Liebe unter Hochdruck
Die Sexualmedizinerin Dr. Elia Bragagna berichtet in der „Sprechstunde“ von Fällen aus ihrer täglichen Praxis. Alle persönlichen Angaben der Patienten und Patientinnen wurden geändert, die Geschichten, Probleme und Lösungsfindungen entsprechen jedoch der Realität.
Herr Fritz R. (56) ist hin und her gerissen: Sein Arzt drängt ihn, Medikamente gegen seinen hohen Blutdruck zu nehmen. Er selbst aber hat Angst, durch die Medikamente impotent zu werden.
Angst der Partnerin
Der Patient kommt in Begleitung seiner Frau, die aufgebracht auf mich einredet. Ich soll ihrem Mann erklären, wie wichtig es für ihn sei, seine Medikamente einzunehmen. Schon sein Vater habe Hochdruck gehabt, habe nichts dagegen unternommen und sei schließlich an einem Schlaganfall gestorben. Nun hat sie Angst, dass ihrem Mann dasselbe Schicksal widerfährt, wenn er nichts dagegen tut. Besonders möchte sie wissen, ob denn wirklich alle Hochdruckmedikamente Erektionsstörungen verursachen.
Angst des Patienten
Herr R. erzählt dann, dass ihm schon lange aufgefallen war, weniger harte Erektionen zu haben. Der aufgesuchte Arzt hatte dann herausgefunden, dass er unter einem hohen Blutdruck leidet und ihm entsprechende Medikamente verschrieben. Die aber machten ihn am Anfang nicht nur ständig müde, sondern verschlimmerten seine Erektionsprobleme eher.
Da es ihm viel zu peinlich war, traute er sich nicht, mit seinem Arzt darüber zu reden. Außerdem hatte er Angst davor zu erfahren, dass er sich mit seinem Erektionsproblem abfinden müsse. Er fühlt sich viel zu jung, um sich von der Sexualität zu verabschieden und nicht ernsthaft gefährdet, wie sein Vater einen Schlaganfall zu erleiden.
Lösungsansätze
Ich merke, dass die Angst vor Erektionsstörungen für ihn viel bedrohlicher erscheint, als eine lebensbedrohliche Krankheit in möglichst ferner Zukunft. Weder beschwichtigende Worte noch Warnungen würden ihn dazu bringen, sich auf eine Therapie mit diesen Nebenwirkungen einzulassen. Ich hatte Glück, dass zu dieser Zeit gerade eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht worden war, die aufzeigte, welche Hochdruckmedikamente negative oder positive Einflüsse auf die Sexualität haben können. So ließ ich mir eine Tabelle mit den Medikamentengruppen anfertigen, um sie mit meinen Patienten zu besprechen.
Tatsächlich hatte Herr R. ein Medikament bekommen, das eher Erektionsstörungen verursacht. Beruhigend aber war für ihn, dass es noch eine Reihe anderer in Frage kommende Medikamentengruppen gibt. Was aber, wenn er trotz gutem Medikament auch künftig Erektionsstörung beibehielte? Auch hier konnte ich ihn beruhigen: Fast alle Hochdruckmedikamente sind mit den gängigen Potenzmittel kombinierbar. Er musste also nicht fürchten, in Zukunft ohne Sexualität leben zu müssen.
Einigermaßen erleichtert erhielt das Paar die Liste der in der Studie beschriebenen Medikamente, um dann mit dem behandelnden Internisten das passende Medikament auszusuchen.
Informationen
Ein Drittel aller Österreicher leidet an Bluthochdruck, 20.000 Personen pro Jahr erleiden in der Folge einen Schlaganfall! Lassen Sie Ihren Blutdruck unbedingt einstellen. Ihr Arzt kann das passende Medikament für Sie auswählen!
*Medikamentengruppen*___________________*tendenzielle Wirkung auf die Erektion*
Zentral (im Gehirn) wirksam_________________________negative - - -
Entwässernde Medikamente_________________________negative- -
β Blocker (Ausnahme Nebivolol)______________________negative-
Calcium Antagonisten______________________________neutral+/-
ACE Hemmer_____________________________________neutral+/-
α Blocker________________________________________positive+
Angiotensin Rezeptor Blocker (besonders Valsartan)_____positive +
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