Beeinträchtigungen der Sexualität nach Herzinfarkt und Herzoperation
Seelische Faktoren, Medikamente sowie körperliche Besonderheiten können bei HerzpatientInnen das Sexualleben beeinflussen. Dies kann einerseits das sexuelle Verlangen, andererseits auch körperliche Funktionen betreffen.

Seelische Faktoren
Viele HerzpatientInnen empfinden die Hindernisse für sexuelle Aktivitäten höher als für andere körperliche Aktivitäten. Diese Anzeichen können auf seelisch bedingte Beeinträchtigungen hinweisen:
- depressive Verstimmung mit tiefer Traurigkeit und vermindertem Interesse, am täglichen Leben teilzunehmen
- Schlafstörungen mit Schlafmangel oder übermäßiger Schlafneigung, speziell am Tag
- Anhaltende Müdigkeit und Abgeschlagenheit (besonders im Anschluss an Aktivitäten)
- Veränderungen des Essverhaltens, wie übermäßige oder zu geringe Nahrungsaufnahme
Diese Gefühle sind verbreitet, bilden sich aber in den meisten Fällen in den folgenden drei Monaten nach Herzinfarkt oder Herzoperation zurück. Sexuelle Probleme können sich jedoch weiter zuspitzen, wenn stärkere und anhaltende Zeichen einer Depression bestehen bleiben. Dieser Verlust an sexuellem Verlangen ist oft verbunden mit der Angst, dass sexuelle Aktivitäten Herzprobleme erzeugen könnten.
Wenn Sie feststellen, dass Sie Ihre sexuellen Aktivitäten eingestellt oder deutlich verringert haben, könnte es sein, dass Sie eine Beratung suchen sollten. Ein/e BeraterIn (meist ein/e PsychologeIn) kann Ihnen helfen, Ihre Ängste und Sorgen zu erkennen und zu bearbeiten. Günstig ist es in der Regel, auch den Partner, die Partnerin in eine solche Beratung mit einzubeziehen.

Medikamente
Zahlreiche herz- und kreislaufwirksame Medikamente können das sexuelle Verlangen und die Sexualfunktion beeinträchtigen. Diese umfassen:
- blutdrucksenkende Medikamente
- harntreibende Mittel (Diuretika)
- Beruhigungsmittel (Tranquillizer)
- antidepressiv wirkende Mittel
- Mittel gegen Angina pectoris
- Mittel gegen Herzrhythmusstörungen
Solche Mittel können sowohl den sexuellen Antrieb als auch die Sexualfunktion stören.
Bei Männern kann das Problem entstehen, eine Erektion zu erreichen oder ausreichend lange zu erhalten (Erektionsstörungen). Es kann auch zu einem vorzeitigen Samenerguss oder ganz fehlenden Samenerguss kommen.
Bei Frauen kann es zu einer unzureichenden Bildung von vaginalem Sekret (Lubrikation) kommen, was zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führt. Manche Frauen werden nur mehr gering sexuell erregbar (Erregungsstörungen) oder sind nicht mehr in der Lage, zu einem Orgasmus zu kommen (Orgasmusstörungen).
Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, wie z.B. Marcumar®, ASS (Aspirin®) oder Clopidogrel (Plavix®, Iscover®), stellen keine Probleme dar, solange keine sexuellen Praktiken mit Verletzungsgefahr gewählt werden.
Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, falls Sie solche Medikamente einnehmen und Störungen bei der Sexualität auftreten. Bedenken Sie aber, dass Nebenwirkungen von Medikamenten viel seltener Ursache von sexuellen Störungen sind als ungünstige seelische Einflüsse. Da das Absetzen von Medikamenten sehr viel einfacher ist, als die Beseitigung von seelischen Störungen, ist die Versuchung groß, auch wichtige Medikamente voreilig abzusetzen.

Körperliche Hindernisse
Neben der Einschränkung der körperlichen Kräfte durch die Herzkrankheit sind bei Menschen, bei denen die Blutgefäße erkrankt, d. h. durch Arteriosklerose eingeengt oder verschlossen sind, auch Durchblutungsstörungen der Geschlechtsorgane häufig ein Problem. Dies trifft überwiegend Männer, die auf eine gute Durchblutung des Gliedes angewiesen sind, damit seine Versteifung, seine Erektion, möglich wird.
Bei Frauen stehen die Störungen der Durchblutung der Geschlechtsorgane nicht vergleichbar im Vordergrund. Durch den altersbedingten Mangel an Geschlechtshormonen, u. a. dem Östrogen, ist die Schleimhaut der Scheide weniger geschmeidig und neigt bei vermehrter Trockenheit zur stärkeren Verletzlichkeit. Hierdurch kann es zu erheblichen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen.

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