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Therapie weiblicher Sexualstörungen

Grundsätzlich kann man hormonelle und nicht-hormonelle Behandlungsoptionen unterscheiden. Anders als bei den Störungen des Mannes, bei denen mit den PDE5-Hemmern gegen Erektionsstörungen wirksame nicht-hormonelle Medikamente zur Verfügung stehen, gibt es im Hinblick auf die sexuellen Dysfunktionen der Frau bislang keine zugelassenen Substanzen. Verschiedene Pharmafirmen haben jedoch Wirkstoffe in der Entwicklung (z.B. den Melanokortin-Agonisten Bremelanotid), so dass sich die Situation in den nächsten Jahren ändern dürfte.

Hormonelle Methode

Unter den hormonellen Optionen ist das Testosteronpflaster Intrinsa® zu nennen, das bis heute allerdings nur für Frauen zugelassen ist, die nach operativer Entfernung der Eierstöcke und der damit verbundenen Verminderung der Testosteronspiegel unter einem verminderten sexuellen Interesse leiden. Diese Therapie beruht auf der Erkenntnis, dass – wie beim Mann – auch für die Lust der Frau das Hormon Testosteron eine wichtige Rolle spielt.

Auch das Östrogen ist für die sexuellen Funktionen von Bedeutung, allerdings in einer unspezifischeren Weise. Es spielt besonders in der Menopause und in der Postmenopause eine Rolle, da ein Östrogenmangel zu vaginalen Irritationen bzw. einer vaginalen Atrophie führen kann, wodurch es dann zu sexuellen Missempfindungen und Schmerzen beim Verkehr kommt.

In einem solchen Fall können lokale Östrogenpräparate, die es als Cremes oder Vaginaltabletten bzw. -zäpfchen gibt, wirksame Hilfe leisten, ebenso wie eine Hormonersatztherapie (über deren Pro und Contra die Patientinnen vor Therapiebeginn individuell zu beraten sind).

Psychologische Behandlungsmöglichkeiten

Diesbezüglich stehen mit Sexualberatung und Sexualtherapie wirksame und erprobte Beratungs- und Behandlungsansätze zur Verfügung, die die Therapie der Wahl bei allen Störungen darstellen, die überwiegend durch psychische und/oder partnerschaftliche Faktoren bedingt sind. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass auch diejenigen Frauen profitieren können, deren Sexualprobleme in größerem Maße von körperlichen Faktoren verursacht sind.

Sexualtherapie

Die Sexualtherapie gehört zu den erfahrungsorientierten psychotherapeutischen Verfahren, bei denen in einem symptomzentrierten, zielgerichteten und zeitbegrenzten Format versucht wird, die Faktoren bzw. Hindernisse zu verändern, die aktuell eine angenehme und lustvolle Sexualität verhindern.

Eine Sexualtherapie besteht aus zwei Elementen:

  • der Anleitung zu konkreten Erfahrungen (den sogenannten Hausaufgaben oder Übungen), die darauf abzielen, negative Verhaltensmuster zu verändern, und
  • der genauen Analyse der gemachten Erfahrungen und der weiteren Planung in den Therapiesitzungen.

Am erfolgversprechendsten ist die Therapie, wenn der Partner/die Partnerin in die Behandlung einbezogen wird, da ein wesentliches Ziel in der Verbesserung der Kommunikation und der emotionalen Nähe des Paares liegt. Darüber hinaus geht es oft um sehr konkrete Dinge wie die Verbesserung der gegenseitigen Stimulation und der erotischen Atmosphäre, ferner die Korrektur von Lerndefiziten und unrealistischen Erwartungen sowie den Abbau von destruktiven Faktoren wie Leistungsdruck, Versagensangst und übermäßiger Selbstbeobachtung.

Neben dem allgemeinen therapeutischen Vorgehen gibt es im Hinblick auf die einzelnen Störungsbilder noch die Möglichkeit spezifischer Interventionen, die zum Teil auch von der Frau allein durchgeführt werden können.

Achtung!

Sexualberatung und Sexualtherapie lassen sich sehr gut mit einer medikamentösen Behandlung kombinieren.

Insgesamt stehen damit heute wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, so dass jede Frau, die von einer sexuellen Störung betroffen ist, Hilfe finden kann bzw. Hilfe suchen sollte.

Autor

PD Prof. Dr. Uwe Hartmann (Januar 2011)