Anders als bei vielen anderen sexuellen Störungen ist die sexuelle Aversion rein psychisch bedingt. Der Leidensdruck kann beträchtlich werden und bei sexuellen Konfrontationen bis hin zu Panikattacken führen.
Definition
Sexuelle Aversion ist eine anerkannte psychische Störung. Im Diagnostic and Statistic Manual IV wird sie so definiert:
Eine sexuelle Aversion kann bei einer Konfrontation mit sexuellen Situationen Panikattacken mit extremer Angst, Gefühlen des Schreckens, der Ohnmacht, Übelkeit bis zum Erbrechen, Herzklopfen, Schwindel und Atembeschwerden auslösen.
Das ICD-10, die Internationale Statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme definiert sexuelle Aversion als eine deutliche Aversion, Furcht oder Angst angesichts der Möglichkeit sexueller Aktivitäten mit PartnerInnen, sodass sexuelle Aktivitäten vermieden werden. Wenn es doch zum Geschlechtsverkehr kommt, geht dies einher mit starken negativen Gefühlen und der Unfähigkeit, Befriedigung zu erleben.
Häufigkeit
Zur sexuellen Aversion, die vor allem Frauen betrifft, existieren keine gesicherten Zahlen.
Als Störung wird die sexuelle Aversion zudem nur dann bezeichnet, wenn die betroffene Frau einen Leidensdruck verspürt.
Ursachen
Sehr häufig führen ungelöste partnerschaftliche Probleme zum Aufbau einer sexuellen Aversion, die zuvor nicht vorhanden war. Das können viele Dinge sein: Wenn der Partner viel häufiger Sex will als Sie, oder wenn Sie sich in Ihrem Körper nicht mehr wohlfühlen.
In anderen Fällen können Missbrauchserlebnisse oder traumatische Erfahrungen eine sexuelle Aversion nach sich ziehen.
Lösungsansätze
Wenn Sie unter einer sexuellen Aversion leiden - denn nur dann ist es auch eine Störung - sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Die Behandlung ist möglich, kann aber langwierig sein. Eine sexuelle Aversion kann sich über längere Zeit aufbauen - der „Abbau“ kann ebenso sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.
Sexualtherapie
Sexuelle Aversion ist eine rein psychische Störung. Körperliche Erkrankungen liegen diesem Problem - im Gegensatz zu so manchem anderen sexuellen Problem - nicht zu Grunde.
Wenn Sie Ihre sexuelle Aversion, Ihre Ablehnung von Sexualität, überwinden wollen und nur dann, kann eine Sexualtherapie dabei helfen. Eine solche Behandlung kann mehrere Monate dauern. Sie sollten sich wirklich nur dann auf eine solche Behandlung einlassen, wenn Sie selbst es sind - und nicht etwa nur Ihr Partner/Ihre PartnerIn - die an der Überwindung dieses Problems arbeiten wollen.
Was passiert in einer Sexualtherapie?
Kurz gefasst, basiert eine solche Therapie auf vier Säulen:
- Versagensangst und Vermeidungsverhalten abbauen
- Neues sexuelles Verhaltensrepertoire aufbauen
- Die Bedeutung der sexuellen Funktionsstörung für eine Beziehung klar machen
- Eventuelle frühe Ängste, Konflikte und/oder traumatische Ereignisse therapeutisch bearbeiten
In einer Sexualtherapie geht es darum, Ihre Schwierigkeiten und Probleme in einer wertschätzenden und nicht wertenden Umgebung zu besprechen und zu bearbeiten. Es ist sowohl möglich allein, als auch mit dem Partner/mit der Partnerin eine solche Beratung aufzusuchen.
In vielen Gesprächen wird dabei Ihre persönliche Geschichte, Ihr Beziehungserleben, Ihre Probleme und Ihre augenblickliche Situation analysiert. Ein weiterer Schritt ist dann die konkrete Bearbeitung der genannten Probleme. Dabei steht immer Ihr persönliches Befinden im Vordergrund. Es wird niemals gedrängt, sie selbst bestimmen das Tempo, mit dem Sie Ihr Problem aufarbeiten wollen. Selbstverständlich unterliegt die Sexualtherapeutin/der Sexualtherapeut der ärztlichen Verschwiegenheitspflicht.
Quelle:
Sexualtherapie: Diagnostik und Therapie, Prof. Dr. Kurz Hahlweg, TU Braunschweig, Institut für Psychologie