Kopf der Woche: Wiltrut Stefanek
Seit 14 Jahren setzt sich Wiltrut Stefanek, die von ihrem Exmann mit HIV angesteckt wurde, für die Anliegen und Probleme von Menschen mit HIV in Österreich ein. Sie kämpft gegen Diskriminierung und Kriminalisierung und für Datenschutz, Asyl und eine bestmögliche medizinische Betreuung. Ein besonderer Schwerpunkt in ihrer Arbeit liegt dabei in der Unterstützung von HIV-positiven Frauen, denn diesen fehlt oft ein diesbezügliches Netzwerk. Wiltrut Stefanek ließ sich durch ihre Infektion nicht unterkriegen, sondern nahm sie zum Anlass, anderen Menschen mit HIV und AIDS zu helfen und das Bild von Infizierten in der Öffentlichkeit zurechtzurücken. Daher ist sie diesmal unser Kopf der Woche.
Inhaltsangabe
- Wer ist Wiltrut Stefanek? Zur Person.
- Was ist Ihnen in Ihrer Arbeit besonders wichtig?
- Wo sehen Sie nach wie vor große Probleme?
- Was ist Ihr Lieblingsbuch zum Thema Sexualität?
- Was ist Ihr privates Lieblingsbuch?
- Was tut Wiltrut Stefanek, wenn sie nicht arbeitet?
- Was ist Ihre Lieblingsfarbe und warum?
- Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Wer ist Wiltrut Stefanek? Zur Person.
Ich bin seit meiner HIV-Diagnose 1996 aktiv im Bereich HIV tätig und Obfrau der von mir 1998 gegründeten Selbsthilfegruppe PULSHIV . Hier informieren, beraten, unterstützen und begleiten wir Menschen mit HIV und deren Angehörigen.
Seit 2001 arbeite ich auch im Community Board, einer Interessensvertretung von Menschen mit HIV, in der Planung, Organisation und Durchführung bei nationalen, binationalen und trinationalen AIDS-Kongressen des Österreichischen AIDS-Kongresses (ÖAK), des Deutsch-Österreichischen AIDS Kongresses (DÖAK) und des Deutsch-Österreichisch-Schweizerischen AIDS-Kongresses (SÖDAK) mit.
Außerdem bin ich Mitgründerin des Netzwerks Frauen und AIDS in Österreich.
Privat bin ich Mutter eines 19-jährigen Sohnes und lebe seit zwölf Jahren in einer Partnerschaft mit einem HIV-negativen Mann. Ich arbeite in der Trafik meiner Eltern.
Was ist Ihnen in Ihrer Arbeit besonders wichtig?
Ich mag und schätze an meiner Arbeit, immer wieder neue Menschen kennenzulernen, persönliche Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen. Ein besonderes Anliegen ist mir auch, meine Mitmenschen über HIV zu informieren, damit sie Berührungsängste und Vorurteile abbauen können. Mir ist wichtig, dass die Gesellschaft mit uns Menschen mit HIV spricht und nicht nur über uns!
Wo sehen Sie nach wie vor große Probleme?
HIV ist noch immer kein Thema in der Bevölkerung. Solange es einem nicht betrifft, denkt man nicht darüber nach. Auch der Aufklärungsstand ist nach wie vor nicht der beste, denn leider glauben nach wie vor viele Menschen, dass HIV nur bestimmte Personengruppen wie homosexuelle Männer oder Drogenabhängige betrifft.
Eine unlängst durchgeführte Befragung ergab, dass viele Menschen auch heute noch glauben, dass einem HIV bei einer gesellschaftlich üblichen und angepassten Lebensführung nicht treffen könne - also wenn man heterosexuell orientiert ist, keine Drogen nimmt und keinen sexuell ausschweifenden Lebensstil pflegt. Das ist natürlich Unsinn, HIV kann jeden treffen.
Neue Präventionskampagnen sollten daher besser informieren. Denn aus den falschen Bildern in den Köpfen der Menschen entstehen Vorurteile und Berührungsängste gegenüber Menschen mit HIV. Genau das ist es, was zur Stigmatisierung und Ausgrenzung führt. HIV braucht viele Stimmen, damit sich etwas ändert. Das Thema muss mehr in die Köpfe der Leute. Es muss immer wieder in der Öffentlichkeit präsent sein und nicht nur bei speziellen Anlässen wie anlässlich des Life Balls oder des Weltaidstages. HIV muss sichtbarer werden!
Was ist Ihr Lieblingsbuch zum Thema Sexualität?
Wir sprechen über AIDS von Karen Brynat Mole
Was ist Ihr privates Lieblingsbuch?
Kein Engel an meiner Seite von Elisabeth Glaser
Es war das erste Buch, das ich nach meiner HIV-Diagnose gelesen habe, ich habe es bis heute genau in Erinnerung.
Was tut Wiltrut Stefanek, wenn sie nicht arbeitet?
Ich fotografiere leidenschaftlich gerne, gehe spazieren, treffe mich mit Freunde und lese sehr gerne.
Was ist Ihre Lieblingsfarbe und warum?
Schwarz, weil es schlank macht.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Ich denke, dass ich auch in zehn Jahren noch für unsere Rechte eintreten und dass ich weiterhin aktiv gegen Diskriminierung und Ausgrenzung kämpfen werde!