Home

Sexuelle Rechte

Medium

Die internationale Vereinigung für Sexuelle Gesundheit (World Association for Sexual Health - WAS) will mit den hier zusammengefassten zentralen Punkten der Millenium Deklaration sowie den Sexuellen Menschenrechten auf die große Bedeutung von sexueller Gesundheit für das Allgemeinbefinden des Menschen aufmerksam machen.

Millennium Deklaration zur sexuellen Gesundheit

Die Förderung sexueller Gesundheit ist von zentraler Bedeutung für die Erhöhung menschlichen Wohlbefindens. Die Verwirklichung einer diesbezüglich nachhaltigen Entwicklung ist die Umsetzung der Millenniums-Entwicklungsziele. Durch Förderung individueller und gesellschaftlicher Verantwortung und gerechter sozialer Interaktionen erhöht sexuelle Gesundheit die Lebensqualität und im weiteren die Verwirklichung des Friedens.
Deshalb fordert die World Association for Sexual Health (WAS) alle Regierungen und internationalen Agenturen, die Privatwirtschaft, akademischen Institutionen und die Gesellschaft insgesamt auf, folgende Punkte umzusetzen:

Erkennen, Förderung sowie Wahrung sexueller Rechte für alle Menschen
Sexuelle Rechte sind ein Bestandteil der grundlegenden Menschenrechte und daher unveräußerlich und universell. Sexuelle Gesundheit ist ein integraler Bestandteil des Rechts auf den Genuss des am höchsten zu erreichenden Standards von Gesundheit. Ohne sexuelle Rechte für alle kann sexuelle Gesundheit nicht erreicht oder beibehalten werden.

Fortschritt in Richtung Gleichstellung und Gleichbehandlung
Sexuelle Gesundheit erfordert die Gleichstellung der Geschlechter, Gerechtigkeit und Respekt. Geschlechtsbezogene Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten von Machtverteilung verhindern konstruktive und harmonische menschliche Interaktionen, und damit die Verwirklichung sexueller Gesundheit.

Verurteilung, Bekämpfung und Reduzierung jeglicher Form von sexueller Gewalt
Sexuelle Gesundheit kann nicht erreicht werden, bis Menschen frei von Stigmatisierung, Diskriminierung, sexuellem Missbrauch, Zwang und Gewalt sind.

Allgemeiner Zugang zu umfassender Sexualerziehung, Information und Gesundheitsvorsorge
Zur Erreichung der sexuellen Gesundheit müssen alle Menschen während ihres gesamten Lebenszyklus ungehindert Zugang zu umfassender Sexualerziehung, Informationen und Gesundheitsleistungen haben.

Sicherstellen, dass reproduktive Gesundheits-Programme die zentrale Bedeutung sexueller Gesundheit anerkennen
Die menschliche Fortpflanzung ist, wenn gewünscht und geplant, eine der kritischen Dimensionen der menschlichen Sexualität. Sexuelle Gesundheit ist aber ein umfassenderes Konzept und nicht auf reproduktive Gesundheit reduzierbar. Aktuelle reproduktive Gesundheits-Programme müssen ausgeweitet werden, um die verschiedenen Dimensionen von Sexualität und sexueller Gesundheit in umfassender Weise zu erfassen. Sie sollen nicht nur Beratung und Betreuung bei Fortpflanzung sein, sondern eine Verbesserung der Lebensqualität und persönlicher Beziehungen nach sich ziehen.

Stoppen der Ausbreitung von HIV / AIDS und anderer sexuell übertragbaren Infektionen
Unabdingbar sind ein allgemeiner Zugang zu effektiver Prävention, freiwilliger Beratung und Tests. Überaus wichtig, um die sexuelle Gesundheit zu erhalten sind eine umfassende Betreuung und Behandlung von HIV / Aids und anderen sexuell übertragbarer Infektionskrankheiten. Programme hierzu müssen weltweit verstärkt angeboten werden.

Erkennen, ansprechen und behandeln sexueller Anliegen, Funktionsstörungen und Erkrankungen
Da sexuelle Grundbedürfnisse, Funktionsstörungen und Erkrankungen einen Einfluss auf die Lebensqualität haben, sowohl die allgemeine wie auch die sexuelle Gesundheit betreffend, sollten sie als Erkrankung anerkannt, verhindert und behandelt werden.

Anerkennung der sexuellen Lust als eine Komponente des Wohlbefindens
Sexuelle Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Sexuelle Lust und Befriedigung sind integraler Bestandteil des Wohlbefindens und erfordern universelle Anerkennung und Förderung.

Hier geht es zum detaillierten Originaltext der Millennium Deklaration

Quelle:
Sexual Health for the Millennium. A Declaration and Technical Document. is a publication of the World Association for Sexual Health produced with the financial support of the Ford Foundation. Please quote this document as: World Association for Sexual Health. (2008). Sexual Health for the Millennium. A Declaration and Technical Document. Minneapolis, MN, USA: World Association for Sexual Health.

Sexuelle Menschenrechte

Bereits vor 13 Jahren definierte die WAS in einer Deklaration die Sexuellen Menschenrechte:

1) Das Recht auf sexuelle Freiheit
Sexuelle Freiheit umfasst die individuelle Möglichkeit, das volle sexuelle Potenzial zu entfalten. Ausgeschlossen davon sind jegliche Formen von sexueller Nötigung, Ausbeutung oder Missbrauch.

2) Das Recht auf sexuelle Autonomie, sexuelle Integrität und Schutz des Körpers
Dieses Recht bezieht sich auf die Möglichkeit der freien Entscheidungen im eigenen Sexualleben auf persönlicher und sozialer Ebene. Außerdem Selbstkontrolle über und Freude und Genuss am eigenen Körper, frei von Qual, Verstümmelung und Gewalt.

3) Das Recht auf sexuelle Privatsphäre
Es bezieht sich auf das Recht auf freie Entscheidungen und freies intimes Verhalten so lange damit nicht die sexuellen Rechte anderer verletzt werden.

4) Das Recht auf sexuelle Gleichheit
Dieses Recht bezieht sich auf die Freiheit von allen Formen von Diskriminierung bezüglich Sexualität, Geschlecht, sexueller Orientierung, Alter, Rasse, sozialer Stellung, Religion oder physischer und psychischer Behinderung.

5) Das Recht auf sexuelle Freude
Sexuelle Freude, auch an sich selbst, ist eine Quelle physischen, psychischen, intelektuellen und spirituellen Wohlbefindens.

6) Das Recht auf emotionalen sexuellen Ausdruck
Dies ist mehr als sexuelle Betätigung. Menschen haben auch das Recht, ihre Sexualität durch Kommunikation, Berührung, emotionalen Ausdruck und Liebe zu zeigen.

7) Das Recht, sich sexuell frei zu verbinden
Damit ist die Möglichkeit von Heirat, Scheidung oder anderen Formen verbindlicher sexueller Assoziationen gemeint.

8) Das Recht auf freie Verantwortung in Fragen der Fortpflanzung
Dies umfasst das Recht sich zu entscheiden, ob und wie viele Kinder man will sowie freien Zugang zur Empfängnisverhütung.

9) Das Recht auf sexuelle, auf wissenschaftlichen Erhebungen basierende Information
Dieses Recht beinhaltet, dass sexuelle Informationen allen gesellschaftlichen Schichten frei zugänglich sein sollten.

10) Das Recht auf eine ausgedehnte sexuelle Bildung
Dabei handelt es sich um einen Prozess des lebenslangen Lernens, an dem soziale Institutionen beteiligt sein sollten.

11) Das Recht auf sexuelle Gesundheitsvorsorge
Sexuelle Gesundheitsvorsorge sollte zur Prävention und Behandlung aller sexuellen Belange und Probleme zur Verfügung stehen.

Quelle:
Sexual Rights are Fundamental and Universal Human Rights
Declaration of the 13th World Congress of Sexology, 1997, Valencia, Spain. Revised and approved by the General
Assembly of the World Association for Sexology (WAS) on August 26th, 1999, during the 14th World Congress of
Sexology, Hong Kong, People’s Republic of China.

Weiterführender Link

Mehr Informationen zu sexuellen Rechten finden Sie auch auf der Seite des
International Planned Parenthood Federation

Autor

Mag. Christiane Moser (September 2010)