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Diabetes, Depression und Sexualstörungen
Depressionen sind eine häufige Begleiterscheinung von Diabetes. Dennoch wird die Depression oft übersehen, weil die PatientInnen die Symptome oft aus Schamgefühl nicht direkt ansprechen. Häufig werden körperliche Symptome, die die Depression begleiten, in den Vordergrund gestellt.
Häufigkeit
Rund 100.000 Menschen in Österreich sind von Diabetes UND Depressionen betroffen (siehe Bild 1).
Fast jeder dritte Patient/ jede dritte Patientin mit Typ 2 Diabetes mellitus in der täglichen Praxis leidet an behandlungsbedürftigen depressiven Episoden unterschiedlichen Schweregrades oder an wiederkehrenden depressiven Störungen (siehe Bild 2).
Symptome
Körperliche Symptome bei Depression sind:
• Müdigkeit
• Erschöpfungsgefühl
• Schlafstörungen
• schlechter Appetit oder auch
• Heißhungeranfälle
Psychische Symptome sind:
• traurige Grundstimmung
• keine Freude im Alltag
• wenig Interesse am Leben
• man kann sich schlecht „aufraffen“ etwas zu unternehmen
Meist leidet auch der Selbstwert. Die Betroffenen empfinden - zusätzlich zu den oben beschriebenen Symptomen - ein deutlich reduziertes Selbstwertgefühl.
Diagnose
Wenn die Symptome mindestens vier Wochen lang andauern, kann die Diagnose Depression gestellt werden.
Mit einigen einfachen Fragen kann die Depression erkannt werden:
- Was macht Ihnen Freude im Leben?
- Was macht Ihnen Spaß?
Wenn den PatientInnen dann lange nichts einfällt, ist das ein Signal - da liegt was im Argen.
Zur definitiven Abklärung kann ein ausführlicher Fragebogen (z.B. Beck Depression Inventory) verwendet werden. Diesen Test können Sie hier nachlesen.
Ursache
Die Depression entsteht bei Diabetes mellitus durch mehrere Mechanismen:
1. Veränderungen der Hormone
Veränderung der Hormone, z.B. des Cortisolspiegels.
Cortisol reguliert bzw. beeinflusst viele Funktionen im zentralen Nervensystem wie
- Erregung,
- Denken,
- Stimmung,
- Schlaf,
- Aktivität des Immunsystems,
- Ablauf der Entzündungsreaktion,
- Stoffwechselprozesse,
- Reproduktion und Wachstum.
Ein zu hoher Cortisolspiegel kann zu erheblichen Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression führen, aber auch zu tiefe Cortisolspiegel haben Auswirkungen auf die Stimmung.
Metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus, Depression, Adipositas, Hypertonie, Atherosklerose und andere Krankheitsbilder haben eine Cortisol-regulierte Komponente, d.h. der Cortisolspiegel spielt eine direkte oder indirekte Rolle bei der Entstehung.
2. Zunahme von Substanzen die im Bauchfettgewebe gebildet werden
Etwa Zytokine. Bei der viszeralen Adipositas nimmt das Bauchfettgewebe zu. Dieses Fettgewebe produziert viele Substanzen, unter anderen auch Zytokine wie TNF-Alpha und Interleukine. Insbesondere Interleukin-6 scheint eine Rolle bei der Entstehung der Depression zu spielen.
3. Belastung durch die chronische Krankheit.
Viele Menschen fühlen sich durch die Anforderungen, die Diabetes mellitus an das Verhalten stellt, überfordert: Veränderung der Ernährungsgewohnheiten, mehr körperliche Bewegung, Gewichtsreduktion, Blutzuckermessen, etc.
Auswirkungen auf die Sexualität
Die Depression hat natürlich auch Auswirkungen auf die Sexualität. PatientInnen mit Depression sind oft mit der Diabetestherapie überfordert („Sie können nicht mehr!“) und resignieren dann. Daraus resultiert eine schlechte Blutzuckereinstellung, die wiederum zur schlechten Funktion der kleinen Gefäße, die für die sexuelle Erregung wichtig sind, führt.
Außerdem kommt es durch den hohen Blutzucker zur Austrocknung der Schleimhäute, insbesondere auch in der Scheide. Schmerzhafter Sex ist kein guter Sex und damit kommt es zum Rückzug.
Die Nervenschädigung durch hohe Blutzuckerspiegel hat ebenso einen Anteil an der sexuellen Störung, da Empfindungen über das Nervensystem übertragen werden. Auch die Veränderung der Hormone durch die Depression spielt eine Rolle.
Insgesamt leistet auch die depressive Stimmung ihren Beitrag zum Rückzug vom Sexualleben.
Lösungsansätze
Als Behandlungsmöglichkeiten der Depression bei Diabetes bieten sich Psychotherapie und Medikamente an. Von den Medikamenten muss darauf geachtet werden, dass das Antidepressivum nicht die sexuelle Störung verstärkt. Milnacipran (Ixel®) und Bupropion (Wellbutrin®) sind Medikamente die die Sexualität nicht wesentlich beeinflussen.