Prostatakrebs: Therapie
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Prostatakrebs: Therapie
Prinzipiell sind für die Wahl der Behandlung das Tumorstadium und die Lebenserwartung des Patienten ausschlaggebend. Letztere ergibt sich - vereinfacht ausgedrückt - aus dem Alter des Patienten und seinem allgemeinen Gesundheitszustand, bzw. der Art und Anzahl seiner Begleiterkrankungen. Nicht jede Behandlung ist für jeden Patienten geeignet. Oft unterscheiden sich die einzelnen Behandlungsmethoden in ihrer Wirksamkeit nur geringfügig, weshalb es ratsam sein kann, sich eine „zweite Meinung“ zu holen.
Vorläufige Beobachtung (Watchful Waiting)
Obwohl unbehandelter Prostatakrebs kontinuierlich weiter fortschreitet, kann dies mitunter so langsam geschehen, dass andere Erkrankungen oder Todesursachen - besonders bei sehr alten Patienten mit vielen Begleitkrankheiten - in den Vordergrund treten. Solche Patienten brauchen nicht immer eine sofortige Therapie, vielmehr kann hier eine vorläufige Beobachtung eine vernünftige Entscheidung sein.
Radikale Prostatektomie
Die chirurgische Behandlung von Prostatakrebs wird radikale Prostatektomie genannt, die frühestens sechs bis acht Wochen nach der Biopsie durchgeführt werden sollte. Sie erfolgt entweder durch einen Schnitt vom Unterbauch (retropubisch) oder vom Damm (perineal) aus. In einigen wenigen Zentren wird sie auch endoskopisch (laparoskopisch bzw. Roboter-assistiert) angeboten. Bislang fehlt jeglicher Beweis dafür, dass endoskopische Methoden besser wären. Bei etwas weiter fortgeschrittenen Stadien können sie sogar schlechtere Ergebnisse zur Folge haben. Jedenfalls wird bei allen Methoden die gesamte krebstragende Prostata zusammen mit den Samenblasen und den Beckenlymphknoten entfernt.
Für diesen Eingriff geeignet sind anderweitig gesunde Patienten mit einer mindestens zehnjährigen Lebenserwartung, deren Krebs noch nicht die Organgrenzen überschritten hat. Ist dies der Fall, führt die Operation zu einer tatsächlichen Heilung. Hat der Krebs hingegen die Grenzen des Organs verlassen, kann eine zusätzliche Behandlung (Bestrahlung, Hormontherapie) notwendig werden. Die regelmäßige PSA-Bestimmung hilft bei der Entscheidung für oder gegen weitere Behandlungsschritte.
Die meisten Patienten verlieren nach der radikalen Prostatektomie hin und wieder für einige Zeit (zwei bis drei Monate) unkontrolliert etwas Harn (Belastungsinkontinenz). Gezielte Übungen (Beckenbodentraining) können die Zeit bis zur vollen Wiedererlangung der Kontinenz verkürzen. Auch Erektionsstörungen können auftreten, weil für die Erektion wichtige Nerven dicht an der Prostata verlaufen und nicht immer geschont werden dürfen oder können. Zumeist ist es aber möglich die Erektion nach der Operation durch medikamentöse Maßnahmen wieder herzustellen.
Auf jeden Fall aber ist der Patient nach der Operation - selbst wenn er potent ist -
zeugungsunfähig.
Active Surveillance (Kontrollierte Beobachtung)
Bei Patienten mit günstigem Risikoprofil (low risk - Patienten) kann eine operative Therapie zwecks Vermeidung von Nebenwirkungen auch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Dies erfordert aber eine sehr strenge Auswahl (Selektion) der in Frage kommenden Patienten und die strikte Einhaltung der dafür nötigen Kontrolluntersuchungen.
Strahlentherapie
Die Strahlentherapie gilt als Alternative zur radikalen Prostatektomie und kann Prostatakrebs ebenfalls heilen. Sie wird in zwei verschiedenen Formen (extern oder interstitiell) angeboten. Ausschlaggebend für die Wahl der Methode ist das Tumorstadium bzw. die biologische Aggressivität des Tumors.
Externe Bestrahlung
Sie wird üblicherweise nach einer einleitenden Hormontherapie ambulant durchgeführt. Die Behandlung erfolgt täglich von Montag bis Freitag über einen Zeitraum von sieben bis acht Wochen. Innerhalb der ersten zehn Jahre sind die Überlebensraten mit denen nach chirurgischer Therapie vergleichbar; bei längerer Nachbeobachtung weichen die Überlebenskurven zuungunsten der Bestrahlung etwas voneinander ab. Die Ursachen für dieses Phänomen sind nicht bekannt, weil keine direkten Vergleichsstudien existieren. Denkbar ist aber ein unterschiedliches Risikoprofil der betreffenden Patienten.
Nebenwirkungen treten eher gegen Ende der Strahlentherapie und einige Wochen danach auf, wo es zu häufigem, als unangenehm empfundenem Harndrang (Urge) sowie zu Durchfällen kommen kann. Selten bleiben diese Nebenwirkungen länger bestehen. Im weiteren Verlauf können wiederholte Blutungen aus der Blase oder dem Mastdarm auftreten. Die Erektionsfähigkeit geht bei etwa der Hälfte der Patienten verloren.
Interstitielle Bestrahlung
Bei dieser Art von Strahlentherapie werden kleine Stäbchen aus radioaktivem Jod oder Palladium (Seeds) in die Prostata unter Ultraschallkontrolle eingebracht. Diese „Bestrahlung von innen“ kann durch eine externe Bestrahlung fallweise ergänzt werden. Schwierig ist die korrekte Verteilung dieser radioaktiven Seeds innerhalb der Prostata, damit kein Bereich unbestrahlt bleibt. Üblicherweise wird diese Form der Therapie nur Patienten mit günstigem Risikoprofil angeboten. Patienten mit schweren Symptomen einer zusätzlichen BPH sind nicht geeignet, weil diese Symptome sich weiter verstärken würden. Die Nebenwirkungen entsprechen weitestgehend der externen Bestrahlung.
Experimentelle Therapieformen
Zu den experimentellen Therapieformen zählen die Gewebszerstörung durch Gefrieren (Cryotherapie) sowie die Gewebszerstörung durch starkes Erhitzen mittels gebündelter Ultraschallwellen (HIFU). Für beide Methoden fehlen kontrollierte Langzeitstudien, die eine ausreichende Wirksamkeit belegen würden, weshalb diese Verfahren nicht routinemäßig angeboten werden sollten.
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