Syphilis (Lues, harter Schanker)
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Syphilis (Lues, harter Schanker)
Syphilis wird durch beim Geschlechtsverkehr übertragene Bakterien verursacht. Der Krankheitsverlauf erfolgt in verschiedenen Stadien, zu Beginn treten geschwürartige, schmerzfreie oder schmerzarme Knoten an den Genitalien auf, die nach einer Weile wieder verschwinden. Bei Nichtbehandlung kann es zu schweren Schädigungen von Organen und Zentralnervensystem kommen.
Definition
Syphilis ist eine weltweit verbreitete Geschlechtskrankheit, Erreger ist das Bakterium Treponema pallidum.
Häufigkeit
Nach der Entwicklung des Penicillins gingen die Erkrankungszahlen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich zurück. Seit Ende der 1990er Jahre steigt die Inzidenz wieder deutlich an.
Ursache
Die Übertragung erfolgt in der Regel über direkte sexuelle Kontakte. Das Bakterium dringt dabei durch kleinste Läsionen der vaginalen, oralen oder analen Schleimhaut oder Haut in den Körper ein.
Symptome
Typisch für Syphilis ist ein chronischer, stadienhafter Verlauf.
Primärstadium - Lues I
Durchschnittlich drei Wochen nach der Ansteckung erscheint an der Stelle, an der die Bakterien in Haut oder Schleimhaut eingedrungen sind, ein schmerzloses oder schmerzarmes Geschwür, dessen Randbereich verhärtet ist. Deshalb wird das Geschwür auch als harter Schanker (Ulcus durum) bezeichnet. Dieser sogenannte Primäraffekt ist hoch ansteckend.
Ein bis zwei Wochen später kommt es zu einer schmerzlosen Schwellung der benachbarten Lymphknoten. Auch unbehandelt heilen die Geschwüre von selbst nach etwa vier bis sechs Wochen ab, weshalb die Erkrankung je nach Lokalisation des Primäraffektes (z.B. oral, vaginal oder anal) oft ignoriert wird oder unerkannt bleibt.
Sekundärstadium - Lues II
Das Sekundärstadium der Syphilis beginnt etwa in der 9. Woche nach der Infektion durch die Verbreitung der Erreger über Blut und Lymphe. Dabei kommt es in der Regel zu einer generalisierten, schmerzlosen Schwellung der Lymphknoten. Allgemeinsymptome wie grippeartige Beschwerden fehlen in der Regel.
Das häufigste Erscheinungsbild der Lues II ist
- ein generalisierter, zunächst im Hautniveau liegender Ausschlag (Exanthem), auch makulöses Syphilid oder Roseola genannt.
- In der weiteren Folge können die Läsionen über das Hautniveau erhaben werden, typisch ist dabei ein Befall von Handflächen und Fußsohlen (Palmo-Plantar-Syphilid).
- Im Genitalbereich können sich nässende Erhabenheiten finden (Condylomata lata), welche hochinfektiös sind.
- Die Mundschleimhaut ist ebenfalls oft betroffen, typisch ist eine klinisch charakteristische Angina (Angina specifica syphilitica).
- Weiters kann es zu einem reversiblen Haarausfall kommen, welcher entweder lokalisiert ist (sogenannte „Mottenfraßalopezie“) oder diffus.
Die Dauer der Lues II ist variabel. In der Regel klingen die klinisch asymptomatischen Läsionen nach spätestens zwei bis drei Jahren ab.
Lues latens - serologische Lues
Nach Ablauf der Lues II ist die Infektion nur mehr anhand der im Blut nachweisbaren Antikörper gegen den Erreger Treponema pallidum nachweisbar. Dieses klinisch asymptomatische Stadium wird als Lues latens bezeichnet. Bis zu zwei Drittel aller mit Lues infizierten und nicht behandelten Patienten bleiben lebenslang in diesem Stadium und entwickeln keine Spätkomplikationen.
Teritärstadium - Lues III
Nach einer Latenzzeit von durchschnittlich drei bis fünf Jahren kommt es bei etwa einem Drittel der unbehandelten Patienten zum Tertiärstadium.
- An der Haut bilden sich Knoten, die oft gummiartig verhärtet sind (sogenannte „Gummen“), die geschwürig zerfallen können.
- Durch Ausbreitung der Erreger im Körper können innere Organe befallen sein, zum Beispiel der harte Gaumen, Leber, Knochen und Muskelgewebe.
- Besonders gefährlich ist eine Entzündung der Hauptschlagader in der Brust (Aorta thoracalis), welche als Spätkomplikation bis zu 30 Jahre nach einer Infektion zu einer Aussackung führen kann (Aortenaneurysma). Dadurch besteht die Gefahr einer Aortenruptur (Riss der Aorta), welche aufgrund des raschen Blutverlustes eine sehr hohe Sterblichkeitsrate aufweist.
Quartärstadium - Metalues
- Durch Eindringen der Keime ins zentrale Nervensystem kommt es zu einer chronischen Hirnentzündung (Syphilis cerebrospinalis), die zu Demenz führt. Die sogenannte progressive Paralyse äußert sich durch den zunehmenden Abbau der intellektuellen Fähigkeiten, sowie Gang- und Sprachstörungen.
- Durch Ausbreitung auf das Rückenmark und seine austretenden Nerven entwickelt sich die Tabes dorsalis. Dabei sind das Gehen und die Kontrolle über Blase und Darm gestört.
Diagnose
Im Stadium der Lues I kann der Erreger direkt aus dem Gewebe des Geschwürs (Ulcusgewebe) mikroskopisch nachgewiesen werden. Zur Diagnosebestätigung bzw. in späteren Erkrankungsstadien erfolgt der Infektionsnachweis mittels eines Nachweises von Syphilisantikörpern im Blut des Patienten, der Patientin.
Der TPHA-Test (= Treponema-Pallidum-Hämagglutinations-Assay) beruht auf dem Nachweis von spezifischen Antikörpern gegen den Erreger. Der Test bleibt auch nach erfolgreicher Behandlung lebenslang positiv (sogenannte „serologische Narbe“).
Beim VDRL-Test (= Venereal-Disease-Research-Laboratory-Test) handelt es sich um einen unspezifischen Antikörper gegen eine Mischung aus Cardiolipin, Lecitihin und Cholesterin. Während er zur Diagnostik der Syphilis nicht verwendet werden kann, da er zum Beispiel während der Schwangerschaft oder im Rahmen von Autoimmunerkrankungen falsch positiv sein kann, ist er zur Verlaufskontrolle nach einer Therapie geeignet. Im Gegensatz zum spezifischen TPHA-Test kommt es nämlich nach erfolgreicher Syphilisbehandlung oder lang zurückliegender Infektion mit Abnahme der Keimzahl zu einer Negativierung des VDRL-Testes.
Lösungsansätze
Da das Bakterium Treponema pallidum auch nach über 60 Jahren keine Resistenzen gegen Penicillin ausgebildet hat, ist es das Mittel der Wahl zur Behandlung der Syphilis in allen Krankheitsstadien. Aufgrund der langsamen Vermehrung der Erreger ist eine Behandlungsdauer von mindestens 14 Tagen, in späten Stadien und bei Neurolues von 21 Tagen notwendig.
Im Stadium I und II sowie im frühen Latenzstadium ist eine intramuskuläre Depotinjektion (Benzathin-Penicillin 2,4 Mio.) ausreichend.
Im Stadium der Spätlatenz sowie im Tertiärstadium werden drei solcher Injektion in einwöchigem Abstand appliziert.
Im Stadium IV (Neurosyphilis) muss zum Aufbau ausreichender Wirkspiegel im Gehirn Penicillin intravenös verabreicht werden.
Bei Vorliegen einer Penicillinallergie ist das Mittel der Wahl Doxycyclin per os, je nach Krankheitsstadium durch zwei bis vier Wochen hindurch.
Vorbeugende Maßnahmen
Die Verwendung von Kondomen kann vor einer Infektion mit Syphilis schützen!
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