Lüscher Farbtest - Die Farben der Liebe

3 minuten Lesezeit . Written by OMR Univ.-Lektor Dr. Heinrich Wallnöfer

Lüscher Farbtest - Die Farben der Liebe

Professor Max Lüscher schreibt am Beginn seines Buches über die Farben der Liebe: "Die persönliche Bevorzugung oder Ablehnung einer Farbe zeigt die Einstellung und den subjektiven Zustand, ähnlich dem Fieber auf dem Thermometer.“

Er umreißt damit in einfachen Worten was der Farbtest wirklich kann: Sowohl den Zustand unserer Lebensnerven als auch unseren seelischen Zustand, einschließlich unserer erotischen Befindlichkeit bewusst zu machen. Hier, wo es um die Liebe und Erotik geht, macht er sehr klare Aussagen zu einem immer noch tabuisierten und - wenn wir ehrlich sein wollen - auch angstbesetzten Thema.

Vier Farben

Es sind vier Farben, die Lüscher dem Menschen vorlegt:

Orangerot - steht für die sexuelle Erregbarkeit
Lachsrosa - steht für die erwartungsvolle Hingabe
Magentaviolett - steht für die einfühlsame Resonanz
Dunkelblauviolett - steht für die Hingebungsvolle Bindung.

Also etwa so wie auf den Bildern. (Es handelt sich hier nicht um die Original Lüscher Farben!)

24 erotische Typogramme

Die Versuchsperson wird nun gefragt: Wie empfinden Sie eine erotische Liebesbeziehung? Welche von den vier Farben entspricht ihr am besten, am zweitbesten und am wenigsten. Man hat insgesamt 24 Wahlmöglichkeiten und daher gibt es auch als Ergebnis 24 „erotische Typogramme“, die Auskunft über

• die sexuelle Erregbarkeit
• die erwartungsvolle Phantasie
• die einfühlende Resonanz und
• die hingebungsvolle Bindung

geben, also für die Eigenschaften, die die oben genannten Farben verkörpern.
Diese vier Kategorien sagen natürlich nicht alles über die “Liebe” aus, aber sie repräsentieren sehr wesentliche Punkte.

Ergebnisse

Wenn man mit Interessierten die Testergebnisse durcharbeitet, so schätzen sich die meisten selbst wenigstens sehr ähnlich ein.

Die Ergebnisse regen zum Nachdenken an. So fragen sich immer wieder Menschen, warum sie letztlich doch keine stabile Beziehung erreichen können, obwohl sie sie - eher verstandesmäßig - doch als sehr wünschenswert ansehen. Wir sehen in solchen Fällen in der Paarberatung dann nicht selten als Ergebnis der Farbwahl:

Orangerot - Magentaviolett - Dunkelblauviolett
(3 - 4 - 2)

Daraus resultierendes Typogramm

Daraus resultierendes Typogramm (siehe Abbildung):
Die „sexuelle Erregbarkeit“ erreicht mit 5 Punkten den höchsten Wert, die „erwartungsvolle Phantasie“ kommt mit 3 Punkten auch noch bis über die Hälfte der Skala, während die (für eine dauernde Beziehung so wichtige) „einfühlende Resonanz“ mit nur einem Punkt sehr mäßig ist, ebenso wie die nicht minder wichtige „hingebungsvolle Bindung“.

Erläuterung

Lüscher schreibt nun in der näheren Erläuterung, dass „einschneidende Enttäuschungen“ und „wenig Vertrauen“ die Einstellung zur Sexualität prägen. Offensichtlich sind es wirklich die Enttäuschungen - wie immer sie gewesen sein mögen - die die Menschen, die diese Farben bevorzugen, prägen, auch wenn sie es in dieser Klarheit bisher noch nicht gesehen haben.

Beim Arbeiten mit „der Vergangenheit“ kommen die verschiedensten „Enttäuschungen“ - sie können bis in die Kindheit reichen - und die verschiedensten Gründe, nicht (mehr) zu vertrauen, zu Tage.

Skeptiker werden sagen, dass eben jeder Mensch seine Enttäuschungen erlebt hat, jeder schon betrogen wurde, also diese Antworten für jeden gelten. Das stimmt aber offensichtlich nicht. Denn beim nächsten Probanden liest man dann unter Umständen - wieder sehr präzise formuliert - dass er mit den Zahlen 123 „kein Draufgänger“ ist, eine nur sehr schwache „sexuelle Erregbarkeit“ hat, aber sehr bereit „zur zärtlicher Anhänglichkeit“ ist. Wir bekommen also ein sehr krasses Entweder - Oder vorgelegt.
In dem das Buch abschließenden Seminarbericht bringt Lüscher dann dem Leser seine Einstellung zu den Begriffen Liebe, Eifersucht, Glaube, Beziehung und anderen, für das Thema wichtigen „Grundbegriffen“ nahe.