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Sexueller Reaktionszyklus der Frau

Die körperlichen Veränderungen während der sexuellen Annäherung im Körper einer Frau werden sexuelle Reaktion genannt und in vier Phasen eingeteilt.

Erregungsphase

Typisches Kennzeichen dieser Phase ist die vermehrte genitale Durchblutung, aber auch die des gesamten Körpers (extragenitale Durchblutung).

Genitale Reaktion

Innerhalb von 10 bis 30 Sekunden nach Erregungsbeginn kommt es in den vaginalen Blutgefäßen zur Durchblutungssteigerung. Es bildet sich ein klarer Gleitfilm, der einen »reibungslosen« Geschlechtsverkehr ermöglicht. Dieser sichert auch den Spermien das Überleben, weil er das saure Milieu in der Scheide verringert.

Der Klitoris-Komplex füllt sich mit Blut und vergrößert sich. Dadurch richten sich der Klitoriskörper und die Klitorisspitze auf und verschwinden unter der Vorhaut. Sie kommen aber während der Erregung gelegentlich wieder hervor. Der Klitoris-Komplex spricht jetzt intensiver auf Druck und Berührung an.

Die inneren Genitallippen nehmen durch die stärkere Durchblutung um das Zwei- bis Dreifache zu und entfalten sich. Jetzt erst geben sie den Scheideneingang (für den Penis) frei. Sie verfärben sich in dieser Phase dunkelrot bis violett (»sex skin«).

Einige Frauen spannen, bewusst oder unbewusst, die Beckenbodenmuskeln an, um dadurch das Erregungsgefühl zu verstärken. Auch die äußeren Genitallippen verändern sich. Bei Frauen, die noch nicht geboren haben, werden sie stärker durchblutet, schwellen an und vergrößern sich. Bei Frauen, die schon geboren haben, werden sie dünner und flacher.

Extragenitale Reaktion

Bei sehr vielen Frauen kommt es zu einer plötzlichen, starken Durchblutung vom oberen Brustkorb, Hals und Rücken. Die Brustwarzen richten sich auf. Mit der Erregung steigt auch der Blutdruck an und die Muskelspannung und Herzfrequenz nehmen zu.

Plateauphase

Genitale Reaktion

Das erste Drittel der Vagina verengt sich durch die zunehmende Blutfülle in den vaginalen und klitoralen Blutgefäßen und erzeugt dadurch die sogenannte »orgastische Manschette«. So kann sich die Vagina an jede Penisgröße anpassen und den Penis umschließen. Die Rotfärbung der inneren Genitallippen wird intensiver. Währenddessen können die Bartholinschen Drüsen etwas Sekret absondern.

Das innere Drittel der Vagina erweitert sich und schafft Raum zur Aufnahme des Spermas (»Zeltphänomen«). Gleichzeitig schwillt die Gebärmutter (Uterus) an und hebt sich. Dies geschieht wahrscheinlich durch den Zug der Bänder, die den Uterus halten.

Extragenitale Reaktion

Brüste und Brustwarzen schwellen an, Muskelspannung, Herzfrequenz und Blutdruck steigen weiter.

Orgasmusphase

Genitale Reaktion

Während des Orgasmus zuckt das äußere Drittel der Vagina rhythmisch zwischen durchschnittlich 3 bis 12 Mal, je nach Intensität des Orgasmus. Zunächst erfolgen diese Zuckungen intensiv im Abstand von weniger als einer Sekunde, sie nehmen anschließend an Stärke ab.

Manche Frauen können mehrere intensive Orgasmen hintereinander erleben, manche sanftere, wie kleine Wellen. Bei einigen Frauen ergießt sich in dieser Phase auch das Sekret ihrer Prostata aus den Öffnungen rund um den Harnröhrenausgang.

Extragenitale Reaktion

Puls und Blutdruck steigen weiter an. Die Atmung kann vorübergehend sehr schnell werden: bis zu 40 Atemzüge pro Minute. Die Zuckungen können sich vom Beckenboden zum Anus über das Becken ausbreiten und den ganzen Körper einbeziehen.

Rückbildungsphase

Der Körper braucht etwas Zeit, bis die Erregung abgeklungen und er in den ursprünglichen Entspannungszustand zurückkehrt ist.

Genitale Reaktion

Das gestaute Blut fließt aus den Gefäßen der Vagina, der Genitallippen und der Klitorisschwellkörper wieder ab. Die Klitorisspitze kommt wieder unter der Vorhaut hervor. Auch die Gebärmutter kehrt in ihre ursprüngliche Lage und Größe zurück. Jetzt kann der Gebärmuttermund in die Samenflüssigkeit eintauchen, die sich im hinteren Drittel der Vagina gesammelt hat. Die Genitallippen erhalten wieder ihre übliche Farbe.

Extragenitale Reaktion

Brustwarzen und Brüste schwellen ab, die Muskelspannung lässt langsam nach. Auch Puls, Atem und Blutdruck erlangen ihre normalen Frequenzen zurück.

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Hormone im weiblichen Körper

Quellenangabe

Dieser Text ist, mit freundlicher Genehmigung des Verlages, dem Buch Weiblich, sinnlich, lustvoll von Dr. Elia Bragagna, 2010 erschienen im Ueberreuter Verlag, entnommen.

Autor

Dr. Elia Bragagna (Januar 2015)