Orgasmus bei Selbstbefriedigung und mit Partner
Die physiologisch intensivsten Orgasmen erleben Frauen laut der klassischen Studie von W. Masters und V. Johnson (1966) durch Selbstbefriedigung, wobei auch nicht unbedingt eine lang andauernde Stimulation benötigt wird.
Frauen beschreiben dennoch unabhängig vom Orgasmuserleben sexuelle Erlebnisse mit ihrem Partner als befriedigendste Aktivität, was vermutlich ein Resultat der Bewertung der Partnersituation darstellt. Die Selbstbefriedigung wird dagegen häufig als „unnormal“ oder als halbwertiger Ersatz angesehen.
Anstieg von Prolaktin
Neben den eher psychischen und soziokulturellen Faktoren konnte jetzt in einer neuro-endokrinologischen Studie (Brody und Krüger 2006) gezeigt werden, dass der nach einem Orgasmus bei Männern und Frauen eintretende Anstieg von Prolaktin (der bisher einzige zuverlässige „Orgasmusmarker“) bei einem im Partnerkontakt bzw. beim Geschlechtsverkehr erlebten Orgasmus deutlich höher ausfällt als bei einem masturbatorischen Orgasmus.
Dieser mit einem Gefühl der Sättigung und Befriedigung verbundene Prolaktinanstieg könnte somit auch eine Erklärung für die unterschiedliche Bewertung von „Partnerorgasmen“ darstellen.
Orgasmusschwelle
Jede Frau hat aufgrund ihrer lebensgeschichtlichen Erfahrungen ihre subjektiven sexuellen Erregungsorte und auch ihre subjektive Orgasmusschwelle, die je nach Einflussfaktoren wechseln können (H.S. Kaplan, 1987). Die Orgasmusschwelle kann außer durch die Art der Stimulation unter anderem auch durch das psychische Befinden sowie durch Kognitionen, Drogen und Medikamente, Partnerschaftsfaktoren, Stimulationsfertigkeiten des Partners/der Partnerin oder Stress beeinflusst werden. Um die für den Erregungsaufbau adäquaten Stimulationstechniken herauszufinden, brauchen Frauen daher die Aufmerksamkeitslenkung auf ihr Körpererleben und oft mehrere Jahre des Erkundens.
Umgebungsreize
Nach R. Basson (2000) sind für die sexuelle Erregung der Frau zusätzlich zu den sexuellen Reizen auch Umgebungsreize entscheidend. Als Beispiele werden sexuelle Erwünschtheit, Verhütung einer ungewollten Schwangerschaft, Sicherheit vor Krankheit, Erwartungen an sich und den Partner und Schamgefühle genannt. K.S. Fugl-Meyer et al. (2006) aus Schweden weisen in ihrer Übersichtsstudie von 1996 zudem darauf hin, dass ein guter Protektor gegen Orgasmusstörungen ein junges Alter bei der ersten Orgasmuserfahrung, ein relativ gesehen breites Spektrum an Stimulationstechniken, ein Orgasmuserleben auch beim Geschlechtsverkehr, eine Wertschätzung sexueller Aktivität und eine relativ leichte Erregbarkeit sein können.
