Der (unerfüllte) Kinderwunsch und die Homöopathie
Die moderne Reproduktionsmedizin hat heutzutage ein sehr hohes Niveau erreicht. In manchen Ländern bekommen selbst sechzigjährige Frauen noch Kinder. Auf Plakatwänden wird in regelmäßigen Abständen intensiv für besagte Zentren geworben. Ich möchte die Erfolge dieser medizinischen Richtung keinesfalls schmälern. Nur, wer Frauen (und Paare) begleitet hat, die diese Behandlungen durchlaufen, weiß, welch enormen Belastungen sie auf diesem Weg zum erhofften Kindersegen ausgesetzt sind.
Daher soll nachfolgende Frage erlaubt sein: Kann homöopathische Behandlung in einzelnen Fällen, in denen Patienten diesen schonenden Weg gehen wollen, im Sinne einer „schnellen, sanften dauerhaften Wiederherstellung der Gesundheit auf dem kürzesten, zuverlässigsten und unnachteiligsten Wege“ dieses Ziel erreichen?

Zwölf Kinderwünsche
Zwischen 1990 und 2002 standen zwölf PatientInnen mit Kinderwunschthematik in meiner Behandlung, davon sechs Frauen und sechs Männer, in zwei Fällen davon Paare. Vier der sechs Frauen wurden schwanger (zwei davon zweimal, eine bekam sogar drei Kinder) und gebaren insgesamt sieben gesunde Kinder, von den Männern wurden drei Vater mit insgesamt fünf Kindern. Ein Paar und ein Mann übersiedelten ins Ausland, daher musste die Behandlung abgebrochen werden. Bei einer Frau bestanden starke Adhäsionen nach mehreren Operationen bei Endometriose. Bei dieser Patientin wurde die Chance auf Empfängnis vom behandelnden Gynäkologen als fast unmöglich eingestuft. Ein Mann brach selbst die Behandlung nach einigen Monaten ab.
Diese Rate spricht eindeutig für die Methode. Im Folgenden möchte ich über die Verläufe der sieben abgeschlossenen Behandlungen berichten.

Patientin 1
Patientin 1,
geboren 1961 begann die Behandlung im Mai 1990. Ihre Diagnose lautete: anovulatorische Zyklen.
Es bestand Kinderwunsch, doch waren ihre Hormonwerte teilweise nicht in der Norm. Vor allem die Androgene (männliche Hormone) waren deutlich erhöht, die Gestagene (Gelbkörperhormon) waren teilweise ebenfalls erhöht.
Durch die erhöhten Androgene litt die Patientin auch an relativ starker Körperbehaarung. Ihre Menses war schwach, jedoch mit starken Schmerzen und Krämpfen. Am ersten Mensestag konnte sie oft nur schwer aufstehen, fühlte sie sich sehr erschöpft, wand sich teilweise vor Schmerzen.
Ihre Zyklen schwankten stark in der Dauer (28 bis 40 Tage). Weiters litt sie an häufigen Blasenentzündungen. Die Schilddrüse war vergrößert und knotig verändert (Struma multinodosa).
Nach der Gabe verschiedener homöopathischer Arzneien, die hormonell keine deutlichen Veränderungen bewirkten, besserten sich durch die Therapie mit Aristolochia (Osterluzei) D6 ab März 1993 zuerst die Regelschmerzen. Auch die Regelblutung wurde regelmäßiger, doch erfolgten weiterhin keine Eisprünge. Nach der einmaligen Gabe von Aristolochia C200 war die Patientin zwei Monate später schwanger und entband später ein gesundes Mädchen. Zweieinhalb Jahre später folgte ein gesunder Junge.

Hochpotenzen wirken besser
Auch zwei andere Patientinnen konnten wegen der Diagnose „anovulatorische Zyklen“ keine Kinder bekommen. Dabei war auffallend, dass bei einer von ihnen die angezeigte Arznei Pulsatilla (Kuhschelle) keinerlei Veränderungen bewirkte, als sie in der Potenz LM6 verabreicht wurde, es jedoch nach der Gabe einer Hochpotenz MK (entspricht C1000) innerhalb von sechs Wochen zum Auftreten einer Schwangerschaft kam, die mit der komplikationslosen Geburt einer Tochter zu einem guten Ende kam.

Patientin 2: Abort abgewendet
Bei einer anderen Patientin war die individuell passende Arznei Alumina (Aluminium), von der normalerweise keine starken hormonregulierenden Eigenschaften bekannt sind. Doch passte sie genau zum Gesamtbild der Beschwerden der Patientin sowie zu ihrer Gemütssphäre. LM6 führte zu einer Verkürzung der vorher bis zu zwei Monate dauernden Intervalle der Blutungen, doch zu keiner Empfängnis. Auch bei ihr führte die MK-Potenz innerhalb kürzester Zeit (ein Monat) zur Empfängnis. Im dritten Monat kommt es zu Blutungen und einem drohenden Abort. Die Blutungen endeten nach der Gabe von Trillium (Wasserlilie) C30, das durch die akuten Symptome angezeigt war (natürlich war sie auch bei ihrem Gynäkologen) und die Schwangerschaft ging von nun an problemlos zu Ende. Es folgen zwei weitere problemlos verlaufende Schwangerschaften und Geburten nach drei und fünf Jahren.
Eine wesentliche Erfahrung aus diesen Verläufen war für mich, dass in der effektiven Behandlung von Empfängnisproblemen hohe homöopathische Potenzen in Einzelgaben niederen Potenzen in regelmäßigen Gaben vorzuziehen sind.

Männer mit Kinderwunsch
Das häufigste organische Problem der Männer, wenn diese Kinder wollen und die Zeugung auf sich warten lässt, sind schlechte Spermiogramme mit zu wenigen Spermien, zu schlechter Qualität, zu vielen pathologischen (schlecht entwickelten) Formen. Hierbei ist die homöopathische Behandlung vergleichsweise einfach, da jederzeit durch die Kontrolle der Spermiogramme klar belegt werden kann, ob es zu einer deutlichen Besserung gekommen ist oder nicht.
Das sind meine Erfahrungen bei diesen Patienten: Wenn die Arznei im homöopathischen Sinn ganz genau auf den Patienten passt (mit all seinen Beschwerden, seinen Reaktionsmustern auf äußere Einflüsse und seiner individuellen charakterlichen Art), so reagiert die Spermienzahl und -qualität rasch und sehr deutlich. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass es zuvor zu keiner dauerhaften Schädigung der Hoden wie etwa durch einen in der Kindheit zu lange nicht erkannten Hodenhochstand oder eine vorangegangenen Entzündung der Hoden oder Nebenhoden gekommen ist.
Im Jahr 2009 behandelte ich zwei Patienten mit sehr schlechten Spermiogrammen, die sich in kurzer Zeit bei beiden derart signifikant verbesserten und normale Werte erreichten, dass bei beiden die behandelnden Urologen nachfragten, welche Therapien sie denn zu diesem Ergebnis geführt hätten. So etwas von Patienten zu hören, freut natürlich den behandelnden Homöopathen.
Auch bei männlichen Patienten verwende ich hauptsächlich Einzelgaben von hohen Potenzen, wie oben beschrieben.

Keine Selbstmedikation!
Zur Wahl des passenden homöopathischen Mittels möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass dieses für jede Patientin und jeden Patienten vom erfahrenen homöopathischen Arzt/der erfahrenen homöopathischen Ärztin individuell gesucht und gefunden werden muss und dafür eine ausführliche Anamnese von zumindest einer Stunde vonnöten ist. Wenn ein Mittel bei jemandem mit einer bestimmten Diagnose gewirkt hat, so heißt dies noch lange nicht, dass es bei jemandem anderen mit dergleichen Diagnose ebenfalls wirksam sein wird. Die Homöopathie ist eine sehr individuelle Methode, in der immer der Einzelne in seiner unverwechselbaren Eigenheit im Zentrum steht.
Und bitte: nehmen Sie auf keinen Fall homöopathische Hochpotenzen (höher als C30) ohne die Verordnung durch einen Homöopathen/eine Homöopathin ein, da diese auch zu Reaktionen führen können, die Sie selbst nicht beeinflussen können. Ich möchte an dieser Stelle nachdrücklich vor Selbstmedikation bei den oben genannten Diagnose warnen!
