Die meisten Frauen machen im Laufe Ihres Lebens kürzere Phasen mit Schmerzen beim Geschlechtsverkehr durch. Ausgeprägte und lange anhaltende Schmerzen aber bewirken eine massive Einschränkung der Sexualität, bis hin zur Meidung jeder sexuellen Annäherung an den Partner.

Definition

Unter Dyspareunie versteht man brennende oder krampfartige Schmerzen der Frau (selten auch des Mannes) beim Geschlechtsverkehr.

Häufigkeit

Auf Grund der unterschiedlichen diagnostischen Methoden kann man in der Literatur eine große Bandbreite über die Häufigkeit finden. Diese reicht von jeder 100. Frau, die sich mit diesem Problem auseinander setzen muss, bis hin zu jeder vierten.

Die meisten Frauen haben einen jahrelangen Leidensweg hinter sich.
Sie berichten über verzweifelte Arztbesuche mit immer denselben Ergebnissen:
Entweder werden hartnäckige, immer wiederkehrende Infektionen im Genitalbereich festgestellt oder was als noch schlimmer empfunden wird - NICHTS!

Ursachen

Organische Ursachen

Zu unterscheiden ist, wann diese Schmerzen auftreten.

Schmerzen beim genitalen Streicheln:

• Entzündungen oder Verletzungen der Vulva (Schamlippen oder der Klitoris)

Schmerzen beim Einführen:

• Pilzinfektionen oder andere Keime im Genitalbereich
Herpes im Genitalbereich
• Verwundbare Scheidenschleimhaut durch Östrogenmangel
• Infektionen oder Cysten der Genitaldrüsen (Bartholinische Drüsen und weibliche Prostata)
• Narben im Genitalbereich (z. B. nach Operationen, Verletzungen, als Bestrahlungsfolgen, …)

Schmerzen im mittleren Scheidenbereich:

• Harnröhrenentzündung, Blasenentzündung, der weiblichen Prostata, selten eine angeborene Scheidenverkürzung

Schmerzen bei tiefen Penisbewegungen:
• Zu heftige Bewegungen beim Geschlechtsverkehr,
• Entzündungen und Tumore im kleinen Becken (z. B. der Eierstöcke und Gebärmutter), Endometriose, Zysten der Eierstöcke,
• Schmerzen durch Hüftgelenksabnutzung oder Abklemmung der Nerven,

Schmerzen beim Orgasmus:
• Durch Krämpfe der Gebärmutter (evtl. durch Östrogenmangel), der Bauchmuskulatur
• Kopfschmerzen nach dem Orgasmus

Nicht-organische Ursachen

Beim genaueren Nachfragen gaben je ein Drittel der Frauen an, dass Sie eigentlich keine Lust auf Sex hätten oder aber, dass ihr Körper einfach nicht genug erregt sei, um im Genitalbereich feucht zu werden. Dieser Feuchtigkeitsfilm bietet aber für die empfindliche Scheidenschleimhaut einen Schutz.

Bleibt die Scheide zu trocken, dann wird durch die reibenden Bewegungen des Penis die sensible Schleimhaut der Scheide wundgerieben und schutzlos. Diese wehrlose Schleimhaut bietet so einen “wunderbaren” Boden für alle möglichen Keime, um dort eine Entzündung hervorzurufen. Diese Entzündungen wiederum schmerzen und dem Körper „vergeht jede Lust auf Sexualität“.

Viele Frauen wissen, dass ihr Körper mehr Zeit bräuchte, um für Sexualität bereit zu sein. Sie gönnen sich aber diese Zeit nicht, weil sie die Vorstellung haben, den Mann damit zu langweilen oder sie geben dem Drängen des Mannes nach Sexualität nach.

Auf die Dauer erzeugt aber Geschlechtsverkehr ohne körperlich bereit zu sein Schmerzen.

Folgen der Dyspareunie

Neben den Sexzentren im Gehirn gibt es ein sogenanntes “Gefühlszentrum”, das die Aufgabe hat, angenehme und unangenehme Erlebnisse zu speichern und so dem Körper zu melden, was er meiden oder aber zulassen und genießen soll. Speichert dieses Zentrum immer wiederkehrende unangenehme sexuelle Erlebnisse, dann meldet es dem “Stress- oder Fluchtnerv” (Sympathikus-Nerv), dass er keine Erregung in den Genitalen zulassen soll und die Frau wird ganz bestimmt nicht feucht.

Sie merken, ab hier erzeugt jede sexuelle Annäherung des Mannes nur noch Angst vor den bevorstehenden Schmerzen. Ihr Körper wird in der Folge meist lustlos oder fühlt einen heftigen Widerwillen gegen jede körperliche Berührung, bis hin zu Ekel.

Lösungsansätze

Die/der behandelnde Gynäkologin/Gynäkologe wird die dahinter liegende Erkrankung behandeln müssen.
Sollte sich bei der gynäkologischen Untersuchen eine immer wiederkehrende genitale Infektion oder aber dieses berühmte “NICHTS” ergeben haben, dann nehmen Sie sich etwas Zeit und überdenken Sie ein wenig die Situationen, die zum Geschlechtsverkehr führen.

Stellen Sie sich folgende Fragen

Versuchen Sie bitte dabei einmal ganz den “vernünftigen” Kopf auszuschalten und lassen Sie Ihren Körper für sich antworten.

  • Ist Ihre Sexualität wirklich so, wie es Ihr Körper braucht, um sich fallen zu lassen und die Berührungen Ihres Partners zu genießen?
  • Ist die Stimmung zwischen Ihnen und Ihrem Partner im Alltag so, dass sich Ihr Körper gerne an Ihn anschmiegt und sich von ihm berühren läßt?
  • Wird Ihr Körper auch wirklich so und so lange berührt, wie er es braucht, um Erregung am gesamten Körper und zwischen den Beinen zu fühlen?
  • Besteht Ihre Sexualität aus mehr als nur dem Geschlechtsakt?
  • Lassen Sie sich durch den steifen Penis des Partners stressen?
  • Glauben Sie, Sie müßten ihn schon in Ihre Scheide lassen, obwohl Sie eigentlich noch nicht soweit sind?
  • Würden Sie Ihrem Partner öfters gerne sagen, dass Sie eigentlich müde sind und Ihr Körper lieber schlafen würde? Trauen Sie sich aber nicht ihm das zu sagen, weil Sie Angst haben, Ihn dadurch zu verletzten oder weil Sie fürchten, dadurch für Ihn sexuell weniger attraktiv zu sein?
  • Schlafen Sie mit Ihrem Partner, obwohl Ihrem Körper nicht danach ist, weil Sie hoffen, dadurch bei Ihm eine schlechte Laune oder Streit vermeiden zu können?

WICHTIG!

  • Vermeiden Sie alles, was Ihr “Gefühlszentrum” als unangenehm speichern könnte.
  • Beobachten Sie, was Ihrem Körper gut tut und was er braucht, um sich ganz auf Ihren Partner einlassen zu können.
  • Lassen Sie sich Zeit! Im Durchschnitt brauchen Frauen mindestens 20 Minuten Vorspiel, um genug erregt zu sein. Sie sind wie Sie sind. Wenn Sie länger brauchen, dann nehmen Sie sich die Zeit.
  • Sollten Sie gerade eine Entzündung der Genitale auskurieren, dann gönnen Sie Ihrer Scheide ca. 14 Tage Schonung. Falls Sie länger brauchen, nehmen Sie sich die Zeit.
  • Falls Ihre Scheide durch Östrogenmangel trocken und/oder leicht verwundbar geworden ist, dann lassen Sie sich von Ihrer Gynäkologin/Ihrem Gynäkologen Scheidenzäpfchen verschreiben oder verwenden Sie ein Gleitgel. Es gibt auch therapeutische Möglichkeiten ohne Hormone.

Das offene Gespräch:

Reden Sie offen mit Ihrem Partner/ Ihrer Partnerin darüber, was für Ihren Körper passend und angenehm ist und was nicht.

Sexualtherapie

Falls die Beziehung durch den schmerzhaften Geschlechtverkehr schon so belastet ist, dass Sie nicht mehr ohne gegenseitige Vorwürfe miteinander reden können, dann nehmen Sie Hilfe in Anspruch.

Um aus dem Teufelkreis - chronisch-schmerzhafter Geschlechtsverkehr, Angst vor den Schmerzen, daraus folgender Anspannung des Beckenbodens und Vemeidung von Sexualität - aussteigen zu können, eignet sich besonders die Sexualtherapie. Beide Partner lernen durch regelmäßig durchgeführte sinnliche Übungen das alte, schmerzhafte Muster zu durchbrechen und durch eine neue, für den Körper passende, feine Sexualität zu ersetzten.

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