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Notfallverhütung

Definition

Unter postkoitaler Notfall-Kontrazeption versteht man jede bei der Frau angewandte Verhütungsmethode, die nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr (GV) oder nicht adäquater Anwendung von Verhütungsmitteln(Kontrazeptiva) , jedoch vor einer möglichen Einnistung (Implantation) einer befruchteten Eizelle zur Verhinderung ungewollter Schwangerschaften und Senkung der Rate an Schwangerschaftsabbrüchen.

Die Implantation – so wird generell angenommen – erfolgt nicht früher als fünf Tage nach dem Eisprung.

Wirksamkeit

Es ist erwiesen, dass die Wirksamkeit der Maßnahme umso höher ist, je rascher sie nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr angewandt wird.

In ca. 75 bis 99 Prozent der Fälle verhindert die Methode den Eintritt der Schwangerschaft. Je früher die Hormongabe erfolgt, desto größer ist die Zuverlässigkeit der Methode.

Nebenwirkungen

Blutungsstörungen, ein Spannungsgefühl in den Brüsten und Übelkeit sind die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen.

Achtung!

Für den regelmäßigen Gebrauch ist die Pille danach nicht geeignet!

In Österreich sind derzeit mehrere Methoden der Notfallverhütung möglich:

  1. EllaOne: Progesteron-Rezeptor-Modulator (Rezeptpflichtig!!!)
  2. Levonorgestrel-Pille: in Österreich sind derzeit zwei (Vikela, Postinor) erhältlich (Rezeptfreie Abgabe in Apotheken)
  3. Postkoital eingelegte Kupfer-Spirale.
  4. Yuzpe- Methode: Östrogen (EE)/Gestagen-enthaltende Pille. Sie wird wegen hoher Nebenwirkungsrate und besserer Möglichkeiten praktisch nicht mehr angewandt.

EllaOne: die innovativste Form der Notfallverhütung

Wirstoff: Ulipristalacetat

Wofür wird Ulipristalacetat angewendet?
Das Medikament ist ein Notfall-Empfängnisverhütungsmittel für Frauen, das innerhalb von fünf Tagen nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder Versagen der Empfängnisverhütung (z. B. bei gerissenem Kondom) einzunehmen ist. Das Arzneimittel ist derzeit nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.
Das neue Präparat verlängert die Zeit, in der eine Notfallkontrazeption angewendet werden kann!

Wie wird dieses Notfalls-Verhütungsmittel angewendet?
Eine Tablette wird so bald wie möglich und nicht später als 120 Stunden (fünf Tage) nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder Versagen der Empfängnisverhütung eingenommen. Die Tablette kann zum Essen oder zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden. Wenn innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme Erbrechen auftritt, sollte eine weitere Tablette Ulipristalacetat eingenommen werden. Das Präparat kann zu jedem Zeitpunkt im Verlauf des Menstruationszyklus eingenommen werden.

Wie wirkt Ulipristalacetat?
Damit eine Schwangerschaft eintreten kann, muss es zunächst zu einem Eisprung kommen, dann muss diese Eizelle befruchtet werden, d. h. sich mit einem Spermium vereinigen, und sich in der Gebärmutter einnisten.
Das Geschlechtshormon Progesteron stimuliert die Bildung von Eiweißstoffen, die für das Timing des Eisprungs und die Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf den Empfang der Eizelle wichtig sind.

Allerdings ist das „Timing“ des Eisprungs sehr variabel!
…auch bei Frauen mit regulärem Zyklus
…mehr als 70% der Frauen haben die fruchtbaren Tage vor dem 10. und nach dem 17. Tag
…kein Zeitpunkt im Zyklus ohne Risiko

Der Wirkstoff Ulipristalacetat wirkt als Modulator an den Progesteronrezeptoren, d.h. er bindet an die Rezeptoren, an die normalerweise das Progesteron bindet, und hindert so das Hormon daran, seine Wirkung zu entfalten.
Aufgrund dieser Wirkung an den Progesteronrezeptoren verhütet das Medikament den Eintritt einer Schwangerschaft, indem es den Eisprung nach hinten verschiebt und möglicherweise auch Veränderungen in der Gebärmutterschleimhaut hervorruft.

Die verzögerte Ovulation erfolgt etwa fünf Tage später. Dies ist ausreichend, um das fertile Fenster zu schließen, da die Spermien im weiblichen Genitaltrakt nur eine maximale Überlebenszeit von 3-5 Tagen haben .Fortsetzung der regelmäßigen hormonellen Kontrazeption nicht kontraindiziert, Wirksamkeit kann beeinträchtigt sein! Daher : Achtung!
Nach Einnahme von EllaOne ist auch weiterhin ein konsequenter Schutz nötig! Bis zum Einsetzen der nächsten Monatsblutung muss unbedingt verhütet werden!

Die wiederholte Anwendung von EllaOne innerhalb eines Menstruationszyklus ist nicht zu empfehlen.

Die folgende Menstruationsblutung kann einige Tage verfrüht oder verspätet auftreten. Bei etwa 6 % der Frauen trat die Menstruation mehr als 7 Tage früher als erwartet auf, bei etwa 20 % verzögerte sie sich um mehr als 7 Tage und bei 5,1 % um mehr als 20 Tage.

Nebenwirkungen
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Bauchschmerzen und Menstruationsstörungen (Beschwerden im Zusammenhang mit der Regelblutung).

Wechselwirkungen:
Leberenzym(CYP3A4)-Induktoren (z.B. Rifampicin, Phenytoin, Phenobarbital, Carbamazepin, Ritonavir, Johanniskraut/Hypericum perforatum)– Wirkung von Ella vermindert

Arzneimitteln, die den pH-Wert im Magen erhöhen (z. B. Protonenpumpenhemmer, Antazida, H2-Rezeptor-Antagonisten) können die Wirksamkeit beeinträchtigen. Die gleichzeitige Anwendung wird daher nicht empfohlen
Verhütungsmittel auf Progesteronbasis (Pille): durch hohe Affinität von Ulipristalacetat zum Rezeptor kann die Wirkung der Progesterone vermindert werden

Schwangerschaft:
kontraindiziert, keine Daten
Tierexperimentelle Daten: kein teratogenes Potenzial
Stillzeit: Muttermilchübergang?? 36 Stunden unterbrechen

Verkehrstüchtigkeit: gelegentlich Schwindelgefühl, Somnolenz und Verschwommensehen

„Die (rezeptfreie) Pille danach“- Levonorgestrel(LNG)-Pille (Gestagen-Pille)

Wirkstoff und Wirkungsweise:
Eine 1,5 mg - Levonorgestrel Tablette wird so rasch als möglich nach dem ungeschützten Verkehr verabreicht. Liegt ungeschützter Geschlechtsverkehr nicht länger als 72 Stunden (3 Tage) zurück, kann das Präparat zu 70-90 % eine ungewollte Schwangerschaft verhindern.
Je früher eingenommen wird, desto wirksamer ist die Notfallverhütung:
Innerhalb der ersten 24 Stunden lässt sich eine 95-prozentige Wirksamkeit nachweisen. Nach 24 Stunden sind es nur mehr 85 %, zwischen 48 und 72 Stunden lediglich 58 %.

Die Wirkungsweise des Gestagens hängt vom Zeitpunkt der Einnahme innerhalb des Menstruationszyklus ab. Die „Pille danach“ hemmt oder verzögert den Eisprung und hat keinen Einfluss auf die Einnistung des Eies, wenn es schon zu einer Befruchtung gekommen ist. Eine bereits bestehende Frühschwangerschaft wird durch die „Pille danach“ nicht beeinflusst und auch durch deren Anwendung nicht abgebrochen.

Achtung!
Nach der LNG-Einnahme ist auch weiterhin ein konsequenter Schutz nötig! Bis zum Einsetzen der nächsten Monatsblutung muss unbedingt verhütet werden!

Falls Sie “die Pille” verwendet haben, empfiehlt es sich, die Einnahme zusätzlich bis zum Ende der Packung fortzusetzen, um Regelstörungen zu vermeiden.
Ihre Monatsblutung sollte zum üblichen Zeitpunkt (+/– drei Tage) einsetzen und sollte dieselbe Stärke wie immer haben.
Sollte die Monatsblutung länger als fünf Tage ausbleiben oder Ihnen die Blutung anders als normal vorkommen, machen Sie einen Schwangerschaftstest oder sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin/Ihrem Frauenarzt.

Nebenwirkungen:
Auftreten können vorübergehende Übelkeit (manchmal), Erbrechen (manchmal), Schmierblutungen (manchmal), Kopfschmerzen, Schwindel, Brustspannen (selten)
Als Kontraindikation gilt eine Schwangerschaft, wobei eine schädigende Wirkung auf eine vorbestehende Schwangerschaft bisher nie nachgewiesen werden konnte.

Die “Pille danach” ist seit Dezember 2009 rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, die Kosten dafür müssen Sie selbst übernehmen. Die „Notfallpille“ kostet derzeit 11,90 Euro (Stand Dezember 2010).

ACHTUNG ! !!! Mit zunehmendem Körpergewicht (BMI) nimmt die kontrazeptive Sicherheit von Levonorgestrel ab !!!!

Ab 75 kg sinkt die Effektivität für LNG deutlich
Ab 80 kg unwirksam

"Spirale danach"

Wirkungsweise:
Eine Kupferspirale bewirkt durch sofort nach Einlage ins Uterusmilieu abgegebene Kupferionen eine Verhinderung der Nidation (Einnistung) der befruchteten Eizelle (Blastocyste).

Wichtig ist der Zeitpunkt der Einlage: bis fünf Tage nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr, jedoch nicht später als fünf Tage nach dem frühesten errechneten Ovulationszeitpunkt (Eisprung)
(Vorsicht!: bei einer späteren Einlage handelt es sich um Postkonzeption).

Vorteile:
Der große Vorteil dieser Methode besteht darin, dass die Spirale auf Wunsch für die zukünftige wirksame Antikonzeption für längere Zeit belassen werden kann.

Nachteile:
Der Nachteil ist, dass die Methode invasiv und schmerzhaft ist, speziell deshalb, weil hier die Spirale nicht wie üblich während der Menstruation eingelegt wird. Längst nicht bei jeder Frau ist die Spirale die Methode der ersten Wahl.

Wirksamkeit:
Die Wirksamkeit liegt bei mehr als 99 Prozent, ist also sehr hoch.

Nebenwirkungen:
Die Nebenwirkungen und Kontraindikationen sind dieselben, wie sie bei der normal zur Verhütung eingesetzten Kupferspirale zu beachten sind.

Die "Pille danach" - Yuzpe-Methode

Wirkstoffe:
Die gezielte Einnahme von oralen Kontrazeptiva in den ersten drei Tagen nach dem Geschlechtsverkehr kann in vielen Fällen eine Schwangerschaft verhindern. Das „Yuzpe Regime" sieht die Einnahme einer Kombination aus 100 mcg Ethinylestradiol plus 0,5 mg Levonorgestrel innerhalb der ersten 72 Stunden nach dem ungeschützten Verkehr vor. Zwölf Stunden später erfolgt eine Wiederholungsdosis.

Wirkungsweise:
Die Wirkungsweise ist abhängig vom Einnahmezeitpunkt innerhalb des Zyklus: Vor der Ovulation wird diese verhindert oder um einige Tage nach hinten verschoben. Die Wirkung kann sich nur vor der Implantation entfalten. Ist die Nidation (Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut) abgeschlossen, können exogene Sexualsteroide (von außen zugeführte Sexualhormone) die Schwangerschaft nicht mehr unterbrechen. Wichtig ist die Empfehlung, dass auch nach der Pilleneinnahme weiterhin verhütet werden muss. Die Wirksamkeit liegt bei 97%.

Nebenwirkungen:
Die nachfolgende Menstruation kann etwas früher als erwartet eintreten. Unangenehm sind die häufig auftretenden und z. T. sehr starken Nebenwirkungen in Form von Übelkeit (51%) und Erbrechen (19%).
Als Kontraindikationen gelten Schwangerschaft sowie im Prinzip dieselben wie bei jeder kombinierten Östrogen/Gestagen-Medikation.

Zusammenfassung

Welchen Unterschied gibt es zwischen dem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch und der postkoitalen Kontrazeption?

Während die sogenannte „Abtreibungspille“ (Mifegyne) eine bereits eingetretene Schwangerschaft beendet, verhindert die postkoitale Pille den Eisprung und damit eine Befruchtung. Auch die pharmakologische Zusammensetzung ist eine völlig andere.

Achtung!
Sowohl Levonorgestrel 1.5 mg als auch Ulipristalacetat 30 mg wirken in den verwendeten Dosen und bei einmaliger Gabe nicht implantationshemmend und auch nicht abortiv.

Die „Pille danach“ kann eine existierende Schwangerschaft nicht beenden!

Autor

Dr. Doris Linsberger (Juni 2014)