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Notfallverhütung

Unter postkoitaler Notfall-Kontrazeption verstehen wir jede bei der Frau angewandte Verhütungsmethode, die nach Geschlechtsverkehr, jedoch vor einer möglichen Implantation einer befruchteten Eizelle ihre Wirkung entfaltet. Die Implantation – so wird generell angenommen – erfolgt nicht früher als fünf Tage nach dem Eisprung. Es ist erwiesen, dass die Wirksamkeit der Maßnahme umso höher ist, je rascher sie nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr sie angewandt wird. In ca. 75 bis 99 Prozent der Fälle verhindert die Methode den Eintritt der Schwangerschaft. Je früher die Hormongabe erfolgt, desto größer ist die Zuverlässigkeit der Methode. Blutungsstörungen, ein Spannungsgefühl in den Brüsten und Übelkeit sind die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen. Für den regelmäßigen Gebrauch ist die Pille danach nicht geeignet.

In Österreich sind derzeit drei Methoden der Notfallverhütung etabliert:

1. Die Östrogen (EE)/Gestagen-enthaltende Pille, die sog. Yuzpe- Methode;
2. die einzig Gestagen enthaltende Pille;
3. die postkoital eingelegte Kupfer- Spirale.

Die "Pille danach"

Yuzpe-Methode
Die von Yuzpe Mitte der Siebzigerjahre beschriebene Methode beinhaltet die Einnahme einer Östrogen/Gestagen-Kombination so rasch als möglich, bis spätestens 48 (notfalls bis 72) Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr (zweimalige Einnahme von 100 mcg Ethinylestradiol Levonorgestrel im Abstand von 12 Stunden) und 0,5 mg Gestagen.

Die Wirkungsweise ist abhängig vom Einnahmezeitpunkt innerhalb des Zyklus: Vor der Ovulation wird diese verhindert oder um einige Tage nach hinten verschoben. Die Wirkung kann sich nur vor der Implantation entfalten. Ist die Nidation (Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut) abgeschlossen, können exogene Sexualsteroide (von außen zugeführte Sexualhormone) die Schwangerschaft nicht mehr unterbrechen. Wichtig ist die Empfehlung, dass auch nach der Pilleneinnahme weiterhin verhütet werden muss. Die Wirksamkeit liegt bei 97%.

Nebenwirkungen
Die nachfolgende Menstruation kann etwas früher als erwartet eintreten. Unangenehm sind die häufig auftretenden und z. T. sehr starken Nebenwirkungen in Form von Übelkeit (51%) und Erbrechen (19%).

Als Kontraindikationen gelten Schwangerschaft sowie im Prinzip dieselben wie bei jeder kombinierten Östrogen/Gestagen-Medikation: nämlich akute Porphyrie, schwere Lebererkrankung, Migräne-Kopfschmerzen, thromboembolische Ereignisse, Sichelzellkrise

Gestagenpille als Notfallkontrazeption: Levonorgestrel (LNG)

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Abb. 1: Die "Pille danach". Copyright: www.muvs.org

Die Wirkungsweise des Gestagens hängt vom Zeitpunkt der Einnahme innerhalb des Menstruationszyklus ab. Im Ovar kann das Follikelwachstum, eventuell. sogar die Ovulation und die Entwicklung des Corpus luteum unterdrückt werden.

750 mcg Levonorgestrel (z. B. Vikela® oder Postinor®) werden so rasch als möglich verabreicht, dieselbe Dosis genau 12 Stunden später. Der Beginn der Einnahme kann bis spätestens 72 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr erfolgen. Nach der LNG-Einnahme ist auch weiterhin ein konsequenter AK-Schutz nötig!

Die Wirksamkeit liegt je nach Einnahmezeitpunkt bei bis zu 99 Prozent. Die nachfolgende Menstruation kann zu früh oder auch zu spät auftreten, die Nebenwirkungen (Schwindel ~23 Prozent, Kopfschmerzen ~15Prozent, Erbrechen ~drei Prozent) sind dieselben wie bei der Yuzpe-Methode, aber deutlich geringer bezüglich Häufigkeit und Schweregrad
Als Kontraindikation gilt eine Schwangerschaft, wobei eine schädigende Wirkung auf eine vorbestehende Schwangerschaft bisher nie nachgewiesen werden konnte.

"Spirale danach"

Medium
 

Abb. 2: Spirale als Notfallkontrazeption. Copyright: www.muvs.org

Eine Kupferspirale bewirkt durch sofort nach Einlage ins Uterusmilieu abgegebene Kupferionen eine Verhinderung der Nidation(Einnistung) der befruchteten Eizelle (Blastocyste).

Wichtig ist der Zeitpunkt der Einlage: bis fünf Tage nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr, jedoch nicht später als fünf Tage nach dem frühesten errechneten Ovulationszeitpunkt (Vorsicht bei einer späteren Einlage: dann handelt es sich um Postkonzeption).

Der große Vorteil dieser Methode besteht darin, dass die Spirale auf Wunsch für die zukünftige wirksame Antikonzeption für längere Zeit belassen werden kann. Der Nachteil ist, dass die Methode invasiv und schmerzhaft ist, speziell deshalb, weil hier die Spirale nicht wie üblich während der Menstruation eingelegt wird. Längst nicht bei jeder Frau ist die Spirale die Methode der ersten Wahl.
Die Wirksamkeit liegt bei > 99 Prozent, ist also sehr hoch.
Die Nebenwirkungen und Kontraindikationen sind dieselben, wie sie bei der normal zur Verhütung eingelegten Kupferspirale zu beachten sind.

Neue Form der Notfallverhütung

Was ist Ellaone?
Ellaone ist ein Arzneimittel, das den Wirkstoff Ulipristalacetat enthält.

Wofür wird Ellaone angewendet?
Ellaone ist ein Notfall-Empfängnisverhütungsmittel für Frauen, das innerhalb von fünf Tagen nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder Versagen der Empfängnisverhütung (z. B. bei gerissenem Kondom) einzunehmen ist.
Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.

Das neue Präparat verlängert die Zeit, in der eine Notfallkontrazeption angewendet werden kann.

Wie wird Ellaone angewendet?
Eine Tablette Ellaone wird so bald wie möglich und nicht später als fünf Tage nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder Versagen der Empfängnisverhütung eingenommen. Die Tablette kann zum Essen oder zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden. Wenn innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme Erbrechen auftritt, sollte eine weitere Tablette Ellaone eingenommen werden. Ellaone kann zu jedem Zeitpunkt im Verlauf des Menstruationszyklus eingenommen werden.

Wie wirkt Ellaone?
Damit eine Schwangerschaft eintreten kann, muss es zunächst zu einem Eisprung (Freisetzung einer Eizelle aus dem Eierstock) kommen, dann muss diese Eizelle befruchtet werden (d. h. sich mit einem Spermium vereinigen) und sich in der Gebärmutter einnisten. Das Geschlechtshormon Progesteron stimuliert die Bildung von Eiweißstoffen, die für das Timing des Eisprungs und die Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf den Empfang der Eizelle wichtig sind. Der Wirkstoff in Ellaone, Ulipristalacetat, wirkt als Modulator an den Progesteronrezeptoren, d. h. er bindet an die Rezeptoren, an die normalerweise das Progesteron bindet, und hindert so das Hormon daran, seine Wirkung zu entfalten.

Aufgrund dieser Wirkung an den Progesteronrezeptoren verhütet Ellaone den Eintritt einer Schwangerschaft, indem es den Eisprung stört und möglicherweise auch Veränderungen in der Gebärmutterschleimhaut hervorruft. Die häufigsten Nebenwirkungen sollen Bauchschmerzen und Menstruationsstörungen (Beschwerden im Zusammenhang mit der Regelblutung) sein.

Zusammenfassung

Welchen Unterschied gibt es zwischen dem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch und der postkoitalen Kontrazeption? Während die sogenannte „Abtreibungspille“ eine bereits eingetretene Schwangerschaft beendet, verhindert die postcoitale Pille die Einnistung der befruchteten Eizelle. Auch die pharmakologische Zusammensetzung ist eine völlig andere. Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch erfolgt mit dem Antigestagen Mifepriston, während die postcoitale Pille ein Gestagen oder eine Östrogen-Gestagen-Kombination enthält.

DIE PILLE DANACH KANN EINE EXISTIERENDE SCHWANGERSCHAFT NICHT BEENDEN.

Autor

Dr. Doris Linsberger