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Kopf der Woche: Wolfgang Kostenwein

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Foto: MedCommunications 

Bei allen Fragen rund um jugendliche Sexualität und Beziehungen gibt es eine Top-Adresse: das Österreichische Institut für Sexualpädagogik und Sexualtherapien. Mag. Wolfgang Kostenwein leitet es mit viel Engagement und Herzblut gemeinsam mit Bettina Weidinger. Als Lehrbeauftragter ist Kostenwein an Fachhochschulen im In- und Ausland tätig, in Österreich arbeitet er mit Kindern und Jugendlichen im Bereich der Gesundheitsprävention und kreiert Konzepte für Gesundheitsprogramme.

Wer ist Wolfgang Kostenwein? Zur Person.

Nach erfolgreichem Abbruch meines Jusstudiums habe ich Psychologie studiert und bin Gesundheitspsychologe. Viele Jahre Erfahrung in Jugendsexualberatung, Sexualpädagogik und Sexualtherapie spannen einen für mich interessanten Bogen von Sexualität über alle Lebensphasen. Seit mehreren Jahren leite ich gemeinsam mit Bettina Weidinger das Österreichische Institut für Sexualpädagogik und Sexualtherapien. Und nebenbei bin ich auch als CliniClown einmal wöchentlich in Spitälern unterwegs.
Privat besitze ich seit kurzem einen Weingarten in Sievering und bin mit Sicherheit der am wenigsten begabte Weinbauer Wiens.

Warum beschäftigen Sie sich mit Jugendlichen und Sexualität?

Sexualität ist für viele Menschen ein zentrales Lebensthema. Gerade in der Zeit der Jugend aber rückt sie besonders stark in den Vordergrund und stellt einen wichtigen Aspekt in der Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen dar. Es ist eine sinnvolle und interessante berufliche Herausforderung, Jugendliche dabei zu unterstützten, diese Schritte möglichst selbstbestimmt vornehmen zu können. Darüber hinaus arbeite ich einfach gerne mit Jugendlichen und bin trotz aller anderen Aufgaben oft auch mehrmals in der Woche in Schulen unterwegs. Sexualität ist aber auch ein Thema, das viele Erwachsene bewegt und die Erkenntnis, dass Sexualität lebenslanges Entwicklungspotential besitzt, eröffnet neue und spannende Möglichkeiten in der Sexualberatung.

Welches sind Ihre Lieblingsthemen?

Das verändert sich ständig. Vor kurzem stand die Entstehung des Films „Sex, we can!?“, den wir sexualpädagogisch entwickelt und begleitet haben, stark im Mittelpunkt meines Interesses. Seit längerem schon gab es keinen passenden Film für Jugendliche, so dass dieses Projekt ein Herzensanliegen von mir war.
Im Moment ist für mich besonders faszinierend zu beobachten, dass in der Sexualtherapie, historisch gesehen, nach einem Trend zu kognitiven Ansätzen, das genital-körperliche Geschehen wieder in den Vordergrund sexualtherapeutischen Handelns rückt.

Was ist Ihnen in Ihrer Arbeit besonders wichtig?

Sexualität ist ein stark werte- und manchmal auch klischeebesetztes Thema. Es erscheint mir daher besonders wichtig, den Blick auf das Wesentliche nicht zu verlieren: hinzusehen, worum es Menschen wirklich geht und welche Dimension Sexualität - ungeachtet äußerer Zugänge - besitzt.

Wo sehen Sie nach wie vor große Probleme?

Sexualität wird von vielen Seiten benutzt und instrumentalisiert. Pornographie, Werbung und Kirche sind nur einige beispielhafte Bereiche. Gewollt oder ungewollt wird Sexualität dadurch entpersonifiziert, werden Bedürfnisse weniger leicht wahrnehmbar, sexuelle Handlungen entfremdet.

Wie wird sich die Sexualität in den kommenden zehn Jahren entwickeln?

In den nächsten zehn Jahren wird es keine wesentlichen Veränderungen geben. Die Sehnsucht nach Sexualität als intensive Erlebnisqualität wird weiterhin bestehen bleiben. Andererseits werden den Möglichkeiten, Sexualität dahingehend zu gestalten, weiterhin Limitierungen entgegenstehen. Die Erkenntnis, dass Sexualität erweiterbar und damit auch lernbar ist, könnte allerdings einen wichtigen Schritt über diese Limitierungen hinweg ermöglichen.

Was ist Ihr Lieblingsbuch zum Thema Sexualität?

Vom Sklaven der Liebe. Die schönsten erotischen Geschichten aus 1001 Nacht

Was ist Ihr privates Lieblingsbuch?

Edwin A. Abbott: Flächenland
H. C. Artmann: Die Sonne war ein grünes Ei

Was tut Wolfgang Kostenwein, wenn er nicht arbeitet?

Vieles, was ich beruflich tue, mache ich wirklich gerne, so dass Freizeit und Beruf manchmal etwas überlappen. Darüber hinaus aber versuche ich, meinem beruflichen Thema entsprechend, mein Leben möglichst lustvoll zu gestalten. Dazu gehört auch die neue Errungenschaft eines relativ großen Weingartens. Ein Stück Land zu bearbeiten und zu gestalten ist für mich neu und genussvoller Bestandteil meiner Freizeit - gemeinsam mit meiner Familie und Freunden.
Die vielen interessanten Kontakte, die sich oft auch aus beruflichen Kontexten ergeben, sind für mich ebenso wichtig wie Workshops im Bereich der Clownarbeit oder des Improvisationstheaters.

Was ist Ihre Lieblingsfarbe und warum?

Jetzt muss ich wohl Rot sagen. Rot ist die Farbe der Liebe und rot ist die Farbe der Clowns.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Unsere laufenden Ausbildungskurse in Sexualpädagogik und Sexualtherapie sollten dazu führen, dass es ausreichend personelle Ressourcen gibt, um die einzelnen Fachbereiche des Instituts für Sexualpädagogik und Sexualtherapien auszubauen und zu etablieren. Dann müsste ich mich weniger um strukturelle Dinge kümmere und hätte mehr Raum für jene Projekte, die mir besonders am Herzen liegen.

Autor

Mag. Christiane Moser
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