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Sex, Anatomie und Männlichkeit

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Was hat Sex mit Anatomie zu tun? Was ist Anatomie überhaupt? Und warum sitzt das Lustzentrum im Gehirn?

Die Anatomie ist die Lehre vom Aufbau des menschlichen Körpers. Und um zu wissen, wie Frauen und Männer sexuell „funktionieren“, sollten Sie so einiges über den eigenen Körper wissen.

Schaltzentrale im Gehirn

Um männliche Sexualität und die Anatomie des männlichen Körpers zu begreifen, sollten wir allerdings im Kopf beginnen. Denn das Sexualzentrum sitzt im Gehirn. Das gilt übrigens für beide Geschlechter. Das Sexualzentrum befindet sich im Hypothalamus, das ist ein Teil des Zwischenhirns. Der Hypothalamus ist ziemlich klein – etwa so groß wie ein Fünfcentstück und wiegt rund 15 Gramm. Dieser Teil des Gehirns ist nicht nur unser Sexzentrum, sondern regelt auch unser vegetatives Nervensystem, das dafür sorgt, dass wir atmen, im Gleichgewicht bleiben, essen und ausscheiden.

Haufenweise Hormone

Das Sexualzentrum im Hypothalamus ist nur rund vier Gramm schwer, hat es aber gewaltig in sich: Sämtliche Hormone, die für Sexualität notwendig sind, werden von diesem Zentrum gesteuert. Wird dieses Lustzentrum von einem sexuellen Reiz erreicht löst das Zentrum eine ganze Reihe von Befehlen aus, die zur Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin, Noradrenalin, Oxycotin, Testosteron, Östrogen, Progesteron, Prolaktin, Dopamin, Pheromonen und Serotonin führen (Hormone siehe Kasten). Östrogen ist übrigens keineswegs nur ein „weibliches“ Hormon. Auch Männer produzieren es und brauchen es, um ihre Sexualität ausleben zu können.

Kaskade von Ereignissen

Kommt ein sexueller Reiz im Gehirn an, beginnt das Sexzentrum diese Botenstoffe (Hormone) auszuschütten. Das setzt im männlichen Körper eine ganze Kaskade von Ereignissen in Gang. So wird die Haut besser durchblutet, die Nervenenden werden besonders empfindlich, die Blutmenge im Penis nimmt zu, er schwillt an. Wenn ein Penis steif wird, so dringt zuerst Blut in den Penis, in die darin befindlichen Schwellkörper ein, ein Botenstoff bewirkt sodann, dass das Blut nicht sofort wieder zurück in den Kreislauf fließen kann – der Penis bleibt steif. Nach dem Orgasmus kann das Blut wieder abfließen, der Penis erschlafft.

Primäre und sekundäre Sexualmerkmale des Mannes

(Abbildung 2: Drawing of the Male Internal Sexual Anatomy From alt.sex FAQ. GFDL issue resolved in 2003, see old revision of Talk:Penis. © Elf Sternberg. The following is a version without English text, for use in other languages: Image:Male reproductive system lateral nolabel.png. Date 2009-04-18 21:32 (UTC). Source Male_anatomy.png. Author Male_anatomy.png: alt.sex FAQ
derivative work: Tsaitgaist (talk) )

Abgesehen vom Gehirn werden primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale unterschieden. Primäre Geschlechtsmerkmale des Mannes sind:

• Penis
• Hoden
• Hodensack (Skrotum)
• Samenleiter
• Samenblase
Prostata

Sekundäre Geschlechtsmerkmale des Mannes sind:

• Körperbehaarung (Bart-, Genital- und Achselhaare, Brust- und Bauchbehaarung)
• Körpergröße, Muskulatur und Verteilung des Körperfetts
• Adamsapfel

Der Penis beginnt – anatomisch gesehen – an der Wurzel, das ist das am Körper befestigte Ende des männlichen Glieds. Muskeln und Bänder halten den Penis am Becken. Die Peniswurzel geht in den Penisschaft über der schließlich mit der Glans penis – der Eichel – endet. In unserem Kulturkreis ist die Beschneidung des Penis nicht sehr weit verbreitet, deshalb verfügen fast alle Männer über eine Vorhaut, die – wenn der Penis nicht aufgerichtet (erigiert) ist, über die Eichel reicht. Hier kommt der Hygiene ein wesentlicher Stellenwert zu. Da die Vorhaut die Eichel meist bedeckt, kann sich bei mangelhafter Hygiene ein Gemisch aus Talg und Urin darunter bilden, das wird als „Smegma“ bezeichnet. Dieses Gemisch verströmt einen nicht gerade erbaulichen Geruch und kann eine Brutstätte für Bakterien sein. Deshalb ist die tägliche Reinigung des Penis und besonders der Eichel unter der Vorhaut, eine wichtige Voraussetzung für einen gesunden Penis.

Hinter dem Penis liegt der Hodensack, in dem sich die beiden Hoden befinden. In ihnen werden die Spermien produziert.

Die Spermien, die beim Orgasmus aus de Penisspitze „herausgeschleudert“ werden, stellen allerdings nur einen verschwindend geringen Prozentsatz des Ejakulats, der Samenflüssigkeit dar. Der überwiegende Teil der Samenflüssigkeit besteht aus Prostatasekret – diese Flüssigkeit wird in der Prostata gebildet. Deswegen kann man auch mit freiem Auge keinerlei Veränderung an der Samenflüssigkeit erkennen, wenn der Mann sich sterilisieren lässt, sich also letzten Endes keine Spermien mehr in der Samenflüssigkeit befinden.

Damit sich ein Penis versteifen kann, müssen sich, wie bereits erwähnt, die Schwellkörper des Penis mit Blut füllen. Drei Schwellkörper weist ein Penis auf. Zwei Schwellkörper befinden sich auf der Oberseite des Penis, sie werden Penisschwellkörper (Corpora cavernosa penis) genannt. An der Unterseite des Penis verläuft der Harnröhrenschwellkörper (Corpus spongiosum glandis). Treten bei einem Mann Erektionsschwierigkeiten auf, füllen sich die Penisschwellkörper nicht mehr ausreichend mit Blut oder die Schranke, die verhindert, dass das Blut im Penis verbleibt, wirkt nicht mehr richtig. Dies können Hinweise auf Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sein und sollten daher immer ärztlich abgeklärt werden.

Der Hodensack, der die beiden Hoden enthält, liegt, wie jeder weiß, außerhalb des Körpers. Der Grund dafür ist die für die Erzeugung der Spermien notwendige Temperatur. Sie muss ein wenig unterhalb der Körpertemperatur liegen, da die Spermien ansonsten nicht lebensfähig wären.

Durch den gesamten Penis führt die Harnröhre, durch die – beim Orgasmus – auch die Samenflüssigkeit aus dem Penis gespritzt wird. Der Hauptteil der Samenflüssigkeit wird in der Prostata, der Vorsteherdrüse, des Mannes produziert. Die Prostata ist – wenn sie gesund ist – etwa kastaniengroß und sitzt unterhalb der Harnblase. Sie umschließt das untere Ende der Harnröhre. Reguliert wird die Funktion der Prostata mittels des Botenstoffs Testosteron.

Ebenso wie die Sexualorgane der Frau, werden auch jene des Mannes über ein dichtes Nervengeflecht im kleinen Becken versorgt. Operationen in diesem Bereich sind sensibel, weil sie das empfindliche Zusammenspiel der Nerven stören und damit etwa Erektionsprobleme und Harninkontinenz erzeugen können. Im Unterschied zu Operationen im weiblichen Becken gilt für Operationen im männlichen Becken mittlerweile als state of the art (das heißt, auf dem letzten Stand der Wissenschaft) eine möglichst nervenschonende Vorgehensweise, um die Innervation (also die Versorgung mit den Nerven) nicht zu stören.

Übersicht: Hormone

Um im Organismus Nachrichten weiter zu leiten, bedient sich der Körper der Botenstoffe, die auch Hormone genannt werden. Im Sexualbereich sind dies, wie bereits erwähnt:

Adrenalin
• Noradrenalin
Oxytocin
Testosteron
Östrogen
• Progesteron
Prolaktin
Dopamin
Serotonin

1. Adrenalin und Noradrenalin:
Diese Hormone werden auch als „Stresshormone“ bezeichnet. Sie steigern den Herzschlag und erhöhen den Blutdruck. Im Prinzip versetzen sie den Körper in einen Alarmzustand. Beim Sex dagegen sorgen sie für eine bessere Durchblutung des Körpers und für die Bereitschaft zu sexuellen Aktivitäten.

2. Oxycotin:
Dieses Hormon wird gerne auch als „Bindungshormon“ oder als „Kuschelhormon“ bezeichnet. Es wird nach dem Orgasmus ausgeschüttet und sorgt anscheinend dafür, dass Paare Zärtlichkeit und Bindungswillen empfinden.

3. Testosteron:
Das „männliche“ Hormon, aber wie bereits erwähnt, wird es auch von Frauen gebildet. Testosteron ist notwendig, um überhaupt Lust auf Sex zu haben.

4. Östrogen:
Östrogen wird auch von Männern gebildet. Das Hormon arbeitet beispielsweise an der Bildung von gesunden Spermien mit.

5. Prolaktin:
Prolaktin kommt nach dem Sex erst so richtig zum Einsatz. Während des Liebesspiels wird es vom Dopamin „unterdrückt“, denn Prolaktin ist ein „Lustkiller“. Das ist übrigens auch der Grund, warum Männer nach dem Sex am liebsten sofort einschlafen. Prolaktin wirkt beruhigend, vermittelt Befriedigung und Zuneigung.

6. Dopamin und Serotonin:
Diese Hormone werden im Gehirn gebildet, sie werden deshalb auch als Neurotransmitter bezeichnet. Umgangssprachlich werden Sie auch als „Glückshormone“ bezeichnet. Sie sorgen für das „Hoch“ beim Sex, dafür, dass die PartnerInnen sich glücklich und willkommen fühlen.

Autor

Sabine Fisch (Januar 2015)