruflichen Themen sind: Allgemeinurologie, Nierensteine, Kinderurologie, Uro-Onkologie – und schon seit 1972 – Andrologie.
Was interessiert Sie an Sexualität und Erkrankungen?
Sexuelle Probleme stellen ein zentrales Problem für sehr viele Menschen dar. Dieses Thema begleitet sich seit den Anfängen meiner beruflichen Karriere. Zunächst habe ich mich viel mit dem Thema Fertilität (Zeugungsfähigkeit) beschäftigt, in den vergangenen 25 Jahren hat sich das Interesse eher in Richtung Funktionsstörungen der männlichen und weiblichen Sexualität verlagert. Bei den Männern sind das Themen wie Erektile Dysfunktion, Ejaculatio praecox (frühzeitiger Samenerguss) oder Penisverkrümmungen. 2001 habe ich österreichweit das erste Symposium zu Sexualfunktionsstörungen bei Frauen veranstaltet. Als Urologe, der sehr häufig bei Männern mit diesem Thema konfrontiert ist, hat mich interessiert, ob es Parallelitäten dazu bei Frauen gibt. Die gibt es durchaus, allerdings sind sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen weitaus komplexer. In der Zwischenzeit hat sich zudem herausgestellt: Frauen sprechen lieber mit Ärztinnen über sexuelle Probleme und Männer lieber mit Männern.
Was sind Ihre beruflichen "Lieblingsthemen"?
Mich hat immer das Gebiet am meisten interessiert, in dem es Innovationen gegeben hat. Ich war zum Beispiel weltweit einer der ersten, der mit Schwellkörperinjektionen mit Prostaglandin begonnen hat. Momentan gehört das Thema Ejaculatio praecox zu den interessantesten.
Was ist für Sie in Ihrer täglichen Arbeit besonders wichtig?
Der gute Kontakt zu den Patienten, die Motivation der MitarbeiterInnen sowie generell eine Vorbildwirkung als Chef gegenüber den eigenen MitarbeiterInnen.
Welche Probleme sehen Sie in der Medizin?
Sexualstörungen gehören nach wie vor zu den Tabuthemen in der Medizin. Alles, was dazu beiträgt, dies zu enttabuisieren, ist von essenzieller Wichtigkeit. Genauso wichtig sind die sexuelle Aufklärung und die Sexualerziehung von Jugendlichen. Und wir müssen den Menschen näher bringen, wie wichtig das Reden über sexuelle Probleme ist – sei es mit dem Partner/der Partnerin oder eben mit einem Spezialisten, wenn das Paar allein nicht mehr weiterkommt.
Wie wird sich die Sexualität in den nächsten zehn Jahren verändern?
In den nächsten zehn Jahren ist zu erwarten, dass die erektile Dysfunktion mit Gentherapie behandelt werden kann. Damit könnte der natürliche Alterungsprozess oder können durch Risikofaktoren hervorgerufene Veränderungen verhindert und somit könnte für die Betroffenen eine normale Erektion möglich sein. Erste Studien sind bereits publiziert, so dass die Gentherapie in näherer Zukunft zu erwarten ist.
Wohin wird sich die Sexualmedizin in den nächsten zehn Jahren entwickeln?
In den nächsten zehn Jahren ist durch den Boom an Erforschung der weiblichen Sexualfunktionsstörungen zu erwarten, dass auch für Frauen wirksame Medikamente zur Verfügung stehen werden. Zusätzlich hoffe ich, dass das Thema Sexualität weiter enttabuisiert wird.
Was macht Walter Stackl, wenn er nicht arbeitet?
Ich beschäftige mich viel mit Musik, gehe gern ins Konzert und in die Oper. Außerdem reise ich sehr gerne.
Lieblingsfarbe?
Blau.
Lieblingsbuch?
Ich habe gerade die Bücher von Daniel Glattauer gelesen, die ich sehr empfehlen kann.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Ich sehe mich in einer internationalen Tätigkeit, zum Beispiel in Entwicklungsländern, in der ich meine langjährigen Erfahrungen den dortigen KollegInnen zu kommen lassen kann.