Probleme mit der Blasenentleerung sind viel häufiger als allgemein bekannt ist. Für Menschen mit Blasenentleerungsstörungen kann die intermittierende Selbstkatheterisierung eine gute Möglichkeit bieten, ihr Leben so normal und unbeeinflusst wie möglich zu gestalten.
Ursachen für Blasenentleerungsstörungen
Sie können eine ganze Reihe von Ursachen haben: Das Spektrum reicht von Störungen im Nervensystem über Erkrankungen der Prostata bis hin zu Problemen mit der Muskelfunktion in der Blase. Auch verschiedene Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Diabetes können sich negativ auf die Blasenentleerung auswirken. Nicht zuletzt können Verletzungen, wie etwa Wirbelsäulenverletzungen zu Störungen der Blasenentleerung führen. Und - was vielen unbekannt erscheinen mag - auch bestimmte Medikamente können zur Störung der Blasenentleerung führen. Dazu gehören etwa Betablocker, die zur Blutdrucksenkung zum Einsatz kommen.
Definition ISK
Beim intermittierenden Selbstkatheterismus (ISK) wird in regelmäßigen Abständen ein dünner, flexibler Schlauch - der Katheter - in die Blase eingeführt. Die Blase wird vollständig entleert und der Katheter langsam wieder entfernt.
Der intermittierende Katheterismus ist keine neue Erfindung. Alte Schriftstücke zeigen, dass bereits die alten Ägypter und Römer den ISK praktizierten. Heute ist der ISK die bevorzugte Behandlungsform von Blasenentleerungsstörungen.
Handhabung
Am Anfang mag es ungewöhnlich erscheinen, die Blase mittels eines Katheters zu entleeren. Die meisten Anwender finden es aber sehr einfach zu erlernen, sich selbst zu katheterisieren. Beinahe jeder kann ISK durchführen. Schon Kinder ab circa fünf Jahren können lernen, sich selbst zu katheterisieren. Viele Menschen mit eingeschränkter Mobilität und eingeschränkter Funktion der Hände praktizieren regelmäßig ISK.
Mit etwas Übung dauert es nur einige Minuten, Ihre Blase mittels ISK zu entleeren. Am Anfang mag es Ihnen schwer fallen, den Katheter selbst in die Harnröhre einzuführen, aber Ihre Krankenschwester oder Ihr Pfleger wird Ihnen dabei helfen, die richtige Technik zu finden. Stellen Sie Ihrem Arzt oder der zuständigen Schwester so viele Fragen, bis Sie sich ganz sicher fühlen. Schnell werden Sie die für Sie am besten geeignete Sitzposition und Methode finden, sich zu katheterisieren, so dass es für Sie schon bald eine Selbstverständlichkeit sein wird, einen Katheter zu benutzen.
Empfinden
Vorausgesetzt, Sie benutzen die für Sie richtige Kathetergröße und befolgen die Instruktionen des Pflegepersonals, können Sie zu Anfang den Katheter als etwas unangenehm empfinden, aber die meisten gewöhnen sich schon nach kurzer Zeit gut daran. Sollten Sie jedoch über längere Zeit die Katheterisierung als störend empfinden, nehmen Sie bitte Kontakt mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Krankenschwester/Ihrem Krankenpfleger auf.
Es kann sein, dass Sie einen stärkeren Druck spüren, wenn Sie den Katheter am Schließmuskel vorbei führen. Männer können dieses Gefühl auch haben, wenn sie die Prostata passieren. Aber machen Sie sich hierüber keine Gedanken, dies ist völlig normal. Atmen Sie tief durch oder husten Sie einige Male, was Ihnen helfen wird, Ihren Schließmuskel zu entspannen.
Sicherheit
Wenn Sie die richtige Kathetergröße verwenden und die Anweisungen Ihres Pflegepersonals genau befolgen, ist es so gut wie unmöglich, dass Sie beim Katheterisieren Ihre Blase oder Harnröhre verletzen, auch wenn Sie ISK über längere Zeit anwenden.
Auswirkungen
ISK mit dem richtigen Katheter ist die beste Möglichkeit Ihre Blase zu entleeren. Wenn Sie es einmal geschafft haben ISK in Ihren Tagesablauf zu integrieren, wird es Sie nicht davon abhalten, ein ganz normales Leben zu führen. Sie gewinnen Freiheit und Lebensqualität zurück, wenn Sie die Blase kontrollieren und nicht die Blase sie kontrolliert.
AnwenderInnen bestätigen, dass ISK am Anfang nicht leicht fällt, sich aber schon nach einiger Zeit die anfänglichen Mühen auszahlen.
Routine
Sie sollten eine gewisse Routine entwickeln, um ISK in Ihren Tagesablauf einzubinden. Versuchen Sie, bestimmte Situation und Zeiten zu finden, die sich anbieten, um ISK durchzuführen, zum Beispiel in den Kaffeepausen oder vor dem Mittagessen. So werden Sie es schaffen, ISK durchzuführen, ohne dass Sie in Ihrem normalen Tagesablauf unterbrochen werden. Wenn möglich, hinterlegen Sie einige Katheter dort, wo Sie sich häufig aufhalten, zum Beispiel am Arbeitsplatz, bei FreundInnen, im Wochenendhaus oder bei Ihren Verwandten.
Sexualleben
Ohne Zweifel wird ISK Ihr Sexualleben auf sehr positive Weise beeinflussen. Sie werden wieder sexuelle Beziehungen haben können, ohne dass Sie ungewollten Harnabgang oder Unannehmlichkeiten befürchten müssen.
Häufigkeit der Durchführung
Die Häufigkeit der Katheterisierung variiert von PatientIn zu PatientIn. Die Anzahl hängt von Ihren Beschwerden, der Trinkmenge und Ihren Medikamenten ab. Als Faustregel kann man sagen, dass die Blase beim Erwachsenen (bei Kindern abhängig vom Alter) nie mehr als 350 bis 400 ml Urin enthalten und vier bis sechs Mal am Tag entleert werden sollte. Ihr Arzt/Ihre Ärztin wird Sie darüber informieren, wie oft Sie ISK durchführen sollten.
Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie das Katheterisieren ein oder zweimal vergessen sollten. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass es nicht zu häufig geschieht, da dies zu Harnwegsinfektionen und ungewolltem Harnabgang führen kann.
Zeitspanne
Wie lange Sie sich katheterisieren müssen, hängt von Ihren persönlichen Hintergründen ab. Manchmal ist es notwendig, ISK nur für eine kurze Zeit durchzuführen, zum Beispiel nach einer Operation oder während sich die Blase regeneriert und zu ihrer normalen Funktion zurück findet. Manche Menschen müssen ISK aber Ihr Leben lang durchführen, weil sie beispielsweise eine Rückenmarksverletzung erlitten haben, die nicht mehr zu heilen ist.
Umfeld
Die Tatsache, dass Sie einen Katheter benutzen, um ihre Blase zu entleeren, ist Ihnen nicht anzusehen. Wenn Sie nicht darüber sprechen, wird es niemand erfahren. Es kann aber hilfreich sein, hierüber mit einer Ihnen nahestehenden Person zu sprechen, wie zum Beispiel mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin, den Eltern oder anderen Familienmitgliedern und engen FreundInnen. Es kann sinnvoll sein, wenn diese Sie unterstützen können, sollte es von Nöten sein.
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