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Verhütung von A bis Z
Die richtige Verhütung hilft beim freien Umgang mit der Sexualität. Heute gibt es so viele gut untersuchte Methoden wie noch niemals zuvor.
Mit dem Thema Verhütung haben sich bereits die Menschen im alten Ägypten beschäftigt, freilich mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Erst im vorigen Jahrhundert ist es gelungen, effiziente, reversible und der weiblichen Gesundheit nicht abträgliche Verhütungsmittel (Kontrazeptiva) zu entwickeln. Die Möglichkeit der geplanten Elternschaft ist eine wichtige Errungenschaft der modernen Medizin.
Beratung
Noch nie gab es eine so breite und vielfältige Palette an verschiedenen Verhütungsmethoden. Frauen und Männer erwarten sich heute eine kompetente Beratung und eine ausführliche Information, wobei die
Ansprechpartner bei diesem Thema in der Regel Gynäkologen sind. Ziel der kontrazeptiven Beratung ist eine maximale Wirkung der Methode, eine gute Verträglichkeit, geringe Kosten sowie möglicherweise zusätzliche Vorteile.
Im ersten Schritt sollte die Patientin ermuntert werden, ihre Familienplanungsziele, Wünsche und aber auch ihre Ängste anzusprechen. Schließlich hat jede Patientin sehr individuelle und subjektive Sichtweisen von Kontrazeption. Unter Berücksichtigung der Lebensphase, ev. Beschwerden, medizinischer Risiken, Befunden/Diagnosen und natürlich dem soziokulturellen Hintergrund sollte gemeinsam mit der Patientin die richtige Methode gefunden werden. Frauen, die durch ein gutes Informationsgespräch jene Methode erhalten, die sie sich wünschen, verhüten wesentlich besser und gewissenhafter, sodass es seltener zu ungewollten Schwangerschaften kommt.
Pearl-Index
Die kontrazeptiven Maßnahmen werden in natürliche, mechanische und hormonelle Methoden eingeteilt. Zur Beurteilung der Sicherheit dient der Pearl-Index, der angibt, wie viele von 100 Frauen im statistischen Mittel schwanger werden, wenn sie ein Jahr hindurch mit der angegeben Methode verhüten.
Bei regelmäßigem, ungeschütztem Verkehr beträgt der Pearl-Index altersabhängig ca.
• 85 bei 20-jährigen Frauen,
• 50 bei 35-jährigen Frauen,
• aber nur noch 30 bei 40-jährigen Frauen,
• mit Einsetzen der Menopause beträgt er 0.
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Natürliche Methoden
Die natürliche Familienplanung (NFP) ermittelt ohne jeglichen Einsatz von chemischen Substanzen die fruchtbaren Tage im Zyklus der Frau. Diese Methode funktioniert nur bei regelmäßigem Zyklus.
Der Zeitpunkt des Eisprungs (Ovulation) wird
- mittels Temperaturmessung,
- Untersuchung des Zervixschleims (Billingsmethode) und
- mithilfe des Kalenders bestimmt.
- Die Kombination von Temperatur und Billingsmethode ist als symptothermale Methode bekannt, die bei richtiger Anwendung eine hohe Sicherheit hat.
Das Hormon Progesteron beeinflusst die Körpertemperatur, die zum Zeitpunkt der Ovulation am niedrigsten ist, mit ansteigendem Progesteronwert erhöht sich diese um etwa ein halbes Grad Celsius und fällt bei sinkendem Progesteronwert kurz vor Einsetzen der Menstruation wieder ab. Bleibt die Temperatur hoch, hat eine Befruchtung stattgefunden.
Inzwischen gibt es zur Wahrnehmung der Fruchtbarkeitszeichen am Markt verschiedene Hilfsmittel. Die Wirkung des Minimikroskops beruht auf der Veränderung des Zervixsekrets zur Zeit der Ovulation, der Computer Persona® bestimmt die fertile Phase durch Messung vonMucusmethode Estron-3-Glucuronid und LH im Harn.
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Barrieremethoden
Das Kondom ist sicher das älteste und bekannteste Verhütungsmittel. Bei fehlerfreier Anwendung und guter Qualität besteht eine relativ hohe Sicherheit. Der Vorteil des Kondoms besteht in der einfache Anwendbarkeit, es ist leicht erhältlich und darüber hinaus ein guter Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Das Femidon, das Kondom für die Frau, ist in Österreich nur auf Bestellung erhältlich und hat sich als Verhütungsmethode nicht durchgesetzt.
Das Diaphragma, die Fem-Cap und das Lea sind in Österreich kaum in Verwendung und auch nur mittels Bestellung erhältlich.
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Hormonelle Verhütung
Seit 1961 ist die „Antibabypille“ in Europa erhältlich. Die hormonelle Kontrazeption zählt zu den zuverlässigsten, reversiblen Methoden der Empfängnisverhütung. Zusätzliche therapeutische und präventive Wirkungen sind ebenso wie unerwünschte Nebenwirkungen abhängig von der Art und Dosis der Hormonkomponenten und der
individuellen Risikofaktoren.
Kombinierten oralen Kontrazeptiva (COC)
Kombinierte orale Kontrazeptiva sind Antibabypillen, die die beiden Hormone Östrogen als auch Gestagen enthalten. Vor der Erstverordnung von kombinierten oralen Kontrazeptiva (COC) ist eine genaue Eigen-, aber auch Familienanamnese erforderlich, um Gegenanzeigen (Kontraindikationen) wie kardiovaskuläre und thromboembolische Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen. Ebenso ist eine gynäkologische Untersuchung einschließlich der Brust und eines PAP-Abstrich unentbehrlich.
Die Anamnese gibt auch Auskunft über mögliche zusätzliche Vorteile der COC - wie etwa
• Akneverbesserung,
• Therapie von unregelmäßigen Zyklen,
• schmerzhafte Krämpfe bei der Periode (Dysmenorrhoe),
• Verminderung von Brustveränderungen sowie
• gutartige Tumore (Zysten) in den Eierstöcken (Ovarialzysten).
Die COC-Wirkung beruht auf Hemmung des Eisprungs, die in erster Linie durch das Gestagen gewährleistet wird. Das Östrogen ist in erster Linie für die Zykluskontrolle verantwortlich. Zwischenblutungen bestehen hauptsächlich in den ersten drei Zyklen, danach sind diese zumeist nicht mehr vorhanden. Daher ist eine Änderung der COC in den ersten drei Monaten nicht sinnvoll.
Orale Kontrazeptiva (OC)
Orale Kontrazeptiva (OC) haben eine hohe Schutzfunktion durch 50 Prozent Reduktion von Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) und Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom). Es gibt keine Nachweise, dass OC das Wachstum von Brustkrebs (Mammakarzinomen) mehr anregen als vom Körper selbst produzierte (endogene) Hormone. Durch die unterdrückte Hormonproduktion in den Eierstöcken ist die Gesamtwirkung der Sexualsteroide durch Einnahme von OC nicht erhöht.
Risiken
Thromboembolische Erkrankungen entstehen durch eine erhöhte Bereitschaft zur Blutgerinnung im venösen Teil des Kreislaufsystems. Thromboembolische Ereignisse zählen zu den unerwünschten Nebenwirkungen, die sehr selten auftreten. Das Risiko ist im ersten Anwendungsjahr und da insbesondere in den ersten drei Monaten am höchsten.
Anwenderinnen über 35 Jahren mit arteriellen Risikofaktoren haben ein gering erhöhtes Risiko für Schlaganfälle (Insulte) und Herzinfarkte (Myokardinfarkte).
Das thromboembolische Risiko liegt bei Frauen bis 44 Jahren insgesamt
• ohne COC bei 3-5 Ereignissen/10.000 Frauenjahre,
• bei schwangeren Frauen bei 8-40 Fällen,
• unter COC bei 1-10 Fällen.
Entscheidend für das absolute Risiko sind begünstigende Faktoren, sodass in diesen Fällen gestagenhältige Monopräparate, Intrauterinpessar (IUP) oder nicht hormonelle Methoden in Betracht kommen.
Menstruationsverschiebungen
Menstruationsverschiebungen bei Spontanzyklen sind durch Einnahme eines * monophasischen OC in der 2. Zyklushälfte ca. 1 Woche vor der zu erwartenden Menstruation möglich, und zwar so lange, bis eine Entzugsblutung erwünscht ist. Auch so genannte „Langzyklen“ sind durchführbar.
- Durch Einnahme eines monophasischen COC über z.B. 12 Wochen mit einer anschließenden 7-tägigen Pause, in der es zu einer Entzugsblutung kommt.
Besonders geeignet für Frauen, die unter menstruationsabhängigen Beschwerden leiden.
Weitere Möglichkeiten
- Mit dem Verhütungsring und dem Verhütungspflaster stehen aufgeschlossenen Frauen weitere Alternativen von hormonellen, kombinierten Verhütungsmethoden zur Verfügung.
- Mit reinen gestagenhältigen Präparaten besteht eine zusätzliche hormonelle Möglichkeit für Frauen, die COC nicht einnehmen wollen oder dürfen.
- Cerazette® ist die einzige östrogenfreie Pille, welche die Ovulation hemmt.
- Das Implanon-TX ist ein vier Zentimeter langes gestagenhältiges Kunststoffstäbchen, das unter die Haut in den Oberarm eingesetzt wird und rund drei Jahre für eine sichere Verhütung sorgt.
- Die Dreimonatsspritze gibt es in zwei Dosierungen, wobei ein Hormondepot i.m (Depocon®) oder s.c (Sayana®) gesetzt werden kann.
Bei allen reinen Gestagenpräparaten kommt es zu einer Hemmung des Eisprungs, einer Erhöhung der Zähflüssigkeit (Viskosität) des Zervixschleims und zu einer Veränderung des Blutungsmusters. Besonders in den ersten drei Monaten kommt es gehäuft zu einem Auftreten von irregulären Blutungen, die allerdings mit der Anwendungsfortdauer seltener werden. Für alle gestagenhältigen Präparate gilt die hohe empfängnisverhütende Sicherheit.
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Spirale (Intrauterine Pessare)
Das intrauterine Pessar (CU-IUP) - besser als Spirale bekannt - gibt es seit vielen Jahren, die Wirkung besteht in der Funktionseinschränkung der Spermien. Ein erhöhtes Risiko für entzündliche Erkrankungen besteht dabei nicht. Eine Variante ist das Gynefix®, das aus beweglichen Kupferperlen besteht.
Die levonorgestrelhaltige Mirena® hat nicht nur eine sehr hohe kontrazeptive Sicherheit, sie ist auch eine Möglichkeit die Menometrorrhagie (über die Phase der Menstruation hinaus anhaltende, übermäßig starke Monatsblutung, oft mit zusätzlichen Blutungen aus der Gebärmutter) zu therapieren.
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Sterilisation
Mit abgeschlossener Familienplanung und dem erreichten 25. Lebensjahr kann eine Sterilisation der Frau (Tubenligatur) oder des Mannes (Vasektomie) durchgeführt werden, wobei es zu keiner hormonellen Veränderung bei der Frau kommt, auch das Ejakulat des Mannes bleibt gleich.
Die Sterilisation ist eine sehr sichere Verhütung, allerdings bei der Frau mit einem nicht zu unterschätzendem Risiko verbunden. Im Beratungsgespräch sollte besonders auf das Komplikationsrisiko hingewiesen und nebenwirkungsarme Methoden empfohlen werden.
Weiterführende Artikel:
Sterilisation bei der Frau
Sterilisation beim Mann
Notfallverhütung
Nach ungeschütztem Verkehr stehen heute zwei „Notfall-Pillen“ zur Verfügung, die zu einer Verhinderung oder Verschiebung der Ovulation führen. Bei einer bereits erfolgten Einnistung einer Schwangerschaft sind die „Pillen“ allerdings unwirksam.
Nach Abschätzen des Risiko-Nutzen-Profils kann davon ausgegangen werden, dass bei unauffälliger Anamnese kein langfristiger gesundheitlicher Schaden für Frauen durch hormonelle Kontrazeptive entsteht.
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Quelle
Dieser Artikel erschien zuerst im ÄrzteMagazin 13/2011 und wurde mit freundlicher Genehmigung des Verlags in leicht bearbeiteter Form übernommen.
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