Über Sex reden: Auswirkung der Kommunikation auf die Sexualität der Frau

Kommunikationsdefiziten bzw. -hemmungen und einem Mangel an Zufriedenheit über die Kommunikationsform wurde für die Entstehung oder Aufrechterhaltung von sexuellen Störungen ein großer Einfluss zugesprochen.

In einer älteren Studie von P.R. Kilman et al. (1983), in der 48 Frauen in heterosexuellen Partnerschaften mit einer sekundären Orgasmusstörung im Vergleich zu sexuell zufriedenen Frauen untersucht wurden, konnte nachgewiesen werden, dass sowohl Frauen mit Orgasmusstörungen als auch deren Partner mit der Häufigkeit und der Vielfalt der sexuellen Aktivitäten im Vergleich zur Kontrollgruppe unzufriedener waren, eine geringere Selbstakzeptanz aufwiesen und die Partner zugleich eine geringere Akzeptanz der sexuellen Schwierigkeiten ihrer Frauen zeigten.

Gewünschte Stimulation mitteilen

Aus klinischer Erfahrung ist jedoch bekannt, dass für viele oder die meisten Frauen eine klitorale Stimulation entscheidend sein kann, um eine ausreichende sexuelle Erregung und einen Orgasmus zu erleben. Für den partnerschaftlichen Kontext bedeutet das, dass Frauen für die Entwicklung einer genussvollen sexuellen Stimulation zum einen ihre sexuellen Bedürfnisse kennen und zum anderen diese ihrem Partner mit einer klaren, nicht vorwurfsvollen Formulierung deutlich machen müssten (H.J. Markman et al., 1988; Halford et al., 1990).

M.P. Kelly et al. (1990) untersuchten deshalb sexuelle Einstellungen und Verhaltensweisen von Frauen mit Orgasmusstörungen in heterosexuellen Partnerschaften im Vergleich zu Frauen ohne Orgasmusstörungen sowie Frauen mit einer chronischen Erkrankung. Sie stellten fest, dass Frauen mit Orgasmusstörungen häufiger eine negative Einstellung gegenüber Selbstbefriedigung, häufiger ein ausgeprägtes sexuelles Schuldgefühl und häufiger die Befürwortung von Sexualmythen aufweisen.

Unwohlsein in der Kommunikation

In Bezug auf ihre Partnerschaft erwarten sie bei der Kommunikation über eine direkte klitorale Stimulation (oral oder manuell) ein größeres Unwohlsein. Ein Unwohlsein bei der Kommunikation über sexuelle Aktivitäten während des Geschlechtsverkehrs besteht jedoch nicht. Die Vermutung, dass das Unwohlsein bei der Kommunikation über direkte Stimulationstechniken auf eine allgemeine Abneigung gegenüber den erwähnten Stimulationstechniken und auch auf eine sexuelle Hemmung bei Erleben klitoraler Stimulation hinweisen könnte, bestätigte sich nur teilweise.

Man kann jedoch annehmen, dass die Partner aufgrund der geringen Kommunikation über die sexuellen Wünsche bezüglich der klitoralen Stimulation die Frauen unabhängig von deren sexueller Einstellung nicht angemessen sexuell stimulieren konnten, ausgenommen die Partner, die sehr experimentierfreudig und bezüglich der sexuellen Vorlieben von Frauen sehr erfahren waren.

M.P. Kelly et al. (1990) vermuteten weiterhin, dass auch die Rolle der Frau bei oraler und manueller Stimulation als „nur Annehmende oder Genießende“ mit negativen Bewertungen verbunden sein und der Steigerung der Erregung entgegenwirken könnte. In einer aktuelleren Studie (M.P. Kelly et al., 2004) bestätigte sich, dass auch die Partner von Frauen mit Orgasmusstörungen ein größeres Unwohlsein bei der Kommunikation über klitorale Stimulation haben.

Außerdem haben M.P.Kelly et al. (2006) in jüngerer Zeit spezifische Kommunikationsaspekte von 14 heterosexuellen Paaren, bei denen die Partnerin Orgasmusstörungen hatte, im Vergleich zu Paaren untersucht, bei denen die Partnerin keine Sexualprobleme hatte und frei von chronischen Erkrankungen war.

Sie fanden heraus, dass die ersteren Paare allgemein seltener miteinander kommunizierten, sich beim Austausch über ihren Intimverkehr häufiger Vorwürfe machten und eine geringere Aufnahmefähigkeit zeigten, insbesondere die Partnerinnen (mit Orgasmusstörungen).