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PSA - prostataspezifisches Antigen
Das prostataspezifische Antigen ist ein organspezifischer Tumormarker, der zur Prostatakrebsvorsorge im Rahmen des sogenannten opportunistischen Screenings zum Einsatz kommt. Das heißt, der informierte und aufgeklärte Patient kommt zum Arzt (Urologen), um die Untersuchung durchführen zu lassen.
Historisches
1971 wurde es als Gamma-Seminoprotein im Prostatagewebe identifiziert und 1979 charakterisiert. Der Serumnachweis gelang 1980. 1994 erfolgte die FDA-Zulassung für die klinische Routine zur Prostatakrebsfrüherkennung.
Beschaffenheit
Beim PSA handelt es sich um ein Glykoprotein, eine Protease aus der Gruppe der Kallikreine mit einem Molekulargewicht von 34 kD, das von den Drüsenzellen der Prostata ins Seminalplasma (Ejakulat ohne Spermien) abgesondert (sezerniert) wird (> 1mg/ml). Seine biologische Funktion besteht in der Verflüssigung des Ejakulatkoagels (Sperma).
PSA wird sowohl von normalen als auch von gutartig vergrößerten oder bösartig entarteten Prostatazellen „herausgepresst“ (exprimiert) und einerseits in das Seminalplasma und andererseits in die Blutbahn abgegeben. Die Konzentrationen im Sperma sind dabei ca. 1000 Mal höher als im Blut.
Im Serum ist das PSA zu 65-90% an das alpha 1-Antichymotrypsin und das alpha2-Makroglobulin (Antiproteasen) gebunden. Ein kleiner Teil des PSA liegt in freier Form (f PSA bzw. freies PSA) vor. Beide zusammen ergeben das Gesamt-PSA, das bei der routinemäßigen PSA-Bestimmung gemessen wird. Die Halbwertszeit des PSA liegt bei 2-3 Tagen.
Entzündungen der Prostata, Harnwegsinfekt, Radfahren, Sex, Manipulationen an der Prostata (digito-rektale Untersuchung, Zystoskopie, Prostatabiopsie) und verschiedene Medikamente können zu einer Erhöhung (z.B. Vitamin C) bzw. Erniedrigung (5-Alpha-Reduktase-Hemmer, Antiandrogene) des Serum-PSA-Wertes führen.
Prostatakrebsvorsorge
Heutzutage ist das prostataspezifische Antigen aus den urologischen Vorsorgeprogrammen zur Früherkennung des Prostatakarzinoms (PCa.) nicht mehr wegzudenken. Durch dieses opportunistische Screening sind mittlerweile 65-80 % aller heutzutage diagnostizierter Prostatakarzinome im Stadium 1 bzw. 2, d.h. organbegrenzt, und damit heilbar, in der Vor-PSA-Ära war das Verhältnis genau umgekehrt.
Altersempfehlung zur Vorsorgeuntersuchung
- Ab dem 45. Lebensjahr sollte jeder Mann in Österreich seine/n Urologen/in aufsuchen, um diese Vorsorgeuntersuchung (VU) bestehend aus PSA-Bestimmung und digito-rektaler Untersuchung (dabei wird der Enddarm mit dem Finger untersucht) durchführen zu lassen.
- Männer mit einer positiven Familienanamnese, d.h. bei deren Vater oder Bruder bereits ein Prostatakarzinom diagnostiziert wurde, sollten bereits ab dem 40. Lebensjahr mit der Vorsorgeuntersuchung beginnen.
- Die Deutsche Gesellschaft für Urologie empfiehlt in ihren 2009 veröffentlichen Leitlinien generell bereits das 40. Lebensjahr.
- Diese Vorsorgeuntersuchung sollte in jährlichen Abständen (siehe auch PSA-Velocity) durchgeführt werden. Liegt der PSA-Wert unter 1.0 ng/ml, kann das Intervall bis zum 50. Lebensjahr auf zwei Jahre ausgedehnt werden.
Keine einheitliche Regelung findet sich bei der Frage, bis zu welchem Lebensalter die Vorsorgeuntersuchung durchgeführt werden sollte. Als Orientierung kann die Regel gelten, dass Männer, deren Lebenserwartung aufgrund des Alters, des Allgemeinzustandes und zusätzlicher Erkrankungen im Rahmen einer Grunderkrankung (Komorbiditäten) unter zehn Jahre liegt, nicht mehr einer kurativen, das heißt, einer auf Heilung ausgerichteten therapeutischen Behandlung zugeführt werden.
Wenn also keine Operation geplant ist, stellt sich die Frage, wozu das PSA bestimmt werden soll. Meist liegt die Altersgrenze für Operationen zwischen dem 70. und 75. Lebensjahr. Ausnahmen sind die PSA-Bestimmung im Rahmen der Tumornachsorge, bei suspektem digitalem Befund oder bei der Primumsuche.
Zur PSA-Bestimmung
Da das PSA mit einer geringen Spezifität (auch Richtignegativ-Rate) behaftet ist, wurden zusätzliche Parameter eingeführt, um diese zu erhöhen, denn das Senken des Cut-off-Wertes (Toleranzwert der festlegt, ab wann ein Testergebnis positiv bzw. negativ zu bewerten ist) erhöht die Zahl unnötiger Prostatabiopsien und führt zur vermehrten Therapie nicht signifikanter Prostatakarzinome mit ihren beträchtlichen Nebenwirkungen (Harninkontinenz, erektile Dysfunktion).
Ein einmalig erhöhter PSA-Wert ist noch kein Grund zur Prostatastanzbiopsie, sondern muss nach zwei bis drei Monaten kontrolliert werden (Eastham J.A. et al.: JAMA 289: 2695-2700, 2003). Wird der Erstbefund bestätigt, dann muss die ultraschallgezielte Gewebeentnahme unter antibiotischer Abschirmung in Lokalanästhesie durchgeführt werden.
Ratio freies/totales PSA
Übersteigt das Gesamt-PSA den altersspezifischen Grenzwert, dann muss das sogenannte Freie PSA bestimmt und damit das Größenverhältnis (Quotient) von freiem und Gesamt-PSA berechnet werden. Liegt dieser Quotient unter 18%, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die PSA-Erhöhung durch ein Karzinom verursacht wurde. Bei einer Ratio von 24% kann die gutartige Prostatavergrößerung (benigne prostatic enlargement, BPE) Grund der Erhöhung des Gesamt-PSAs sein. Die Ratio wird meist zur Indikationsstellung der Re-Biopsie der Prostata verwendet.
Alterspezifische Referenzwerte
Der ursprüngliche Cut-off-Wert von 4 ng/ml barg verschiedene Probleme. Zum einen wurden ältere Männer mit einer BPE unnötigen Prostatabiopsien unterzogen, während andererseits bei jüngeren Patienten Karzinome nicht diagnostiziert wurden. Um diesen Missstand zu ändern, wurden die alterspezifischen Referenzwerte (nach Oesterling) eingeführt.
PSA-Anstiegsgeschwindigkeit
Die jährliche Prostatakarzinomvorsorgeuntersuchung beim/bei der Facharzt/-ärztin für Urologie und Andrologie ermöglicht die Berechnung der PSA-Anstiegsgeschwindigkeit, d.h. um wie viel steigt das PSA von Jahr zu Jahr an. Eine gewisse jährliche Zunahme wird aufgrund des biologischen Verhaltens der Prostata (Größenzunahme ab dem 35. Lebensjahr) akzeptiert. Dieser Anstieg war für alle Altersgruppen mit 0.75 ng/ml/Jahr limitiert. Die 2007 publizierte Studienergebnisse des Duke Prostate Center (J Urol 2007, 177, 499-504) legen jedoch den Schluss nahe, dass bei jüngeren Männern (unter 60 Jahre), der jährliche Anstieg auf 0.4 ng/ml/Jahr gesenkt werden sollte.
PSA in der Tumornachsorge
Nach der radikalen Prostatektomie beispielsweise soll das PSA einen Nadir von 0.0 ng/ml erreichen. Jeder PSA-Anstieg ist für eine Rückkehr des Tumors (Rezidiv) verdächtig.
Zur Differenzierung von lokalem und systemischem Rezidiv kommt die PSA-Doubling Time (PSA-DT) zur Anwendung (Schmid H.P. et al.: Cancer 71: 2031-40, 1993). Die PSA-DT lässt sich auf www.nomograms.org berechnen.
• Eine kurze PSA-DT spricht für Mikrometastasen, die systemisch behandelt werden (Androgenblockade).
• Ist die Doubling Time größer als sechs Monate, dann liegt mit großer Wahrscheinlichkeit ein Lokalrezidiv vor, das auch ohne histologischen Nachweis bestrahlt wird.
Quelle:
Campbell´s Urology, 8th Edition, 2002: „ … The combination of PSA and DRE is the most powerful firstline test for assessing the risk of prostate cancer in an individual … “
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