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Was ist schön?

Jetzt ist es also auch möglich, das Genitale von Frauen zu „verschönern“. Es reicht nicht mehr, das perfekte Gesicht, den perfekten Busen, einen straffen Bauch und modegerechte Hüften zu haben – auch das Genitale muss den gängigen Schönheitsvorstellungen entsprechen. Das ist kein Scherz: Der Modetrend „Genitalverjüngung“ aus den USA hat Österreich längst erreicht: Eine rasche Internetrecherche ergab deutlich mehr als eine Handvoll plastischer Chirurgen, die Schamlippenverkürzung, Vaginaverengung und Klitorisversetzung anpreisen. Schönheit, Glück und sexuelle Erfüllung sind die Versprechungen, die Frauen gemacht werden, wenn sie sich einer Vaginaverjüngung – wie dies beschönigend genannt wird – unterziehen.
Das Gegenteil kann der Fall sein: Beschädigte Nerven, schlecht vernarbtes Gewebe, Störungen beim sexuellen Empfinden – alles Ergebnisse der „Intimchirurgie“.

Abgesehen von diesen handfesten Schäden fragt sich die Autorin: Muss alles, was medizinisch möglich ist auch erlaubt sein? Sollte es ethische Standards geben, die Frauen mit einer Körperwahrnehmungsstörung den Besuch beim Psychotherapeuten nahelegen, bevor sie sich unters Messer legen?

Die renommierte plastische Chirurgin Prof. Dr. Hildegunde Piza nennt die Genitalchirurgie zum Zwecke der „Verschönerung“ eine „Tragödie“ und spricht kritisch von „Wunschmedizin“. Aber: Wie entstehen Wünsche? Wer setzt die Maßstäbe für Schönheit fest? Und müssen plastische Chirurgen und Chirurginnen tatsächlich jedem Trend folgen?

Dieser Kommentar erschien zuerst in der Ärztewoche Nr. 43/2007

Autor

Sabine Fisch (Januar 2011)