Sexlügen - weit verbreitet - schlecht für die Partnerschaft
Haben Sie beim Sex schon mal gelogen? Sagen Sie jetzt nicht zu schnell nein, denn höchstwahrscheinlich haben Sie es getan. Sei es nun, dass der Orgasmus vorgeschwindelt, die Anzahl der bisherigen SexualpartnerInnen verschwiegen oder schamhaft gekürzt wurde oder die Fähigkeiten des Sexualpartners/der Sexualpartnerin in den höchsten Tönen gelobt werden: Sexlügen sind weit verbreitet - und nicht immer bezeichnen sie ein Fehlverhalten. Allerdings können Sexlügen zum Selbstläufer werden und damit das eigene Sexualleben gefährden.
Frauen lügen mehr
Sie ist nicht mehr ganz neu, die Studie, die der amerikanische Psychologe Robert S. Feldman 2002 publizierte, ihren Wahrheitsgehalt kann man ihr aber wahrscheinlich trotzdem nicht absprechen. Feldman untersuchte wie oft Menschen lügen, wenn sie sich selbst präsentieren. Und er kam zu ganz erstaunlichen Ergebnissen: Frauen lügen demnach beim und über Sex mehr als Männer. Sie täuschen Orgasmen vor, schwärmen ihren PartnerInnen vor, dass diese die „allerbesten“ wären und verkaufen ihren jeweiligen Liebhabern, dass sein bestes Stück auch das größte wäre.
Männer dagegen, so die Studie von Feldman, lügen eher um ihr Selbstwertgefühl zu steigern, um sympathischer und kompetenter zu wirken. Frauen wollen mit ihren Lügen ihren Partner/ihre Partnerin nicht verletzen.
Schummeln erlaubt
Eine andere Studie räumt mit der gängigen Vorstellung auf, dass Männer häufiger an Sex denken und auch mehr Sex haben würden als Frauen. Terri Fisher und Michele Alexander, zwei amerikanische Psychologinnen, haben eine Gruppe ihrer Probandinnen mit einem scheinbaren Lügendetektor (er funktionierte nicht) verkabelt, um ehrlichere Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Die andere Gruppe wurde ohne den Lügendetektor befragt. Es stellte sich heraus, dass Frauen, die scheinbar an den Lügendetektor angeschlossen waren, 4,4 SexualpartnerInnen angaben, jene dagegen, die einfach so befragt wurden, nannten nur rund drei SexualpartnerInnen.
Lügen verdrängt Vertrauen
Manchmal kann Rücksichtnahme sinnvoll sein. Im Bett allerdings dauerhaft zu lügen, kann sogar die Beziehung gefährden. Und was die Zahl der SexualpartnerInnen betrifft, die jeder Teil eines Paares vor der gerade gelebten Beziehung gehabt hat: Schamhaftes Verschweigen kann auch auf mangelndes Vertrauen hinweisen. Es muss aber auch nicht „geprotzt“ werden. In einer Beziehung ist zuhören am wichtigsten: Wenn die Partnerin/der Partner dezidiert die Frage nach der sexuellen Vergangenheit ihres Partners/ihrer Partnerin stellt, sollte diese auch wahrheitsgemäß beantwortet werden. Wird diese Frage dagegen nicht gestellt, besteht kein Bekenntnis“zwang“.
Wenn Sie aber eine erfahrene Liebhaberin/ein erfahrener Liebhaber sind, werden Sie das wohl irgendwo gelernt haben müssen - dann gegenüber der Partnerin/dem Partner anzugeben, man hätte bisher nur mit maximal drei PartnerInnen Sex gehabt, erscheint dann doch ein bisschen unglaubwürdig.
Die Orgasmuslüge 1
Eine der häufigsten Sexlügen in österreichischen Betten. Frauen lügen ihren SexualpartnerInnen aus verschiedensten Gründen vor, zum Orgasmus gekommen zu sein. Dazu gehört Rücksichtnahme auf den Partner/die Partnerin ebenso wie der Wunsch nach einer raschen Beendigung der sexuellen Begegnung oder Müdigkeit. Das kann ab und an problemlos sein, auf die Dauer ist dies aber kein wirklich sinnvolles Vorgehen. Den Partner/die Partnerin ständig zu belügen wirkt sich zwangsläufig irgendwann auch in anderen Bereichen der Beziehung aus und vermindert das Vertrauensverhältnis. Besser: Darüber reden, wie der Sex besser werden kann, öfter mal nein sagen, wenn einer der beiden gerade keine Lust hat und sich Zeit nehmen für den Sex. Auch sinnvoll: Zeigen Sie Ihrem Partner/Ihrer Partnerin, wo und in welcher Weise sie gestreichelt werden wollen, um zum Orgasmus zu kommen.
Die Orgasmuslüge 2
„Nein Schatz, es macht mir nichts aus, wenn ich keinen Orgasmus habe.“ Ach wirklich? Drehen wir den Spieß doch einmal um: Wie viele Männer kennen Sie, die diese Aussage treffen würden? Keinen. Das ist wohl keine Überraschung. Es ist schon richtig, viele Frauen streben es beim Sex mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin nicht jedes Mal an, zum Orgasmus zu kommen. Manchmal ist Sex auch ohne Höhepunkt schön. Dennoch: Dauerhaft ist Sex ohne Orgasmus wohl eher unbefriedigend. Auch hier gilt: Die Wahrheit sagen, darüber reden und zeigen, wie Sie angefasst werden wollen, damit es mit dem Orgasmus klappt.
Die häufigsten Sexlügen
spielen sich aber nicht nur „im Bett“ ab. Eine ganze Reihe von Mythen kreisen in der Gesellschaft, wenn es um dieses Thema geht. Hier eine kleine Auswahl:
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Die Größe des Penis spielt beim Sex keine Rolle!
Für viele Männer leider schon, hier spielt sicherlich die Pornoindustrie eine wesentliche Rolle, die grundsätzlich mit riesigen, ständig unter Dampf stehenden männlichen Gliedern, die zwei bis drei Stunden „können“, wirbt. Bei Mädchen und Frauen ist es dagegen eher umgekehrt: Sie haben Angst, das der Penis ihres Partners zu groß ist, und ihnen damit Schmerzen bereiten könnte. Der durchschnittliche erigierte Penis misst übrigens rund 15 Zentimeter. -
Wenn Männer nicht oft genug ejakulieren, kommt es zum „Samenstau“!
Eine Lüge, auf die vor allem Mädchen immer wieder gerne hereinfallen. Sie ist aber kompletter Unsinn. Sperma, das nicht ejakuliert wird, wird vom Körper abgebaut und hat keinerlei negativen Auswirkungen auf Männer. -
Während der Menstruation kann frau nicht schwanger werden!
Auch das ist Unsinn, und gefährlich dazu. Es ist zwar eher unwahrscheinlich, während der Regelblutung schwanger zu werden. Wer allerdings keinen ganz regelmäßigen 28-Tage-Zyklus hat, der kann das sehr wohl passieren. Spermien können bis zu fünf Tagen in einer Vagina überleben, bei einem kurzen Zyklus (etwa 24 Tage) geht sich das für eine Schwangerschaft aus. Also: Auch beim Sex während der Regelblutung gilt: Verhüten! -
Der Durchschnittsmann kann seine Erektion über mindestens 45 Minuten halten!
Eine weitere Sexlüge, die vollkommener Unsinn ist, viele Männer aber gewaltig unter Druck setzt (Stichwort: Pornoindustrie). Der durchschnittliche Geschlechtsverkehr dauert etwa eine Viertelstunde, so das Ergebnis einer Studie des Kondomherstellers Durex aus dem Jahr 2007. -
Männer sind promiskuitiver als Frauen!
Ebenfalls ein Mythos, der - wohl aus gesellschaftlichen Gründen - aber immer noch gerne aufrecht erhalten wird. Denn nach wie vor gilt: Männer mit viel Erfahrung gelten als tolle Lover, Frauen dagegen werden immer noch gerne schief angeschaut, wenn sie mit vielen Männern Sex hatten. Frauen, so die bereits zitierte Studie von Terry Fisher und Michele Alexander, sind etwa genauso promisk wie Männer, sie geben es nur nicht zu. -
Männer denken alle sieben Sekunden an Sex!
Das ist falsch. Einer Studie des McKinsey Institutes zufolge denken 54 Prozent der Männer jeden Tag mehrmals an Sex, 43 Prozent mehrmals pro Woche oder pro Monat und vier Prozent weniger als einmal im Monat. 19 Prozent der Frauen in dieser Studie gaben an, jeden Tag oder mehrmals täglich an Sex zu denken, 67 Prozent denken mehrmals pro Woche oder mehrmals pro Monat an Sex und 14 Prozent denken weniger als einmal monatlich an die „schönste Nebensache der Welt“. -
Die meisten Frauen kommen durch Geschlechtsverkehr allein zum Orgasmus!
Das ist Unsinn. Fast alle Frauen brauchen zusätzlich die Stimulation der Klitoris, um zum Höhepunkt zu kommen.